Metallbau Guggenbichler

Erfolg mit Qualität und Regionalität

Der Betrieb Metallbau Guggenbichler in Kramsach besteht seit 1860, das heutige Unternehmensgebäude seit 2009. Dipl.-Ing. Melanie Seifert hat für metallbau das Unternehmen besucht, Inhaber Otto Guggenbuchler führt den Betrieb bereits in der fünften Generation erfolgreich.

Der Weg zu Metallbau Guggenbichler ist ganz leicht zu finden. Zumindest von Norden kommend: Ausfahrt „Kramsach/Alpbachtal“ und dann bis zum ersten schönsten Gebäude fahren. Schon ist man da. Wer sich jetzt nicht sicher ist, was das „schönste Gebäude“ sein soll – über Schönheit lässt sich ja bekanntlich trefflich streiten – hier eine Architekten-Erklärung: Das Betriebsgebäude von Metallbau Guggenbichler ist von außen betrachtet ein moderner eleganter Corten-Stahl-Kubus, dessen Volumen hie und da großformatig von geschosshohen Fensterelementen eingeschnitten ist. Ein ­Industriebau – ja! Eindeutig kein holzverarbeitender Betrieb wie man es in Tirol kennt, sondern eindeutig ein Betrieb mit großer Nähe zum Stahl- oder Aluminium-Gewerbe und ein Betrieb, der offensichtlich seine Branche liebt und ernst nimmt.
Wer weder Kuben noch Corten-Stahl-Fassaden etwas abgewinnen kann, hat trotzdem die Chance, richtig anzukommen, denn der Name des Betriebs ist mit übergroßen Lettern in die Stahlbleche eingestanzt: „Guggenbichler“. In Anbetracht der Tatsache, dass der Betrieb seit über 150 Jahren besteht, genauer seit 1860, wäre auch eine andere Gestalt des Betriebsgebäudes zu erwarten gewesen.

Über 150 Jahre Vergangenheit

Otto Guggenbichler, der Inhaber und Geschäftsführer, ist ein Metallbauer von heute, der aber seine Geschichte und die seiner Vorgänger immer in Erinnerung behält. Das Unternehmen, bis 1966 noch in Rattenberg angesiedelt, hat sich von der typischen Landschmiede zu einem der führenden Anbieter in der Architektur- und Baubranche mit den Komponenten Stahl, Alu, Edelstahl und Glas entwickelt. Seine Philosophie heute beschreibt Otto Guggenbichler so: „Wir verstehen uns als Partner der Bauträger, der Bauwirtschaft und der Architekten. Wir sind sowohl im Gewerbebau als auch im Wohnungsbau tätig: vom hochwertigen Einfamilienhaus mit Sonderlösungen wie Wintergärten, Edelstahlarbeiten, Carports etc. bis hin zum klassischen gewerblichen Einsatz – von der Treppe bis zur ­fertigen Halle.“ Diese sachliche und stets auf die unternehmerischen Inhalte bezogene Antwort ist typisch für den gelernten Schlossermeister, der nur wenig Persönliches durchblicken lässt. Seine Arbeit soll für ihn sprechen und das tut sie auch. Das übrigens hat er gemeinsam mit der „Alten Riege der Architekten“, die sich bis vor Kurzem auch eher schwergetan haben, ihre Person vor ihre Arbeit zu stellen: Das Werk soll für sich sprechen. Nicht mehr und nicht weniger.

Vermutlich kommt der Betrieb deshalb recht gut bei den Kunden an. Aber nicht nur deshalb. Otto Guggenbichler nennt ein paar weitere Vorzüge: „Unser Unternehmen profitiert von der Vielfältigkeit und Flexi­bilität, da wir Stahl, Edelstahl, Aluminium und Glas in einem Projekt verschmelzen lassen können, sozusagen alles aus einer Hand. Somit können wir im Metallbereich als Generalanbieter auftreten.“ Otto Guggenbichler selbst hat 1995 den Betrieb übernommen und führt damit die fünfte Generation des Betriebs. Und auch diesem Nachfolgeprozess schenkt er wenig Aufmerksamkeit. „Die Nachfolge lief reibungslos und wir sind alle froh darüber“, resümiert er nüchtern. Das unterscheidet ihn von zahlreichen anderen Unternehmensinhabern, die an dieser Stelle ein Plädoyer über Schwierigkeiten, Chancen und Herausforderungen der Nachfolgeregelung gehalten hätten. Nicht so Guggenbichler!

Mitarbeiter und Nachwuchs

Diese angenehm unprätentiöse Art setzt sich beim Thema „Nachwuchs“ fort. Während hunderte von Geschäftsführern ­eines Metallbaubetriebs sich die Köpfe zerbrechen, wie sie zu vernünftigen Mitarbeitern kommen, quittiert Guggenbichler diese Aufregung mit einem Achselzucken und lässt durchblicken, dass er offenbar kein Problem hat, gute Leute und fleißigen Nachwuchs zu generieren. „Wir haben im Durchschnitt pro Jahr immer ein bis zwei Lehrlinge beschäftigt. Zurzeit sind es sogar sechs Lehrlinge in der Metalltechnik.“ Wichtig ist ihm der Nachwuchs allerdings sehr und er holt tatsächlich etwas aus: „Eine fundierte Ausbildung ist die Basis für beruflichen Erfolg. Alle unsere Mitarbeiter sind einschlägig ausgebildet, viele haben sich Zusatzkenntnisse angeeignet und sich damit höher qualifiziert. In letzter Zeit stand das Schweißen im Fokus. Der Betrieb ist nach EN 1090 EXC 3 zertifiziert. Ob Karriere mit Lehre oder der Abschluss einer technischen Hochschule – unsere interne Qualitätssicherung verlangt permanentes Lernen aller Beschäftigten. Wir legen Wert auf hohe Qualifikation, Kollegialität und Motivation. Diese Tugenden versuchen wir auch, unseren Auszubildenden zu vermitteln. Wir bieten unseren Lehrlingen ein duales Ausbildungssystem mit vielen Aufstiegschancen an. Von der Berufsschule bis hin zum Meisterkurs der Metall- und Stahlbautechnik, von der Berufsreife bis hin zur Fachhochschule – alles ist möglich!“ Zurzeit beschäftigt der Betrieb 25 Mitarbeiter, darunter zwei Schlossermeister, vier Techniker, einen Werkstattleiter, neun Facharbeiter, die eben erwähnten sechs Lehrlinge in der Metalltechnik, eine Bürofachkraft sowie einen Lehrling im Büro. Guggenbichler bezeichnet diese Unternehmensgröße als eher klein: „Aufgrund unseres relativ kleinen Unternehmens haben wir keine starren Strukturen und sind oft auch in der Lage, kurzfristig kleine Wunder zu bewirken, was z.B. Fertigungstermine o.ä. betrifft. Das ermöglicht uns gleichzeitig eine hohe Flexibilität. Und so flexibel wie wir mit Materialien arbeiten, so vielfältig sind auch unsere Mitarbeiter, die natürlich unser größtes Kapital sind. Unsere Mitarbeiter und die Nähe zum Kunden sowie unsere Produktvielfältigkeit sind sicher einflussreiche Bausteine unseres Erfolges.“ Bemerkenswert ist, dass alle Mitarbeiter aus der Region stammen.

Regional statt international

Diese Heimatverbundenheit macht das Unternehmen Guggenbichler für seine Mitarbeiter attraktiv. Selbst die Projekte bleiben sozusagen daheim. „Wir bieten unsere Leistungen in einem Radius von etwa 50 Kilometern an. Die meisten Projekte akquirieren wir im Umkreis von Kufstein über Kitzbühel bis nach Innsbruck.“ Auch das unterscheidet Guggenbichler von vielen Metallbaubetrieben, die weit über ihre regionalen Grenzen hinaus akquirieren. Das aber interessiert Guggenbichler nicht. Sein Geschäftsmodell funktioniert anders. Und es funktioniert. „Wir kennen unsere Kunden. Das ist viel Wert“, sagt er und erläutert hierzu auch einen wichtigen Aspekt. Nämlich den Vorteil von weniger Bürokratie. „Wenn man sich kennt, genügt oft auch ein Handschlag, ein umfangreicher Vertrag ist oft nicht nötig. Inhaltlich ist eigentlich klar, was wir tun. Das ist nichts Besonderes. Wir sind eben Handwerker, kein Mittelständler! Das bedeutet, dass wir vor allem kleinere und mittlere Projekte umsetzen, keine Großprojekte. Wartungs- und Serviceleistungen bieten wir natürlich auch an, aber nicht im großen Stil. Das unterscheidet uns von industrialisierten Betrieben. Umgekehrt müssen wir uns natürlich den bürokratischen Herausforderungen stellen, wenn es beispielsweise um Normierungen geht. Da ist die industrialisierte Betriebsform etwas im Vorteil.“ Guggenbichler weist vor allem auf Normierungen hin wie z.B. CE-Kennzeichnungen beim Brandschutz und tut ausnahmsweise seine Meinung kund: „Es braucht oft einen Schuldigen, wenn etwas nicht gut läuft. Dann greifen diese Regulierungen. Aber wie schon gesagt: Wir kennen unsere Kunden und sie uns. Das funktioniert.“

Das Portfolio

Das Leistungsspektrum von Guggenbichler ist groß: Es reicht von Beratungs- und Planungsleistungen bis hin zur Fertigung und gelegentlich auch bis hin zur Montage. „Generell ist der Metallbau ein planendes Gewerk. Wir bieten zunächst einmal an. Das geschieht mit ein paar wenigen Details, oft mit Skizzen im Maßstab 1:100. Werden wir beauftragt, planen, fertigen, liefern und montieren wir die Stücke. Die Auftraggeber von Guggenbichler sind sowohl öffentlich als auch nicht öffentlich. Bei Letztgenannten bietet der Betrieb auch Beratungsleistungen an. „Bei öffentlichen Ausschreibungen können wir gar nicht wirklich im Vorfeld beraten. Hier gibt es keine Alternative. Der billigste Anbieter gewinnt. Fertig“, bemerkt Guggenbichler. Ob mit oder ohne Beratung – im Wohnungsbau, also bei privaten Aufträgen, plant und fertigt der Betrieb Fassaden, Portale, Wintergärten, Geländer, Balkone oder Vordächer. Im Gewerbebau auch, zahlreiche Referenzen sprechen für sich.

Metallbau für Sport, Spiel, Tagungen ...

Das jüngste realisierte Projekt ist die Beschneiungsanlage der Bergbahn Kitzbühel. Die erst im Dezember 2016 offiziell eingeweiht wurde. Hier investierte der Bauherr im gesamten Skigebiet „Kitzbühler Horn“. Guggenbichler ist auf dieses Projekt sehr stolz: „Unsere Firma durfte hier sämtliche Schlosserarbeiten ausführen, u.a. Aluminiumfenster- und -türen, Stahlblechtüren, Sektionaltore, Geländer und Verblechungen sowie viele andere Schlosser-Detailarbeiten. Das waren natürlich große Herausforderungen, mit denen wir bei Bergbahn-Projekten immer zu tun haben. Man ist stets der Witterung ausgesetzt. Das bringt uns immer ein wenig in Zeitnöte. Wir sollten fertig sein, bevor der Schnee kommt.“

Weniger Druck in dieser Hinsicht hatten die Metallbauer bei den Arbeiten am Kindergarten in Kundl. Das ändert aber nichts daran, dass Otto Guggenbichler auf das Ergebnis ebenso stolz ist: „Die Marktgemeinde Kundl erweiterte ihren bestehenden Kindergarten. Unsere Hauptarbeiten waren die Fertigung und Montage von Geländern, zum Teil aus X-Tend-Netzen, Edelstahlhandläufen und Stahlblechtüren. Die Kindergartenkinder sind dort im Herbst 2016 eingezogen.“

Auch Mitte 2016 wurde der Erweiterungsbau des Congress Centrums in Alpbach fertiggestellt. „Hier durften wir die Umsetzung und Ausführung der aufwändigen Unterkonstruktion für die Holzlamellen im Eingangsbereich übernehmen. Auch die Stahlblechtüren mit und ohne Glaseinsätze und die Stahlblechgeländer stammen von uns. Weiter fertigten und montierten wir Lüftungslamellen und -hauben, Edelstahlhandläufe, sowie diverse Verkleidungen und Einhausungen. Auch einige nötige Anpassungen wurden von uns umgesetzt.“ Ein ebenso interessantes Objekt ist die Realisierung des Sandoz-Schulungs­gebäudes in Kundl. „Hier haben wir das ganze Spektrum der Metallarbeiten begleitet wie die Alu-Brandschutz-Verglasung, das Pfosten-Riegel-System, die Glas-Bürotrennwände, die Edelstahl-Handläufe u.v.m.“, erzählt Guggenbichler. Damit kennt er sich aus. Die beste Referenz hierzu ist wohl sein eigenes Büro mit Glas-Trennwänden.

Fazit

Von seinem Büro aus kann er zum Empfang blicken oder in die benachbarten Büros der technischen Zeichner. Oder er dreht sich einmal um und kann das umgebende Bergpanorama genießen. Wie er sich dreht oder wendet, oder ob er in ein paar Schritten die Werkshalle betritt – Otto Guggenbichler weiß, was ein guter Entwurf ist, welche Präzision bei der Planung zugrundeliegen muss und in welche Richtung er zu gehen oder zu blicken hat. Deshalb gibt er sein Wissen auch gerne weiter. Und er wünscht sich noch etwas für junge, heranwachsende Metallbauer: „Es wäre schön, wenn jeder Metallbauer sich für den Beruf begeistern kann. Es ist ein wunderbares Handwerk, bei dem man den ganzen Ablauf begleiten darf. Letztlich ist man ein Teil des Gesamtwerks. Und das ist stets ein Erfolgserlebnis, das ich jedem für seinen Beruf wünsche.“ Auch eine treffende Definition von Schönheit.

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