Nachgefragt: Damen im Metallbau

„Wer gute Arbeit leistet, wird akzeptiert.“

Ein Fachbeitrag zum Thema Frauen im Handwerk, schön und gut. Wir wollten auch hören, wie es ihnen geht. Dipl.-Ing. Melanie Schlegel hat bei vier Damen nachgefragt, wie es ihnen im Arbeitsalltag der Metallbaubranche ergeht.

Sarah Steininger (20)

Metallbautechnikerin

„Im August 2013 habe ich bei Auer Metallbau in Oberösterreich meine Ausbildung als Metallbautechnikerin begonnen und etwa dreieinhalb Jahre später meinen Abschluss gemacht. Hauptbetätigungsfelder sind bei uns Metall- und Stahlbau sowie Fertigungs- und Zerspanungstechnik. Pulverbeschichtung gehört ebenfalls in unser Portfolio. Der Betrieb hat mich nach meiner Lehre übernommen, jetzt arbeite ich im Büro zur Arbeitsvorbereitung für die Abkantpresse. Bei uns arbeiten mittlerweile über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das ist schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass alles schon im 15. Jahrhundert mit einer wasserbetriebenen Hammerschmiede begann. Meist bin ich als Frau in diesem technischen Beruf offen aufgenommen und gut unterstützt worden. Mit Vorurteilen gegenüber meinem Geschlecht sah ich mich nie konfrontiert. Ich wurde auch immer von den Führungskräften und meinen Arbeitskollegen unterstützt. Das ist sehr wichtig. Aber das sollte sich nicht auf das Geschlecht beziehen, sondern allgemein vorhanden sein. Frauen werden meiner Einschätzung nach in dieser Branche tadellos akzeptiert und gleichgestellt. Seit einigen Jahren werden Frauen auch durch diverse Projekte des Landes Österreichs tatkräftig gefördert, sich in technischen Berufen auszuprobieren. Ich halte das für eine wertvolle Sache, denn meiner Meinung nach haben Frauen oft ganz andere Ideen und Vorschläge als Männer. Eine Kombination aus Frauen und Männern im Team lässt sich kaum schlagen. Frauen gelingt es meist einfacher, eher kleinere und genauere Bauteile zu fertigen, und manchmal sind Frauen auch geduldiger.“

www.metall-auer.at

Birgit Renn (40)

Metallbaumeisterin, Industriemechanikerin

„Als Industriemechanikerin arbeite ich seit 2002 im elterlichen Betrieb im schönen Allgäu. Den Metallbaumeister habe ich im Jahr 2009 erfolgreich bestanden. Mit diesen Voraussetzungen bin ich 2010 als Geschäftsführerin in unserem Betrieb aufgestiegen, der seit 1973 besteht. 2013 habe ich die Firma komplett übernommen, mit neun Mitarbeitern. Unsere Kernkompetenz liegt in der Metallverarbeitung/Pulverbeschichtung mit Schwerpunkt Lohnpulverbeschichten. Eine gewisse Skepsis mir gegenüber als Frau habe ich öfter schon gespürt: In der Berufsschule war es anfangs sehr schwer, die Mitschüler zu überzeugen, dass ich den gleichen Beruf wie sie erlernen möchte. Auch im meiner betrieblichen Laufbahn gab es Situationen, in denen ich mir in einer ‚Männerdomäne‘ Respekt erarbeiten musste. Der Druck, es allen zu beweisen – vor allem meinem Vater – war anfangs sehr groß. Nachdem ich mit meiner Arbeit erst zufrieden bin, wenn ich sie mit 110 Prozent erfüllt habe, konnte ich mich mittlerweile gut beweisen. Wenn es um die körperliche Kraft geht, verhelfe ich mir mit Stapler und Hubameise. Was ich an Kraft nicht aufbringen kann, mache ich als Allgäuerin mit ‚G’walt‘ wieder wett. In einem Handwerksbetrieb, so glaube ich, brauchen Männer Frauen im Team, für eine ruhigere Grundstimmung, außerdem bringt die weibliche Logik einen anderen Blickwinkel. Ohne die tolle Unterstützung meiner Eltern, meiner Schwester und meines Partners wäre ich nicht da, wo ich heute stehe.“

www.josef-renn-gmbh.de

Daniela Soltermann (32)

Metallbaumeisterin

„Seit dem 1. Juli 2017 bin ich Inhaberin und Geschäftsführerin der Peter Soltermann AG im schweizerischen Thun – übrigens in der fünften Generation. Eingestiegen bin ich bereits 2013 als Projektleiterin. Im Laufe der Jahre habe ich immer mehr Aufgaben und Verantwortung übernommen, sodass ich heute gut aufgestellt bin. Der Betrieb wurde ziemlich genau 100 Jahre vor meiner Geburt gegründet: 1886 wurde das sogenannte ‚Conzessions-Gesuch‘ bewilligt und im Folgejahr die Geschäftstätigkeit aufgenommen. Wir sind ein fachlich hochkompetenter Metall- und Glasbauer. Wir sind gefragt, wenn es um Dächer, Wintergärten, Türen, Fenster, Fassaden, Geländer, Treppen, individuelle Spezialanfertigungen und vieles mehr geht. Für all diese Arbeiten stehen mir etwa 30 Mitarbeiter zur Seite. Darunter befinden sich fünf bis sechs Lehrlinge. Unsere Kernkompetenz ist die individuelle Beratung und die Entwicklung maßgeschneiderter Kundenlösungen. Als Frau im Metallbau sehe ich mich mit Vorurteilen nicht anders konfrontiert wie auch in anderen Belangen. Zum Beispiel die gegenüber jüngeren und weniger erfahrenen Menschen. Aber das ist okay, wir können daran wachsen und sollten uns keinesfalls als ‚Opfer‘ sehen! Zudem gibt es neben Skeptikern ja auch viele Fans. Es gleicht sich also unterm Strich aus. Mein Erfolgsrezept basiert auf der Devise ‚mit Köpfchen und Technik kommt man weit‘. Manchmal muss man aber auch einfach die Zähne zusammenbeißen und alles geben, um mitzuhalten – ein starker Wille ist also ebenso nötig. Weniger gefragt ist in meinem Alltag die Muskelkraft. Wenn Männer mit Frauen anders reden als untereinander, würde ich das nicht als Fehler bezeichnen. Warum auch? Das liegt in der Natur der Sache und bringt auch Vorteile. Ich konnte mich im Handwerk gut entwickeln und fühle mich respektiert. Es ist an der Zeit, dass die Frauenthematik nicht weiter aufgeblasen und thematisiert wird. Ich finde: Wer gute Arbeit leistet, wird akzeptiert – egal ob ‚Männlein‘ oder ‚Weiblein‘!

www.soltermann.ch

Judith Loreen Hägele (19)

Auszubildende Metallbau/Konstruktionstechnik

„Ich arbeite seit 2015 bei Fürst Stahl- und Metallbau in Essingen-Dauerwang. Feuer gefangen für den Beruf habe ich bei einem Praktikum. Inzwischen bin ich schon im dritten Lehrjahr. Bei Fürst sind wir insgesamt acht Mitarbeiter, davon fünf Azubis. Ich habe eine weibliche Kollegin und ab Herbst kommt eine dritte dazu. Die Firmenschwerpunkte liegen bei Stahlkonstruktionen, Treppen und Stahlbühnen. Ich denke, dass es generell schon Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Betrieb gibt. Das zeigt sich weniger äußerlich als in der Mentalität. Wir tragen zum Beispiel alle das Gleiche: eine Latzhose und eine Schweißerjacke. Und auch beim Heben von Lasten habe ich keine Probleme. Was nicht passt, wird passend gemacht. Was mir aber schon auffällt, ist, dass Männer mit Frauen immer anders reden. Umgekehrt stellen Frauen gerne ihr Licht unter den Scheffel. Selbst bei mir ist es manchmal noch so, dass ich sage: ‚Ich kann das nicht!‘ Doch dann mache ich es, und kann es meistens doch. Zufrieden bin ich mit meiner Arbeit aber erst, wenn ich 120 Prozent gegeben habe. Das ist sehr anstrengend. Besonders, weil wir Frauen uns immer wieder beweisen müssen: Ich glaube, dass viele Männer denken, dass Frauen das Handwerk nur schmücken, aber dass wir sonst nichts d’raufhaben. Um als Frau im Metallbau akzeptiert zu werden, wünsche ich mir mehr mediale Aufmerksamkeit und Werbekampagnen, die auch bei Jugendlichen ankommen. Denn eines ist für mich klar: Frauen hinterlassen nicht nur mit ihrem Werkzeug und ihrem Können immer einen bleibenden Eindruck.“

www.fuerst-stahl-metallbau.de

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