Isolar Objektwettbewerb

Ausgezeichnete Fassaden

Nach guter Tradition zeichnete die Herstellervereinigung von Mehrscheiben-Isolierglas, die Isolar-Glas-Beratung in Kirchbrg, drei Partnerbetriebe für besonders gelungene Objekte im Jahr 2017 aus. Darüber hinaus gab es einen Sonderpreis.

Die Hunsrücker Glasveredelung Wagener, Glashersteller und Metallbauer, wurde für die Glasvitrine ausgezeichnet, mit der das Unternehmen die Busmannkapelle in Dresden umbaut hat. Das Unternehmen Oderglas hat sich mit ca. 2.000 m² Multifunktionsglas beim Fassadenbau des Hauptsitzes von trivago in Düsseldorf profiliert. Der spanische Partner Tvitec Técnicas de Vidrio Transformado S.A. hat für die Fassade des Midtown Centers in Washington D.C. ca. 22.000 m² Wärmedämmglas und Sonnenschutzglas geliefert. Der Sonderpreis wurde für Glas- und Metallbauarbeiten am Hauptbahnhof in Münster ebenfalls an die Hunsrücker Glasveredelung Wagener vergeben.

Innovativer Preis: Busmannkapelle in Dresden

Als Seitenkapelle der Sophienkirche bereits um 1400 errichtet, wurde der Sakralbau beim Luftangriff auf Dresden 1945 stark beschädigt. Die Pläne zur Rekonstruktion stellten kein einfaches Unterfangen dar, war doch gleichzeitig ein Schutz der Busmannkapelle als Gedenkstätte der Sophienkirche aus dem 14. Jh. gefordert. Auch die Finanzierung über Spendengelder trug dazu bei, dass bereits seit 1994 geplant wurde, aber die Umsetzung erst 2013 begann. Die Hunsrücker Glasveredlung Wagener in Kirchberg war mit der Statik, der Ingenieurleistung sowie Fertigung und Montage beauftragt.

Ziel des Projekts war, die erhaltenen Architekturfragmente des Originalbaus mit einer möglichst transparenten Hülle zu schützen. Auf Basis des Entwurfs des Dresdener Architekturbüros Gustavs & Lungwitz wurde mit dem Büro glasfaktor Ingenieure im Jahr 2013 eine optimierte Lösung in Form einer Art gläsernen Vitrine gefunden: Das auf vier Stahlstützen aufgelagerte massive Dach und die hoch transparente Glasfassade mit einer Höhe von 13,5 m wurden auf einer Grundfläche von 22 x 12 m um das Denkmal herum geplant.

Vitrinenkonstruktion

Die Hülle der Glasfassade besteht aus insgesamt 18 Glasschwertern mit einer Höhe von ca. 13,5 m. Sie wurden montiert im Abstand von 3 m; 64 Glasscheiben im Format ca. 3,05 x 4,5 m aus VSG sowie 24 aus TVG steifen die Schwerter aus. Für die Verglasung der Scheiben wurden sechs bis acht Mitarbeiter und ein 100 t Kran benötigt. In den Ecken wurden vier Edelstahlpfosten gesetzt, die die Ecke aussteifen sollen, weil diese Ganzglasecken selbsttragend ohne Stütze verklebt wurden. Die Glaskonstruktion ist in großen Teilen selbsttragend – mit einfachen metallischen Verbindungen von Glasstütze zu Glasscheibe.

„Die Herausforderung der Fassadenbemessung bestand zunächst darin, dass Dach und Fassade in Bezug auf Lasten in der Fassadenebene entkoppelt werden mussten“, berichtet Bojan Gvozdarevic, Werkleiter Metallbau in Kirchberg. Das auf vier Stahlstützen aufliegende Holzdach besitzt in der Lastfallkombination eine Durchbiegung von bis zu 15 mm und eine horizontale Verschiebung von bis zu 12 mm. Die Kopfpunkte der Glasfinnen lassen diese Verformungen zu, ohne Kräfte in die Fassadenkonstruktion einzuleiten oder Zwängungen zu erzeugen. „Um das zu gewährleisten, war eine Aussteifung der Glasschwerter durch die zweiseitig gelagerten, 3 x 4,5 m großen Fassadenscheiben erforderlich“, erläutert Gvozdarevic. Als Folge dieser Entkopplung musste wiederum den Ecken als Verbindungspunkten besondere Aufmerksamkeit zuteil werden, da die einzelnen Fassaden senkrecht zur Fassadenebene gelagert werden mussten. Zum Einsatz kam hier eine Verklebung der Fassadenscheiben mit einem U-Profil.

Kreativer Preis: Trivago Headquarter

Der neue Hauptsitz von trivago – Betreiber der globalen Hotelsuchmaschine – entsteht im Düsseldorfer Medienhafen. Um dem internationalen Mitarbeiterteam aus 50 Ländern eine bestmögliche Arbeitsumgebung zu schaffen, entwarfen slapa oberholz pszczulny | sop architekten einen Campus für rund 2.000 Mitarbeiter. Open Space Offices, kreativ gestaltete Räume, Wasserflächen, begrünte Außenflächen, Gastronomiebereiche sowie Fitnessmöglichkeiten wie z.B. eine Joggingstrecke auf der bepflanzten Dachterrasse, sollen einen inspirierenden Aufenthalt bieten.

Der erste Bauabschnitt umfasst das sechsstöckige, tropfenförmige Gebäude, das sich zum Hafenbecken hin öffnet. Die fast 2.000 m² Multifunktionsgläser für die Fassade mit einer ganzen Reihe verschiedener Glasaufbauten stammen vom Isolar-Partner Oderglas in Müllrose. Die horizontal gegliederte Fassade definiert sich durch plastisch hervortretende weiße Brüstungsbänder. Ein ansprechendes und abwechslungsreiches Raumgefüge entsteht durch zahlreiche Terrassen, Balkone und Loggien.

Vielfältige Glasfunktionen

„Man kann sagen, dass in diesem Projekt nahezu die gesamte Vielfalt unseres Produktprogramms abgerufen wurde“, berichtet Geschäftsführer Christian Dahlick. Die Palette der Glas-Wünsche bezog sich auf zahlreiche verschiedene Kombinationen der Funktionen Wärme- und Schalldämmung, Sonnenschutz und Angriffhemmung. Insgesamt wurde für das trivago Headquarter Solarlux neutral /// 62.37 in Kombination mit Schalldämmung und Angriffhemmung in mehr als zehn verschiedenen Ausführungen produziert. Die vielfältigen Aufgaben vom Glaszuschnitt über das Schleifen der Kanten bis hin zum Einsatz von Alarmspinnen führten dazu, dass die gesammte Produktion für dieses Projekt eingespannt war.

Repräsentativer Preis: Midtown Center Washington D.C.

Im Herzen von Washington D. C. liegt das Midtown Center mit nahezu 78.000 m² Nutzfläche — ein multifunktionales Gebäude für den Einzelhandel, Restaurants und Büros — in früherer Zeit das Headquarter der Washington Post. Der von den New Yorker SHoP Architects entworfene Gebäudekomplex besteht aus zwei Gebäudeflügeln, die drei Hängebrücken miteinander verbinden. Insgesamt wurden vom Metallbauer Oldcastle Building Envelope (OBE) aus Toronto fast 22.000 m² Funktionsglas von Tvitec Técnicas de Vidrio Transformado S.A. aus Ponferrada in Nordspanien verbaut. Die beiden 14-stöckingen Gebäude umschließen eine große, öffentlich zugänglich Plaza. Das Penthouse-Gebäude, das Konferenzzentrum, das Fitnesscenter und die Dachterrassen bieten ein beispielloses Annehmlichkeitspaket für Kunden. Besonderer Wert wurde auf nachhaltiges Bauen und die Einhaltung der Standards der LEED Gold Zertifizierung gelegt. Heute nutzt der Immobilien-Finanzierer Fannie Mae ca. 4.000 m² für sein Hauptquartier.

Glas-Kupfer-Fassade

Lokale Bau- und Architekturtraditionen werden gewürdigt durch eine Glas-Kupfer-Fassade. Die sich auf den Kupferflächen langsam aufbauende Patina ist ein gezielt eingesetztes Gestaltungselement und  soll eine Reminiszenz an die traditionelle Bauweise in Washington sein. Die Fassade ist auch eine leistungsstarke Antwort auf die Verbesserung der Lebensqualität in einem Glasgebäude, das strategisch ausgelegt wurde zum Schutz vor grellem Südlicht beim Öffnen der Innenräume bis hin zu sanft reflektierendem Licht aus dem Norden. Besonderes Augenmerk wurde auf den Sonnenschutz gelegt. „Bei der Auswahl des Sonnenschutzglases fiel die Wahl auf Solarlux stopray vision 50T“, berichtet David Lopez, internationaler Vertriebsleiter bei Tvitec. Das einfallende Tageslicht wird für die Arbeitsplätze im Gebäude maximal durch gezielte Lichtlenkung genutzt. Die sich durch schmale Straßenfluchten ergebenden Lichtverhältnisse werden durch die Glasflächen bestmöglich optimiert.
Entworfen, konstruiert, hergestellt und montiert wurde die Vorhangfassade vom Oldcastle Building Envelope (OBE) Team in Toronto. Gemeinsam mit den Architekten entwickelte der Metallbauer ein Fassadensystem, das eine schindelförmige Anordnung von Verglasung, Kupferplatten und Aluminiumprofile ermöglichte.


Sonderpreis: Hauptbahnhof Münster

Mit täglich rund 68.000 Besuchern und Reisenden ist der Hauptbahnhof Münster einer der größten Verkehrsknotenpunkte im Norden Deutschlands. Nach Angaben der Deutschen Bahn handelt es sich mit einer Investition von rund 76 Millionen Euro um den größten Neubau dieser Art seit Jahren. Eine langgestreckte Glasfassade zur Innenstadt hin beeindruckt mit einer Höhe von bis zu zwölf Metern, ein weiterer Blickfang ist ein 110 Meter langes Glasdach, das sich über die Eingangshalle spannt. Die Glasscheiben für den Neubau wurden bei Hunsrücker Glasveredelung Wagener in Kirchberg hergestellt. Auch der Metallbau wurde von dem Kirchberger Unternehmen übernommen. Planung, Glaslieferung, Konstruktion und Umsetzung – alles aus einer Hand, dafür gab es einen Sonderpreis im Objektwettbewerb.

Dynamische Fassade

Die Umsetzung des neuen Entrées des Hauptbahnhofs Münster stellte die Projektbeteiligten vor mehrere Herausforderungen: Vom Bauherrn gewünscht war eine optisch einheitliche, fließende Fassade. Gleichzeitig mussten die Fassadengläser den höchsten Sicherheitsanforderungen des Personenschutzes genügen und für einen sehr leistungsfähigen Sonnenschutz sorgen. „Zudem war die Logistik durch die beengte Lage des Bahnhofs in unmittelbarer Innenstadtnähe eine weitere Herausforderung“, erzählt Bojan Gvozdarevic, Werkleiter Metallbau. Das hohe tägliche Fahrgastaufkommen und die große Anzahl von Personen, die das Gebäude als Durchgang nutzen, gestalteten die Umsetzung auch nicht einfacher. Das Ergebnis kann sich allerdings sehen lassen: Der Neubau integriert den bestehenden Altbau aus den 1950er Jahren und ermöglicht den Zugang zu allen anderen Gebäudeteilen über eine großzügige Mittelhalle. Zur gemauerten Lochfassade des Altbaus bildet der Neubau mit seiner konsequenten Modernität einen deutlichen Kontrast. Zur Innenstadt hin präsentiert sich das Bahnhofsgebäude nun mit einer fast 150 Meter langen Glasfassade mit großzügig geschwungenen Kurven. Eingesetzt wurde das Sonnenschutzglas Solarlux A40, das einerseits einen hohen Sonnenschutz bietet, andererseits aber dennoch viel Licht in das Gebäude lässt.

Das Dach – 110 Meter lang und 4,1 Meter breit – wurde ebenfalls mit Solarlux A40 ausgestattet. Die Ostfassade in Richtung der Gleise, ausgeführt mit Solarlux A5O, präsentiert sich dem  Fahrgast farblich einheitlich mit ebenen und gebogenen Scheiben.

Im Bestandsgebäude wurden die Fenster erneuert, diese wurden mit Solarlux silber ausgestattet.

Die Leistungen des Metallbaus sind beeindruckend: Die Mittelhalle als Zentrum der Konstruktion wurde im Bereich der Geschäfte und Büros mit einer Pfosten-Riegel-Fassade ausgeführt. Diese geht in Richtung der Gleise in eine großformatige Glas-Stahl-Fassade über. Erkennbar wird dieser Übergang allerdings nur durch die größeren Scheibenformate von bis zu 2,8 x 2,8 Metern.

Blickfang ist das Glasdach des Neubaus, das aus einer 108 Meter langen fließenden Pfosten-Riegel-Glasfassade besteht und viel Licht in die Bahnhofshalle lässt, sowie das integrierte, seitlich anschließende Bestandsgebäude mit Lochfenstern. ⇥red◊

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