Marktübersicht

Konstruktionssoftware für den Metallbau

2D-Konstruktionssoftware gibt es schon in fast allen Metallbaubetrieben. Sie ist und bleibt eine effiziente Wahl. Wer aber künftig bei großen Projekten mitreden will, wird sich auf BIM-kompatible Tools umstellen und 3D-CAD-Programme einsetzen müssen. Wir stellen Programme von 15 Anbietern vor.

Konstruieren ohne Software ist selbst in kleineren Metallbaubetrieben kaum noch denkbar. Nicht nur, weil es schneller geht, sondern weil unterdessen viele Softwareprodukte Schnittstellen zu betriebswirtschaftlichen oder Produktionsplanungstools bieten, eine direkte Anbindung an Lieferanten-Datenbanken die Materialplanung und -bestellung erleichtert, über Bibliotheken Normteile und Profilsysteme abgerufen werden können, die CAD-Daten direkt in die Produktionsmaschinen einlesbar sind oder Module für spezielle Konstruktionen zur Verfügung stehen. Jedes in der Marktübersicht vorgestellte Software-Produkt hat spezielle Ausprägungen, keines ist letztlich mit dem anderen vergleichbar. Das macht die Wahl nicht gerade einfacher.

Sofern Testversionen erhältlich sind, sollte man dies nutzen und den Aufwand des Vergleichs nicht scheuen. Schließlich legt man sich als Anwender meist über sehr lange Zeiträume fest und bindet sich mit allen Vor- und Nachteilen an einen bestimmten Software-Anbieter.

BIM – das Schlagwort mit Zukunft

Aktuell beherrscht Building Information Modeling (BIM) immer mehr die Bauplanung. Bei der Gebäudedatenmodellierung, wie BIM auf Deutsch heißt, werden alle relevanten Gebäudedaten digital erfasst und zu virtuellen Modellen miteinander kombiniert und vernetzt. Ziel ist, die Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden zu optimieren. Möglich wird das, wenn sowohl der Architekt bzw. Planer als auch die ausführenden Gewerke mit einer BIM-kompatiblen Software die Zeichnungen und Planungen erstellen. Basis bilden 2D- oder 3D-CAD-Programme, die über eine bidirektionale IFC-Schnittstelle die Daten mit sogenannten BIM-Programmen, wie z.B. Autodesk Revit, austauschen. IFC steht für Industry Foundation Classes und ist im Bauwesen der Standard für die Beschreibung von digitalen Gebäudemodellen (BIM).

Norbert Payer, Geschäftsführer von CAD-Plan in Frankfurt, erläutert: „BIM beschreibt also kein Produkt, sondern einen Arbeitsprozess. In der Regel ist ein Projektingenieur des Generalunternehmers BIM-Verantwortlicher. Er arbeitet mit einer Architektensoftware, wie z.B. Revit von Autodesk. Von den jeweiligen Fachplanern erhält er die 3D-Modelle — z.B. vom Metallbauer das Fassadenmodell, vom HLK-Planer das Heizungs- und Lüftungsmodell usw. — und fügt sie in den Rohbauplan des Architekten ein. Eine BIM-kompatible Software erkennt eventuelle Kollisionen, sodass Änderungen und Anpassungen unkompliziert möglich sind. Ist das digitale Gebäudemodell fertig, können die jeweiligen Fachplaner mit ihren Fachprogrammen die Auszugsplanung bzw. Stücklisten generieren. Auch ein Life Cycle Management ist mit einem BIM-Modell möglich.“

2D-Planung bleibt weiterhin effizient

Der Koordinierungs- und Arbeitsaufwand wird bei der Projektplanung mit BIM also deutlich reduziert. Trotzdem spielt BIM in den D-A-CH-Ländern nach Meinung von Norbert Payer noch keine große Rolle. Für die Ursachen sieht er zwei Gründe: Zum einen müssen Fassaden, welche in ein BIM-Projekt integriert werden sollen, komplett in 3D konstruiert werden, was einen deutlichen Mehraufwand und somit höhere Kosten bedeutet. Zum anderen sind Fassadenkonstruktionen in den D-A-CH-Ländern oft sehr detail- und umfangreich, was sich negativ auf das Laufzeitverhalten der BIM-Programme auswirkt.

Auch wenn es künftig immer mehr BIM-Projekte geben wird, empfiehlt Payer dem Metallbauer weiterhin die schnelle und etablierte 2D-Planung, „da hierbei höchst effizient Ergebnisse erzielt werden können und sich daraus relativ einfach auch 3D-Modelle generieren lassen. 2D und 3D verschmelzen sozusagen immer mehr. Die 3D-Planung wird vor allem bei sehr komplexen Konstruktionen oder wenn BIM gefordert ist eingesetzt.“

Für BIM-Projekte muss also stets mit 3D-Modellen gearbeitet werden, da dies die Grundlage für BIM ist. Der Umgang mit einer 3D-CAD-Planungssoftware kann allerdings nicht „nebenbei“ erlernt werden. Dafür sind gezielte 3D-BIM-Schulungen notwendig. Und daher, so Norbert Payer, ist – auch mit Blick auf die Zukunft – der rechtzeitige Umstieg auf eine BIM-kompatible 3D-Software, wie z.B. Athena, durchaus sinnvoll. Für den BIM-Prozess sind IFC- oder direkte Schnittstellen zwischen den verwendeten Planungsprogrammen der Metallbautechniker (CAD-, Kalkulationstools, usw.) und der Architektensoftware notwendig.

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