Berufsweltmeister Florian Salhofer

„Ich würde diesen Weg nochmal gehen“

Florian Salhofer aus dem tirolerischen Finkenberg gehört zu den wenigen österreichischen Goldmedaillen-Gewinnern internationaler Berufs-Challenges. 2011 hat er sie für sein Fach Metallbau in London erkämpft. Diese Auszeichnung war eine Bestätigung, dass sich Salhofer in guten Händen befand. Seinem Ausbildungsbetrieb Erich Trinkl Metallbau in Mayrhofen hält er bis heute die Treue.

Florian Salhofer (25) ist seit 2011 eine Berühmtheit beim Branchennachwuchs. Mit seinem WM-Gold in London bei den WorldSkills im Bereich Metallbau ging es los. Salhofer ist wohl ein Naturtalent, dessen familiäre Wurzeln so gar nicht im Fachbereich Metallbau liegen. Dass er es beruflich trotzdem so weit gebracht hat, verdankt der junge Tiroler vor allem seiner Leidenschaft für das Handwerk und seiner Fähigkeit, diese Begeisterung in Präzision umzusetzen. Er ist nach rund zehn Jahren noch immer in seinem Ausbildungsbetrieb tätig und entspricht schon mit dieser Eigenschaft nicht wirklich den Statistiken zum Thema „Nachwuchs“, die unisono von hoher Fluktuation erzählen.
Salhofer ist seinem Betrieb gegenüber eine treue Seele und hat mit seinem Erfolg in London Chancen für seinen beruflichen Werdegang genutzt. „Auf die Auszeichnung mit der Goldmedaille bin ich natürlich stolz. Vor allem aber hat mir dieser Erfolg zwei weitere Meisterkurse ermöglicht, die ich im Anschluss absolviert habe. Das war zum einen ein Meisterkurs in Metalltechnik und ein weiterer in Schweißtechnik. Im Grunde wird man hier einer Unternehmerprüfung unterzogen, die einem erlaubt, einen eigenen Betrieb führen zu dürfen; quasi ein Nebeneinander von Handwerk und Betriebswirtschaftslehre.“
Ganz besonders aber freut sich Salhofer darüber, dass er bei den WorldSkills einen Einblick in die Arbeit von Metallbauern aus anderen Nationen bekommen hat. „Die Chance, bei so einem Wettbewerb teilnehmen zu dürfen, ist schon an sich ein tolles Erlebnis. Mal abgesehen davon, dass ich mit einer Goldmedaille nach Hause gekommen bin, sind es phantastische Erfahrungen, die Arbeitstechniken der Teilnehmer anderer Länder kennenzulernen. Vor allem die Kollegen aus den asiatischen Ländern haben mich fasziniert.“ In London dabei zu sein, hat auch dazu geführt, dass er sich bis heute zum Austausch mit einigen ehemaligen Teilnehmern trifft. Der Wissensaustausch steht bei diesen Treffen klar im Fokus.

Präzision, Präzision, Präzision

Beim Wettbewerb spielten vor allem Präzision in Maß- und Formgebung eine entscheidende Rolle. Damit hat der Tiroler aus Finkenberg überzeugt. Präzision muss allerdings differenziert werden. Während eine CAD-basierte Maschine in der Regel immer präzise arbeitet und dabei auch noch sehr schnell fertigt, ist das Handwerk selbst etwas anderes. Salhofer möchte das Handwerk auch im 21. Jahrhundert nicht missen, obwohl – oder vielleicht sogar weil – er inzwischen mehr im Büro tätig ist und sich mit Software auskennen muss. „Ich hoffe sehr, dass alte Handwerkstechniken nicht verloren gehen und damit die Tradition erhalten bleibt. Wirtschaftlich denken und die Prozesse optimieren ist schon sehr wichtig, aber es wäre wirklich toll, wenn alte Handwerkstraditionen von Generation zu Generation weitergegeben würden. Ich jedenfalls bin sehr froh darüber, dass ich es beherrsche.“

Die starken Kräfte im Hintergrund

Sein Know-how hat Salhofer vor allem seinem Arbeitgeber Erich Trinkl zu verdanken, bei dem er schon seine Lehre gemacht hat und bis heute angestellt ist. „Ich bin seit 2005 bei Herrn Trinkl tätig.“ An einen Wechsel hat Salhofer dabei nie gedacht. Auch nicht daran, einen eigenen Betrieb zu gründen. Er hat auch sehr überzeugende Argumente dafür. Allen voran steht ein gutes Miteinander: „Bei Erich Trinkl steht Ehrlichkeit an hoher Stelle. Außerdem erhalte ich von meinem Chef Unterstützung in jedweder Hinsicht. Er unterstützt jeden seiner Leute, die den Willen haben, gute Arbeit zu leisten.“ Und das hat Salhofer im Laufe der Jahre seit seiner Facharbeiterprüfung stets bewiesen. Erich Trinkl bekräftigt Salhofers Worte: „Wir sehen das Potenzial von Florian Salhofer und sind stolz, ihn in unseren Reihen zu haben. Er hat wie viele andere in unserem Unternehmen noch sehr viele Möglichkeiten, sich zu entwickeln, wobei mir die menschliche Seite sehr wichtig ist. Ein Titel macht noch lange keinen besonderen Menschen, auch wenn viele nach so einem Erfolg den Boden unter den Füßen verlieren. Ich bin froh, dass dies Florian nicht passiert ist und er, wie gesagt, noch immer bei uns eine wichtige Rolle ausübt. Wir achten darauf, alle Mitarbeiter durch gute Führung und Ausbildung zu motivieren. Wenn alle an einem Strick ziehen und für das Unternehmen da sind, dann sind auch wir für die Mitarbeiter da. Gemeinsam kann man sehr viel erreichen – das hat die Vergangenheit mehrfach gezeigt.“ Gut 100 Lehrlinge wurden von Metallbau Erich Trinkl seit den 1960er-Jahren bereits ausgebildet. Dies höchst erfolgreich, wie die herausragenden Leistungen der Lehrlinge auch neben Salhofer immer wieder belegen. Aufgrund der außergewöhnlichen Leistungen bei der Ausbildung von Lehrlingen wurde die Firma Trinkl kürzlich durch den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und ­Jugend staatlich ausgezeichnet. Zudem erhielt Erich Trinkl von der Bundesinnung der Metalltechniker das goldene Ehrenabzeichen mit Brillanten für seine außergewöhnlichen Dienste. „Wir versuchen, die jungen Menschen nicht nur auf ihren Beruf, sondern auf das Leben vorzubereiten und unterstützen, fordern und fördern sie nach Kräften. Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnungen!“, freut sich der Firmenchef.

Abwechslungsreicher Beruf für Tüftler

Heute ist Florian Salhofer im Betrieb für technische Vorbereitungen zuständig. Er muss viel am Computer zeichnen, steht aber auch auf den Baustellen als Bauleiter zur Verfügung. Für Salhofer ein echter Glücksfall. Zum einen, weil er an seinem Beruf die Abwechslung schätzt, zum anderen, weil er immer wieder etwas Neues entwickeln kann. Am meisten Freude bereitet ihm das Tüfteln an Lösungen für Fenster und Türen, speziell aus Aluminium. „Der Reiz besteht in der Einfachheit der Profile und Elemente, die wie ein Baukastensystem funktionieren. Das ist fast wie beim Lego-Spielen“, scherzt er. Er kommt wieder auf das Thema „Präzision“ zurück. „Präzise Zeichnungen und Fertigungen führen dann zu optimierten Arbeitsabläufen bis hin zur Montage. Und das so gut wie fehlerfrei.“

Ausblick und Rückblick

Trinkl bezeichnet den Mittelstand in Österreich einerseits als „das Zugpferd der Nation“ andererseits als „Milchkuh der Politik“. Er hofft auf eine Reaktion in der Politik, die die Vorteile des Mittelstandes fördert. „Der Vorteil des Mittelstands liegt meiner Meinung nach darin, dass die Mitarbeiter und die Unternehmer enger zusammenstehen und ­schneller auf neue Anforderungen reagieren können. Die größten ­Herausforderungen werden sein, Mitarbeiter eng ans Unter­nehmen zu binden, neue Fachkräfte auszubilden und diese auch zu halten. Eine positive Entwicklung geht ohne Gewinn nicht.“ Umso mehr dürfte sich Trinkl über seinen Zögling und langjährigen Mitarbeiter Salhofer freuen. Denn dieser ist Metallbauer durch und durch. Ein anderer Weg kommt für ihn nicht infrage: „Ich würde den gleichen Weg wieder gehen“, sagt er.

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