Brandschutzelemente

Marktzuwächse im Wohnbereich

Gebäudeneubauten und Renovierungen wirken sich auch auf den Markt für Brandschutzprodukte aus. Martin Langen von B+L Marktdaten prognostiziert Entwicklungen und Potenziale durch Neubauten in den kommenden 20 Monaten für die Branche.

Besonders im Wohnungsbau zeichnet sich für die Zuliefererprodukte des Brandschutzes ein positives Bild ab. In den letzten zwölf Monaten verstärkt sich der Trend vom Einfamilienhaus zum Mehrfamilienhaus. Damit vergrößert sich das Potenzial im Wohnbau für den Brandschutz erheblich. Obwohl die Baugenehmigungen im gesamten Nichtwohnbausektor im zweiten Halbjahr 2012 rückläufig waren, ergeben sich auch in diesem Segment für 2013 und 2014 Chancen.

Wichtig ist es dabei, die Entwicklungen in der Baubranche zu beobachten. So kommt es im Bereich der Bauunternehmen und des Ausbauhandwerks zu Engpässen. Bei einer Architektenbefragung durch die B + L im Dezember 2012 gaben diese an, dass sich ein Drittel der Projekte durch Kapazitätsengpässe derzeit massiv verzögert. Der Auftragseingang des statistischen Bundesamts für den Wohnungsbau und den Nichtwohnungsbau in Addition (schwarze gestrichelte Linie in der Grafik) zeigt, dass das Niveau von 130 Indexpunkten in den letzten sechs Jahren nicht erreicht wurde. Somit ist vor allem der weiter ansteigende Wohnbau verantwortlich für den hohen Auftragsbestand, der sich in den nächsten zwölf Monaten kaum entspannen wird. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: Die Berechnungen der B+L zeigen, dass zwischen 2008 und 2010 in Deutschland rund 50.000 bis 70.0000 Wohnungen zu wenig gebaut wurden. Zudem lässt sich seit Kurzem ein massiver Anstieg der Zuwanderung nach Deutschland beobachten, verbunden mit erhöhtem Bedarf vor allem bei Mietwohnraum in mittleren Qualitäts- und Preisklassen.

Für die Bauzulieferindustrie sind dagegen kaum Engpässe zu erwarten. In diesem Bereich gehen wichtige Märkte wie Norditalien, Niederlande, Tschechien, UK und Frankreich als Abnehmer stark zurück. Damit sind für die gut laufenden Märkte wie Deutschland und die Schweiz ausreichend Produktionskapazitäten frei.

Mehr Arbeit für Handwerker. Noch vor 15 Jahren wurde ein Großteil der Innenausbauarbeiten bei Eigenheimen in Eigenleistung erbracht. Mehrfamilienhäuser bzw. Eigentumswohnungen zur Vermietung oder im hochwertigen Preissegment wiederum werden fast ausschließlich schlüsselfertig an die Nutzer übergeben. Damit werden auch für die Ausbauleistung professionelle Handwerker benötigt. Diese Entwicklung ist der Hauptgrund für den Arbeitskräftemangel im Handwerk. Ein weiterer Faktor ist die massive Zunahme der Gruppe der über 45-Jährigen, die eine klassische Renovier- und Handwerkerzielgruppe bilden. Dieser Trend wird sich bis 2020 fortsetzen.

Außerdem vergrößert sich die Zielgruppe für hochwertige Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser. Neben der Generation 50+ kommen zunehmend doppelverdienende Akademikerpaare hinzu, die u.a. von den besseren Kinderbetreuungsangeboten im städtischen Bereich profitieren. Die steigende Nachfrage nach hochwertigen Eigentumswohnungen hält voraussichtlich die nächsten zwei Jahre weiter an.

Tendenzen im Nichtwohnbau. Im Nichtwohnbau unterliegt der Markt für Innen- und Brandschutztüren aktuell signifikanten Veränderungsprozessen. Verantwortlich dafür sind mehrere Faktoren: Zum einen hat das Konjunkturpaket II insbesondere im Bereich der Brandschutztüren für öffentliche Gebäude zu erheblichen Vorzieheffekten geführt. Diese machten sich schon im Jahre 2012 leicht negativ bemerkbar und auch 2013 ist nicht mit einer erheblichen Belebung zu rechnen.

Demgegenüber zeichnet sich eine konstant hohe Neubautätigkeit bei den Hotels, speziell im Budget-Bereich (Motel One, ibis etc.) ab. Dabei werden nur Mindestanforderungen an Schall- und Brandschutz sowie an die Dauerhaftigkeit der Tür gestellt (good enough products). Somit liegen die Durchschnittspreise dieser Türen z.T. erheblich unter den üblichen Hoteltürstandards.

Mit der verhaltenen Büroneubauentwicklung in Deutschland, geht auch eine verringerte Renoviertätigkeit von Büroetagen einher. In diesem Segment ist auch 2013 keine besonders große Bewegung zu erwarten.

Chancen für hochwertige Türausstattung. Auf der anderen Seite führt der Trend zu größeren Wohnbauprojekten in den Innenstädten zu einer erhöhten Nachfrage nach dieser Art von Objekttüren. Dabei ist zu beobachten: Je hochwertiger der Bau-standard, desto häufiger werden die Türen des gesamten Bauvorhabens vom Bauträger vorgegeben und in einem Auftrag vergeben. An dieser Stelle öffnet sich ein wachsendes Objektbaumarktsegment für Spezialisten. Anders als im Bürobereich ist es im hochwertigen Wohnbereich möglich, die Käufer mit Unterstützung von Türenausstellungen zu hochwertigeren Türenausstattungen zu bewegen. Diese Chance bestand im Standardbüroobjektbereich bisher kaum. An dieser Stelle ist auch über die Gestaltung der Angebote mit Bildern und in einer hochwertigen optischen Aufbereitung nachzudenken. Je mehr Unterstützung die Bauträger vom Handel erhalten, desto eher sind sie bereit, die Kunden von den Standardtüren weg alternativ zu beraten.⇥

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