BVM Essen bildet BOBs aus

Im Gespräch mit Ingolf Pfeifer

Die Nachwuchswerbung ist ein zentrales Thema des Bundesverbandes Metall (BVM). Welche Bedeutung die BerufsOrientierungsBeauftragten (BOB) sowie das Projekt Metallrose haben und wie die BOB-Ausbildung erfolgt, darüber sprach Petra Keidel-Landsee mit Ingolf Pfeifer, Innungsbeauftragter des BVM.

metallbau: Wie bewerben Sie die Ausbildung zum BOB?

Pfeifer: Das ist eine Herausforderung, die viel Überzeugungsarbeit erfordert. Wir haben alle Innungsobermeister angeschrieben, telefonieren nach, versuchen auch auf lokalen Terminen den direkten Draht zu bekommen, um die Ausbildung zum BOB vorzustellen. In den vergangenen eineinhalb Jahren konnten wir bereits 51 BOBs ausbilden. Aber im Vergleich zu den insgesamt 360 Innungen, die wir in Deutschland haben, ist das noch viel zu wenig. Das wird ein langer Weg, um dies zu implementieren. Aber wir bleiben dran. Denn je mehr Betriebe dabei sind, desto wirksamer werden unsere Aktivitäten.

metallbau: Wie erfolgt die Ausbildung zum BOB?

Pfeifer: Am Anfang erfolgt eine Schulung über zwei Tage. Außerdem gibt es zusätzlich noch drei bis fünf Coaching-Angebote pro Jahr. Schwerpunkte sowohl bei den Schulungen als auch bei den Coachings sind Impulsvorträge, Best-Practice-Beispiele zur Nachwuchsgewinnung, Workshops und, was ebenfalls wichtig ist, der kollegiale Austausch. Unsere Referenten kommen teilweise aus anderen Branchen, z.B. Pädagogen, die aufzeigen, wie man am besten auf die Jugendlichen zugeht. Denn es ist wichtig, Jugendliche zielgerichtet anzusprechen. Hier muss zudem zwischen jungen Frauen und Migranten differenziert werden. Jede dieser Gruppen muss man anders ansprechen. Außerdem geben wir unseren BOBs ganz praktische Anleitungen mit an die Hand, z.B. Checklisten, wie organisiere ich einen Girls-Day, eine Messeveranstaltung etc. Wir bieten ihnen zudem Ablaufpläne, Arbeitsvorlagen und vieles mehr, um den BOBs und somit auch den Innungsmitgliedern die Umsetzung solcher Projekte zu erleichtern und sie auch entsprechend zu professionalisieren.

metallbau: Was für eine Rolle spielt das Projekt Metallrose in diesem Zusammenhang?

Pfeifer: Es ist ein großer Unterschied, ob jemand an einem Pult steht und etwas erzählt, oder ob man selbst im wahrsten Sinne des Wortes „Hand anlegen“ kann. Und genau das macht den Erfolg der Metallrose aus. Die Jugendlichen nehmen den Rohling in die Hand, sind sofort beim Thema, hämmern, biegen, formen. Sie erfahren, wie vielfältig, kreativ und interessant die Metallbearbeitung ist, haben Freude daran und können dann ihre Rose mit nach Hause nehmen. Es macht richtig Spaß, bei solchen Projekten mit Jugendlichen zu arbeiten, wenn man ihre Begeisterung sieht.

metallbau: Wie groß ist der Aufwand für das Metallrosenprojekt für einen Einzelnen?

Pfeifer: Wie gesagt, wir unterstützten die BOBs mit Checklisten und Arbeitsmaterialien, auch die Schulungen tragen zur Professionalisierung bei. Die BOBs müssen den Kontakt zu Schulen oder Bildungsträgern knüpfen, das Projekt vor Ort organisieren und durchführen. Es können sich für ein Projekt durchaus auch zwei Firmen zusammenschließen. Oder die BOBs führen die Aktion in Kooperation mit anderen Betrieben durch. Manche BOBs, wie z.B. Hans-Joachim Balster, nehmen zur Unterstützung Azubis aus anderen Betrieben zu solchen Schulaktionen mit. Der zeitliche Aufwand differiert je nach Vorbereitung und Termin.

metallbau: Dürfen nur BOBs das Rosenprojekt durchführen?

Pfeifer: Nein, das ist nicht der Fall. Die Idee zu dem Metallrosenprojekt hatte ja jemand von der Nürnberger Metallinnung. Im Prinzip kann jedes Innungsmitglied dieses Projekt durchführen, z.B. an einem „Tag des Handwerks“. Wir haben schon Handwerkskammern gehabt, die den Bausatz für die Metallrosen bei uns bestellt haben. Manchmal fragen sogar Schulen danach. Der Bausatz Metallrose kann über unseren Onlineshop bestellt werden. Eine Rose kostet 2.50 Euro.

metallbau: Macht der Einsatz der Metallrose nur in Schulen Sinn oder z.B. auch auf Messen und anderen Events?

Pfeifer: Das macht, außer in der Organisation und Manpower, keinen Unterschied. Der Erfolg ist überall gleich. In der Schule ist mehr Zeit, um auf die einzelnen Jugendlichen einzugehen und ins Gespräch zu kommen. Und man kann genauer planen. Auf Messen kann man die Nachfrage oft nicht so kalkulieren. Auf jeden Fall braucht es dort mehr Personal für die Betreuung und einen ausreichenden Vorrat an Rosen sollte man immer dabei haben.

metallbau: Wie ist die Resonanz auf das Projekt Metallrose?

Pfeifer: Wir hatten ja schon öfters Projekte mit Bausätzen, aber die Resonanz hierauf ist einzigartig. Es ist der Renner. Wir haben schon mehr als 3.000 Metallrosenbausätze geliefert. Alle sind begeistert: die Jugendlichen, die Schulen und auch die Eltern der Jugendlichen.

metallbau: Das Projekt BOB wird noch bis Ende des Jahres durch das Bundesprogramm „XENOS – Integration und Vielfalt“ finanziell gefördert. Wie geht es im nächsten Jahr weiter?

Pfeifer: Das Verbundprojekt „Heavy Metal – Unsere Zukunft im Metallhandwerk“ wird im Rahmen des Xenos-Programms „Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt. Innerhalb des Projektverbunds hat der BVM bisher die Projektleitung und Gesamtsteuerung, die Akquise der BOBs sowie die administrative Projektabwicklung inne. Auch wenn die Förderung durch diese beiden Träger ausläuft, werden wir, der BVM, aufgrund der sehr positiven Resonanz die BOB-Ausbildung und das Projekt Metallrose weiterverfolgen. Das war ja auch der Sinn dieser Förderung, in den 13 Landesverbänden durch die BOBs als feste Ansprechpartner/-innen eine bundeseinheitliche Struktur für eine einheitliche Berufs-orientierung im Metallhandwerk zu etablieren.

metallbau: Der BVM finanzierte in diesem Jahr die Gewinne für den Jugendwettbewerb um die „schönste Metallrose Deutschlands“. Wird dies ebenfalls weitergeführt?

Pfeifer: Um die jungen Menschen zu motivieren, haben wir für den Jugendwettbewerb 2014 interessante Preise ausgelobt, darunter z.B. ein Tablet und ein Smartphone. Wir werden versuchen, diesen Anreiz für die Jugendlichen auch im nächsten Jahr zu bieten. Die Preisverleihung bringt uns zudem eine sehr positive Öffentlichkeitswirkung, was auch wieder dem ganzen Metallhandwerk zugutekommt.

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