BV Rollladen + Sonnenschutz in Magdeburg

320 Mitglieder auf der Haupttagung

Auch die Fachbetriebe der Rollladen- und Sonnenschutzbranche profitieren von der florierenden Konjunktur der Baubranche. Sorgen macht sich die Branche um den Nachwuchs und kämpferisches Engagement zeigt sie für die Wiedereinführung der Meisterpflicht. Zum zweitägigen Branchentreff reisten 320 Teilnehmer

in die Landhauptstadt von Sachsen-Anhalt.

Laut BVRS haben die Fachbetriebe wie in den Vorjahren ihre Umsätze nochmal steigern können. „Die Ergebnisse der Umfragen sprechen dafür, dass der Wachstumstrend auch 2018 anhält, im vergangenen Jahr wurde erstmals die 2,1 Milliarden-Euro-Grenze geknackt“, informierte Präsident Heinrich Abletshauser.

Wenngleich viele Betriebe neue Mitarbeiter einstellen würden, der Markt für qualifizierte Fachkräfte ist quasi leergefegt. Deshalb: „Auch wegen der Ausbildungszahlen wäre die Wiedererlangung der Meisterpflicht für das Gewerk wichtig“, hob Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der HWK-Magdeburg hervor. 2004 war bei einer Reform der damaligen rot-grünen Bundesregierung die Meisterpflicht für 53 Gewerke weggefallen. Hauptgeschäftsführer Christoph Silber-Bonz war „optimistisch, dass sich etwas bewegen könnte“. Die Bundesregierung hat das Thema wieder auf die Tagesordnung gesetzt.

Beispiel für geglückte Nachfolge

Dass sich bundesweit in den nächsten Jahren viele mittelständische Unternehmen der Frage nach einem Nachfolger stellen müssen, darüber informieren die Medien täglich.  Die RS-Tagung griff das Thema in einem Praxis-Talk mit Senior- und Junior-Chef Felser aus München auf. Silber-Bonz moderierte das Gespräch, an dem auch Betriebsberaterin Dorit Zieler von der HWK Magdeburg teilnahm. Der Betrieb mit Standort München beschäftigt vier Monteure, einen Azubi und eine Bürofachkraft. Jörg Felser hatte bereits einige Jahre als Wirtschaftsingenieur für eine Lautsprecherfirma gearbeitet, als ihn der größere Gestaltungsspielraum im Betrieb seines Vaters von der Übernahme überzeugte. Senior Felser war seinerzeit 63 Jahre alt, der Unternehmer unterstreicht, dass sie vor der Übergabe die Marktsituation wie auch die wirtschaftliche Situation des Betriebs auf seine Zukunftsfähigkeit hin geprüft hätten. „Dafür haben wir auch die Beratung der HWK in Anspruch genommen.“ Entscheidende Punkte für die gelungene Übergabe waren nach Ansicht von Senior Felser zum einen, dass er sich schrittweise und gezielt aus der Verantwortung verabschiedet hat und zum anderen sein Sohn in dieser Zeit die Anerkennung der Mitarbeiter gewinnen konnte. Zieler hat in ihren Beratungen die Erfahrung gemacht, dass sich das Zusammentreffen der scheidenden und nachfolgenden Unternehmerfrau häufig schwierig gestaltet. Solche Konfliktfälle könnten mithilfe von Mediatoren gelöst werden, die die HWKs vermitteln. Die Expertin riet, wer einen Nachfolger sucht, sollte sich im Umfeld der Lieferanten und Kunden umhören. Zudem setzen Nachfolgebörsen Matchings ein, um optimale Kandidaten zu finden.

Nachwuchs & Ausbildungspreis

Die Zahlen der Auszubildenden im Rollladen- und Sonnenschutz-Handwerk sind seit Jahren stabil bzw. leicht steigend: 501 Ausbildungsverhältnisse waren es im Jahr 2016, im Jahr 2017 514. Die Zahl der Ausbildungsbetriebe ist hingegen leicht rückläufig; von 341 im Jahr 2016 auf 337 im Jahr 2017. Der Verband unterstützt die Betriebe bei der Nachwuchssuche beispielsweise mit einem USB-Stick mit vielen Informationen zur Ausbildung im R+S-Handwerk. Zur Azubiwerbung sollen fünf kleine Imagefilme sowie ein Rap-Video baldmöglichst online gehen. Auch mit seinem Ausbildungspreis weist der BVRS auf wünschenswertes Engagement für den Nachwuchs hin.

In Magdeburg erhielt Rollladen Müllers in Mönchengladbach den Preis. Der Fachbetrieb beschäftigt 15 Auszubildende und 100 Mitarbeiter. Geschäftsführer Markus Müllers ist nicht bange um Fachkräfte, die meisten Azubis werden übernommen. Wer ausscheidet, erhält ein zweiseitiges Ausbildungszeugnis und kommt, wie Silber-Bonz in der Laudatio berichtete, schnell bei einem Mitbewerber unter. Unter den Schulabsolventen der Region sei der Ausbildungsbetrieb inzwischen derart beliebt, dass die Verträge bereits ein Jahr vorher abgeschlossen werden. Unter anderem locken Urlaubs-, Weihnachtsgeld sowie bezahlte Fahrten zur Berufsschule und Boni für besondere Leistungen. Nach Arbeitsschluss werden die Schüler sowohl in Praxis als auch Theorie von den Ausbildungsmeistern unterstützt. „Unsere Azubis wirken heute wie Multiplikatoren, kümmert sich ein Betrieb um den Nachwuchs, spricht sich das herum.“
Auf das engagierte Marketing angesprochen, meint Markus Müllers, dass es derzeit nicht schwierig sei, Nachwuchs zu werben und zu binden. „Bereits mit wenigen Maßnahmen kann man sich von Mitbewerben abheben.“ Vor zwei Jahren hat der Fachbetrieb seine Werbung um Azubis neu organisiert und gestaltet. Seither wird jedem Geschäftsbrief, der rausgeht, ein Flyer mit dem Thema Nachwuchswerbung beigelegt, Anzeigenschaltungen in regionalen Zeitungen und Veröffentlichungen örtlicher Verbände werden regelmäßig genutzt. ⇥ma◊

Ingo Plück für Christoph Silber-Bonz

Das Präsidium des BVRS hat Ingo Plück zum Januar 2019 zum neuen Hauptgeschäftsführer bestimmt. Plück folgt auf Christoph Silber-Bonz, der den Verband auf eigenen Wunsch für eine neue unternehmerische Tätigkeit verlassen wird. Ingo Plück, Jahrgang 1969, hat in Bonn Rechtswissenschaften studiert und seine Ausbildung 1997 mit dem 2. Staatsexamen abgeschlossen. Seit April 1997 ist er als Rechtsanwalt zugelassen und war in verschiedenen Anwaltskanzleien in Köln, Bonn und Koblenz mit Schwerpunkt im Baurecht tätig. Seit Mai 2002 ist er als Justiziar sowie als Referent für Recht und Berufsbildung beim BVRS tätig, seit 1. Juni 2018 zudem als stellvertretender Hauptgeschäftsführer. Plück lebt mit seiner Familie in Königswinter-Thomasberg bei Bonn.

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