Hammer- oder Hohlbohrer?

Technische und gesundheitliche Vorzüge

Über 100 Teilnehmer kamen zum zweitägigen Expertenforum in die Fischer- Zentrale nach Waldachtal-Tumblingen. Wir berichten über den Vortrag von Dr. Christian Schlenk, der mit seinen Ausführungen über die technischen und gesundheitlichen Vorzüge von Hohlbohrern vielleicht ein kleines Comeback für dieses Gerät angestoßen hat.

Gefahrenanalysen in punkto Bohrstaub, der die Gesundheit des Handwerkers beeinträchtigen kann und Gefahren für eine unzureichende Befestigung durch Staub im Bohrloch birgt, bescheren dem Hohlbohrer eine Renaissance. „Hohlbohrer ermöglichen die Einhaltung von Reinigungsvorgaben für die Verankerung und den Schutz des Anwenders“, so Dr. Schlenk. Im Vergleich zum konventionellen Bohrer (Hammerbohrer) kostet er nach Angaben des Referenten etwa fünfmal mehr. Für Unternehmer gilt es, die Vorteile genau abzuwägen.


Gesundheitsrisiken

Bohrstaub kann Allergien, Siliko-Tuberkulose oder Krebs verursachen. Differenziert wird: einatembarer Staub (E-Staub – Partikel­größe < 10 μm) und alveolengängiger Staub (A-Staub – Parti­kel­größe < 2 μm ). Insbesondere Tätigkeiten mit quarzhaltigem A-Staub sind als krebserzeugend nach TRGS 906 eingestuft. Im Jahr 2016 hat die BG Bau für quarzbedingte Berufskrankheiten 333 Verdachtsfälle registriert. Für Quarzstaub gilt deshalb der Grenzwert 0,05 mg/m³.

Für E-Staub liegt der Arbeitsplatzgrenzwert bei 10 mg/m³ und bei A-Staub bei 1,25 mg/m³ (übergangsweise bis 2019 noch bei 3 mg/m³). Problematisch ist vor allem, dass Staub lange in der Luft verbleibt – ein Staubkorn (1 μm) sinkt in sieben Stunden ca. einen Meter ab.

Beispielhafte Werte geben einen Überblick, welches Risiko von Staubemissionen ausgeht:

Bohren Betonsanierung: ⇥7,0 mg/m³

Putz abschlagen: ⇥12,5 mg/m³

Schleifen im Trockenbau: ⇥29,8 mg/m³

Reinigen mit Besen: ⇥8,4 mg/m³

Risiken für die Befestigung

Vorab: Das Reinigen des Arbeitsbereichs oder der Werkstücke mit Druckluft ist nach TRGS 504 nicht zulässig. Unzureichende Bohrlochreinigung verringert jedoch die Leistungsfähigkeit der Befestigung, bei chemischen Ankern entsteht eine Separationsschicht, bei mechanischen Ankern wird die Funktion beeinträchtigt. Rückstände von Bohrstaub verringern die Setztiefe.

Als vorschriftsgemäße Bohrlochreinigung für die Tragfähigkeit einer chemischen Verankerung empfahl Dr. Schlenk folgende Maßnahmen: Vor der Verankerung sollte das Bohrloch zweimal ausgeblasen, zweimal gebürstet und zweimal ausgeblasen werden. Als einfache Bohrlochreinigung versteht man die drei Maßnahmen im einmaligen Durchgang. Über Details der Bohrlochreinigung sollte in der Zulassung/Bewertung des Herstellers informiert werden. Dr. Schlenk betonte: „Eine Abweichung ist nicht zulässig.“

Zuschuss zu Hohlbohrer mit Entstauber

Der Hohlbohrer kann mit einem normalen Bohrhammer verwendet werden. Nach ETA darf mit Einsatz dieses Spezialbohrers auf eine konventionelle Reinigung verzichtet werden. Vorteil ist gewiss, dass der Hohlbohrer den Bohrstaub direkt am Entstehungsort absaugt. Zu diesem Zweck muss allerdings ein geeigneter Entstauber (Klasse M) angeschlossen sein. „Ansonsten verklemmt sich der Hohlbohrer“, weist Dr. Schlenk hin. Die Dübeltauglichkeit des Bohrlochs ist mit PGM-Prüfmarke gegeben. Die BG Bau fördert die Anschaffung von Entstauber und Absaugbohrer mit 50 % der Anschaffungskosten, maximal mit 200 Euro.

Verkürzte Bohrzeit

Die Bohrzeit des Hohlbohrers im Vergleich zum konventionellen Hammerbohrer verkürzt sich zweifach. Zum einen weil der Hohlbohrer ca. 30  sec schneller bohrt, zum anderen weil die Bohrlochrei­nigung mit ca. 28  sec wegfällt, damit werden Arbeitsmittel wie Handausbläser, Kompressor und Reinigungsbürste überflüssig. Insgesamt reduziert sich die Montagezeit um 25  %. Dr. Schlenk räumt ein, der Vorteil sei bei kleinen Bohrern marginal, die Zeitmessungen bezieht sich auf Bohrer mit einem Durchmesser > 20 mm.

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