Karl Zimmermann in Bern

Findiges Unternehmertrio

Im Jahr 2013 haben die drei Metallbauer die Aktien der Karl Zimmermann AG vollständig übernommen. Zuvor im Management des Unternehmens tätig, waren sie gut in die geschäftlichen Belange eingeführt. Karl Zimmermann hatte die Nachfolgeregelung von langer Hand geplant. Ob die Betriebsführung im Dreiergespann funktioniert, stand in den Sternen. Die drei ließen es darauf ankommen, und entgegen unkender Stimmen – es hat geklappt. „Die Dreierriege ist unsere Stärke, wie viele Mitbewerber haben schon eine Führungsspitze mit so umfassendem Fachwissen und so vielseitiger Erfahrung?“, fragt Mathias Hächler.

Die Verteilung der Aufgaben setzt klare Strukturen. Thomas Schmitt ist für die Akquise zuständig, Mathias Hächler für Finanzen, Marketing und Versicherungen. Der Bereich der Werkstatt und Montage, dazu gehört auch das Personalmanagement, ist Sache von Andreas Fischer.

Mit ihren 35 Mitarbeitern, darunter sechs Auszubildende, hat das Unternehmen im vergangenen Jahr 5,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Mathias Hächler relativiert die Zahl: „Aber wir zahlen für einen frisch ausgebildeten Metallbauer in der Schweiz auch monatlich 3.727 Euro Bruttolohn.“ Zum Vergleich: In Deutschland erhält ein 22-jähriger Geselle in einem Betrieb mit bis zu fünf Mitarbeitern einen Bruttomonatslohn von ca. 2.533 Euro.

Kazi glänzt mit Vielseitigkeit

Manche Betriebe bewerten die Vielseitigkeit des Metallbaus als Risiko für rentable Geschäfte, diese spezialisieren sich lieber und versuchen mit dem gewählten Segment das Vertriebsgebiet zu erweitern. Kazi hingegen glänzt mit einem umfassenden Portfolio und versteht sich ganz entschieden als regionaler Betrieb. „Es gibt nichts aus Metall, was wir nicht umsetzen würden“, sagt Andreas Fischer. Die Website wirbt u.a. mit Möbeln, Balkonanlagen, Briefkästen, Treppen, Vordächern und Wintergärten. Zudem bietet die Berner Altstadt immer wieder Aufträge für historische Renovierungen. Ein Auftragsvolumen von ca. 500.000 Euro bot unlängst die Parkanlage des neuen städtebaulichen Zentrums in Biel. Kazi hat dort mit Konstruktionen aus Cortenstahl vier Treppenaufgänge eingehaust.

Mit allgemeinen Schlosserarbeiten generiert Kazi ca. 40 % vom Umsatz, 55 % mit Türen und Fassaden. Über 2 % bringt inzwischen der Wartungs- und Reparaturservice ein. In diesem Bereich sind zwei Mitarbeiter mit dem Servicefahrzeug im Umkreis von Bern unterwegs und führen Sofort-Reparaturaufträge aus. Öffentliche und gewerbliche Aufträge halten sich fast die Waage, vonseiten Privatkunden gehen 10 % der Aufträge ein.

Standort mit speziellen Anforderungen

Der Standort Mattequartier liegt idyllisch an der Aare, vom Flussufer aus blickt man auf die historische Altstadt. Auf der Halbinsel von Bern lebt etwa ein Prozent der Bevölkerung. Die Platzverhältnisse sind etwas beengt, das Hochwasser eine Bedrohung, die zum Alltag gehört. „Das letzte Mal trat die Aare 2005 über die Ufer, und die Werkstatt stand einen halben Meter unter Wasser“, erzählt Thomas Schmitt.

Seither sorgen zusätzliche Hochwasserschutzmaßnahmen dafür, dass es bei der Gefahr bleibt. Allerdings schränkt die Stadt Bern die Zufahrt zur Halbinsel bereits bei erhöhtem Wasserstand ein. „Logistisch ist das dann schwierig. In so einer Situation konzentrieren wir uns auf Arbeit in der Werkstatt und warten, bis das Wasser wieder zurückgeht“, sagt Thomas Schmitt. Die letzte Sperrung der Zufahrtsstraße entlang der Aare liegt zwei Jahre zurück.

2006 hat Kazi die Betriebsfläche mit einem zweiten Standort erweitert, Bern-Bethlehem liegt zum Glück außerhalb der Hochwasserzone. In dieser Werkstatt sind fünf Mitarbeiter vor allem mit dem Bau von Türen und Brandschutzelementen beschäftigt. Die Fertigung ist modern, mehrere Lehren für den rationellen Zusammenbau stehen zur Verfügung. In der Matte ist kein Platz für große Maschinen. „Etwa für eine Abkantpresse“, sagt Mathias Hächler. „Wir lassen die meisten Halbzeuge von den Zulieferern anarbeiten. Profilstahl und Bleche bestellen wir bearbeitet, abgekantet, gebohrt und auftragsbezogen — auch für ein Lager ist es hier zu eng.“ Die Schweizer Zulieferer haben in den vergangenen fünf Jahren ihre Servicedienstleistungen für den Metallbau enorm verbessert.

Änderungen wollen überlegt sein

Nach Angaben von AM Suisse sind in der Schweiz etwa 25 % aller Metallbaubetriebe nach EN 1090 zertifiziert. Kazi hat die Prüfungen durch die Zertifizierungsstelle seit März hinter sich. Eine Digitalisierung der Betriebsabläufe haben sie deswegen nicht forciert. „Die werkseigene Produktionskontrolle wickeln wir auf Papier ab“, sagt Mathias Hächler. „Auch beim Einsatz von Software sind wir vorsichtig, schauen genau hin, ob das Preis-/Leistungsverhältnis für unsere Voraussetzungen stimmt.“

Die Schweißer von Kazi haben die Prüfungen für die EN 1090 alle auf Anhieb bestanden. „Das zeigt mir, es geht bei der Zertifizierung viel um Bürokratie“, sagt Andreas Fischer. Er ist für das Personalmanagement zuständig. Seine Teams, sowohl auf der Baustelle als auch in der Werkstatt, werden seit zwei Jahren gecoacht. Beispielsweise zum Thema „schwierige Kunden“.

Die Auszubildenden bereitet er vor Lehrbeginn in einem Vorkurs auf die Ausbildung vor. „In sieben Lektionen schulen wir in erster Linie die sozialen Kompetenzen der Jugendlichen, dabei geht es beispielsweise um Pünktlichkeit und Verlässlichkeit.“ Meist hat der Betrieb sieben bis acht Jugendliche in Ausbildung zum Metallbauer.

Fortlaufende Modernisierung

Bei der Modernisierung ihrer Betriebsabläufe schauen die Unternehmen lieber zweimal hin. In der Werkstatt stellt Visual Planning auf einem Screen an der Wand das wöchentliche Personalmanagement für die laufenden Projekte im Überblick dar. „Jeder kann sofort sehen, wo sich ein Mitarbeiter aufhält und womit er beschäftigt ist“, sagt Mathias Hächler.

Elektrowerkzeuge werden mit einem speziellen Schlüsselkasten verwaltet. „Ein Blick in den Kasten genügt, und ich weiß bei welchem Mitarbeiter welches Gerät im Einsatz ist“, erklärt Hächler. Er freut sich über die einfallsreiche Entwicklung von Assa Abloy, die Übersicht in die Nutzung der Maschinen gebracht hat.

Die sechs Projektleiter und alle Monteure sind zwar mit Smartphones ausgestattet, aber eine digitale Erfassung der Arbeitszeit über die mobilen Geräte lehnt das Trio ab. „Wenn wir den Aufwand der Mitarbeiter und zusätzliche technische Kosten mit den Vorteilen gegenrechnen, dann lohnt sich das nicht“, betont Mathias Hächler. Aktuell erfasst die Verwaltung die Arbeitsstunden, die von den Mitarbeitern in ein Formular eingetragen werden. Die Arbeitsstunden wie auch alle anderen Aufwendungen werden über eine Branchensoftware auf die jeweilige Auftragsnummer eines Projekts gebucht. So steht den Projektleitern ein wöchentlicher Überblick über die Betriebssituation zur Verfügung. „Die Kalkulation wird noch mit Excel erstellt, aber die Umstellung auf VOKA Metall 3000 läuft bereits“, sagt Thomas Schmitt (metallbau 4/2014). Für das Aufmaß stehen zwei 3D-Lasermessgeräte zur Verfügung, auch die Anschaffung einer 3D-CAD-Software ist gemacht. Die Installation einer neuen Telefonanlage war die jüngste Modernisierungsinvestition. „Organisatorisch war damit ein ziemlicher Aufwand verbunden und wir haben lange mit der Anschaffung gewartet, weil sich die Folgekosten nicht gerechnet haben“, erklärt Mathias Hächler.

Fazit

Der Firmenstandort in der Matte bringt einige Widrigkeiten mit sich. Eine neue Betriebsfläche, wo sich die beiden jetzigen Standorte zusammenführen ließen, würde neue Perspektiven setzen. „So nebenbei sind wir immer auf der Suche nach einem passenden Objekt“, sagt Thomas Schmitt. Doch die drei Unternehmer verstehen es, die Betriebsabläufe soweit auf ihre speziellen Umstände abzustimmen, dass sich die Motivation ihrer Mitarbeiter, die Qualität der Arbeit und das Betriebsmanagement zum Erfolg verbinden.

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