Da kommt was …

„Da kommt was auf Sie zu!“ Metallbauunternehmer wissen, der Satz ist eher als Drohung zu verstehen und wird gerne bemüht, wenn es um Normen geht. Aktuell insbesondere um die europäischen Normen (EN), mit denen unsere DIN-Normen harmonisiert werden.

Halten Sie sich nämlich nicht ständig auf dem Laufenden, dann kann so eine Norm Sie oder Ihren Betrieb überrollen. In Konsequenz drohen unangenehme Gespräche mit den Mitarbeitern der Marktaufsicht, Bußgelder bis zu 50.000 Euro und schlimmstenfalls Stopps der Produktion.

Damit Sie solche Übel nicht fürchten müssen, kommen Ihnen Verbände und Fachzeitungen mit einem vielfältigen Informationsangebot entgegen. Auch im Internet finden sich natürlich zahlreiche Treffer zu jeder Norm. Alle diese Angebote können Ihnen aber eines nicht abnehmen: Sich selbst durch die Unterlagen der einzelnen Norm im Original hindurchzuarbeiten.

Viele Metallbauunternehmer scheuen aber davor zurück, sich einen Weg durch den Normendschungel zu bahnen. Nicht zuletzt weil Normen meist wenig lesefreundlich in nur mäßig verständlichem Bürokratendeutsch abgefasst sind. Dass für deren Vertrieb der Beuth Verlag eine Art Monopol hat, ist der Gipfel der Frechheit an der ganzen Sache.

Will also der Geschäftsführer oder Inhaber seiner Verantwortung nachkommen, muss er diesen trockenen Lesestoff im Original bestellen und sich in einer stillen Stunde mit dem Farbmarker darüber hermachen.

Überblick scheint abwegig. Für viele scheint ein Überblick über die einschlägigen Normen so abwegig, dass sie aus ihren Lücken kein Hehl machen und die Beschäftigung damit den Verbandsfunktionären oder Fachautoren überlassen. Und es stimmt sicher, dass man als „Herdentier“ in einem Verband die größere Chance hat, alle Anforderungen zur rechten Zeit erledigt zu haben.

Dennoch, nicht wenige stützen sich voll und ganz auf die Zuarbeit von Verbänden und Fachzeitschriften. Vorsicht! Diese tragen definitiv nicht die Verantwortung für eine normkonforme Fertigung im Metallbauunternehmen und haben leicht reden, wenn es Spitz auf Knopf steht. Die Unterlagen und Vorträge seitens Verbände, Zulieferer und Fachverlage können lediglich Hilfestellung bei der Umsetzung geben, zum besseren Verständnis der Normen beitragen, vielleicht etwas Licht in zweideutige Interpretationsvarianten bringen und bei Neuauflagen auf wesentliche Änderungen vorbereiten. Das ist alles.

Weder der fünfte Vortrag noch der sechste Fachartikel über die EN 1090, noch ein teurer, aber unverbindlicher Rat eines Experten können dem Unternehmer die Fieselarbeit abnehmen, sich selbst durch die Normen von Beuth zu quälen. Nur so hat er die Gewissheit, dass im Betrieb alle notwendigen Vorgaben verantwortungsvoll umgesetzt werden.

In diesem Sinne ein nützliches Fachmagazin,

Stefanie Manger,

Chefredakteurin metallbau

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