Freier Blick auf den See

Hochklappbare Fensterflügel

Das Touristencenter St. Martins Therme & Lodge bei Frauenkirchen im Burgenland ist gefragt und wurde 2013 ausgebaut. Im Zuge dessen erhielt die Anlage ein neues Seerestaurant. Damit für die Gäste der Blick auf den See frei ist, hat Katzbeck Fenster in Rudersdorf gemeinsam mit esco Metallbausysteme in ­Ditzingen eine Sonderkonstruktion ausgeklügelt. Die großformatigen Flügel lassen sich im Winkel von 82 Grad nach außen und nach oben klappen, sodass man während des Essens die Vögel im Naturpark beobachten kann.

St. Martins Therme & Lodge – die wohl größte Wellnessanlage im Burgenland, eröffnete 2009 inmitten einer Naturlandschaft am Rande des Nationalparks Neusiedler Seewinkel – genauer: inmitten zahlreicher kleinerer Seen. Der Standort liegt im Einzugsgebiet der Städte Wien, Bratislava und Budapest. Das etwas andere Erholungsangebot kam bei den Gästen derart gut an, dass die Therme Seewinkel Betriebsgesellschaft 2013 rund 17,5 Millionen Euro in den Ausbau investierte. Im November vergangenen Jahres wurde die Baustelle abgeschlossen. Heute arbeiten über 400 Mitarbeiter für das Erholungszentrum.

Beim Frühstück freier Blick in die Natur

Mit den Metallbauarbeiten rund um das Seerestaurant wurde Katzbeck Fenster beauftragt, das Volumen betrug rund 600.000 Euro. Die herausfordernde Aufgabe an diesem Auftrag war die Fensterfront hinaus auf den See. Der Bauherr wünschte eine freie Sicht, zugleich sollten sich die Fenster in Reihe öffnen lassen, ohne dass die Flügel im Restaurant hinderlich sind.
Die Planer wollten zunächst mit vertikalen Schiebefenstern diesen Anforderungen gerecht werden. „Aber diese Lösung wäre zu teuer gewesen, wir konnten die 30 Klappflügel um ca. 30.000 Euro günstiger anbieten“, sagt Manfred Wolf, der bei Katzbeck Fenster das Projekt leitete. Insgesamt umfasste der Auftrag für die Fertigung der Klappflügel ein Volumen von ca. 200.000 Euro.
Der Preisvorteil sprach für den Fensterbauer, für die notwendige Sonderkonstruktion fand Wolf in esco Metallbausysteme einen Kooperationspartner. Ansprechpartner in  Ditzingen war für den österreichischen Metallbauer die Abteilung Konstruk­tion & Entwicklung.
Herkömmliche Klappflügel haben meist einen geringeren Öffnungswinkel und werden mit einem Kettenmotor angetrieben, für die Sonderkonstruktion wurde ein Spindelmotor verwendet. Zudem wurde die Hebelmechanik der Flügel speziell für die Therme Seewinkel entwickelt. Die Flügel sollten sich nach außen weit hochklappen lassen, und um den Rahmen herum sollte wenig von der Beschlaglösung und der Mechatronik sichtbar sein. Klaus Schmitz, Leiter Konstruktion & Entwicklung, erklärt: „Wir haben möglichst viele Bauteile, so die Gasdruckfedern und den Verriegelungsmotor, verdeckt installiert.“
Dass sich die Flügel ausgerechnet in einem Winkel von 82  Grad öffnen lassen, ergab sich durch den Musterbeschlag. „Zunächst wollten wir einen Öffnungswinkel von 90  Grad erreichen, weil aber die Musterbeschlaggarnitur für einen kleineren und leichteren Flügel angelegt war, ließ sich der höhere und schwerere Flügel nur bis auf 82  Grad hochklappen“, berichtet Schmitz.

Der Öffnungswinkel hätte sich zwar noch bis auf 90  Grad erweitern lassen, aber dafür wären Gasdruckfedern mit einem größeren Durchmesser notwendig gewesen. „Diese hätten sich allerdings nicht mehr verdeckt einbauen lassen, also gab sich der Bauherr mit dem geringeren Öffnungsgrad zufrieden“, so der Leiter Konstruktion & Entwicklung. Für Sonnenschutz sorgen die Raffstoren, die an den Oberlichtern über den Klappflügeln eingebaut sind. „Da im Restaurant nur Frühstück und Abendessen serviert werden, können die Raffstoren tagsüber in voller Länge heruntergelassen werden“, weiß Wolf.

Spindelmotor statt Kettenantrieb

Mit dem Sonderbeschlag wurde ein Spezialantrieb notwendig.„Ergebnis ist ein kompakter und modular verwendbarer Spindelantrieb“, so Schmitz. Der Spindelmotor FA 151 mit 120 mm Hub 24V besteht in der Grundversion aus einem Antrieb sowie einer kleinen Elektroeinheit. An dieser kann zusätzlich ein zweiter Antrieb sowie eine Verriegelungseinheit angeschlossen werden. Schmitz weist hin: „Es können aber auch ohne Probleme Rückmeldekontakte oder ein Piepser integriert werden.“

Musterwerkstatt für Sonderlösungen

esco Metallbautechnik hat sich inzwischen für individuelle Beschlagkonstruktionen einen Namen gemacht. Die Koopera­tionen mit Planern, ausführenden Metallbauunternehmen und Bauherren sind routiniert. Geht es um große und schwere Flügel, wird ein Musterbeschlag entwickelt und im Anschluss im Dauer­lauf getestet. Die Musterwerkstatt in Ditzingen hält dafür Maschinen und Prüfstände vor. In Absprache mit Techniker, Planer und Bauherr wird die Konstruktion so lange modifiziert, bis alle zufrieden sind. Dann geht der Musterbeschlag in Serienfertigung. „Mit dem ausführenden Metallbauunternehmen wird der Montageablauf besprochen“, betont Schmitz. Das veränderte Vorgehen beim Einbau der Sonderkonstruktion muss kommuniziert werden, damit dies nicht zu viel Zeit beansprucht. Der Support für die Metallbauer fällt nach Bedarf aus. „Als Unterstützung für den Einbau hatten unsere Monteure einen kompletten Satz Einbauzeichnungen zur Verfügung, und die esco Anwendungstechniker haben uns sowohl in der Firma beraten als auch auf der Baustelle“, betont Wolf.

Fazit

Bei esco sind die Abläufe für Sonderkonstruktionen eingespielt. Dazu gehört auch die Koordination zwischen Bauherr, Planer, ausführendem Metallbauer und Beschlaglieferant beziehungsweise Systemhaus. Damit der Metallbauer die Verarbeitung von Sonderkonstruktionen kostengünstig anbieten kann, sind präzise Zeichnungen, Montageschulungen und ein abrufbarer Support auf der Baustelle standardisierte Serviceleistungen seitens der Zulieferer.⇥ma ◊

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