Polizeirevier Baunatal

Plusenergiefassade in markanter Architektur

Funktionalität, Ästhetik und Energieeffizienz bestimmen die Architektur des neuen Polizeireviers Süd-West im hessischen Baunatal. In die Glasfassade integrierte Photovoltaik-Module erzeugen jährlich 16.000 Kilowattstunden Elektroenergie und leisten so einen wesentlichen Beitrag zum Energiebedarf des Gebäudes.Die Vorhangfassade aus Glaspaneele führte C. W. Dallwig aus Kassel aus.

Die Fassadenarchitektur ist sachlich und kubisch. Der schwarze und der weiße Flügel im Kontrast haben einen hohen Wiedererkennungswert. Die Gebäudeform besteht aus einem 52 Meter langen und 12,5 Meter breiten Längsriegel von Ost nach West, der einen 12 Meter breiten und 34 Meter langen Querriegel durchdringt. Dabei bilden die beiden Gebäuderiegel einen Winkel, der sich zum Hof hin öffnet. Von dort gelangen die Besucher zum Haupteingang des Polizeireviers.Die vorgehängte hinterlüftete Fassade wurde mit den Lithodecor Systemen Airtec Glassic kombiniert mit Airtec Glassic PV realisiert. Die vielseitig einsetzbaren und im Format skalierbaren Photovoltaikmodule von Airtec Glassic PV und die multifunktionale rahmenlose Glasfassade Airtec Glassic mit Tragprofile aus Alu und Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) ermöglichte den Planern, ihren Entwurf eins zu eins umzusetzen. Neben einer eindrücklichen räumlichen Präsenz erfüllt der Neubau die geforderten hohen Sicherheitsstandards eines Polizeigebäudes und fördert optimale Prozess- und Betriebsabläufe. Der Entwurf des Gebäudes stammt von Planern des Büros amb. Architektur in Kassel, realisiert hat es als Generalübernehmer die OFB Projektentwicklung, ein Tochterunternehmen der Landesbank Hessen-Thüringen. Das Metallbauunternehmen war über die Vorhangfassade hinaus mit den Fenstern, Außen- und Innentüren einschließlich der Elektro-Komponenten, den Vordächern und sämtlichen Blech- sowie den Attikaverkleidungen beauftragt. „Das Volumen der Metallbauarbeiten belief sich auf ca. 900.000 Euro“, berichtet Dipl.-Ing. Andreas Grimm, der gemeinsam mit seinem Vater Bernd die Geschäfte von Dallwig führt.

Anforderungen an den Metallbau

In die Fassaden des Nord-Süd-Riegels wurden Photovoltaik-Module integriert. Rund 1.139 m² der Glas-Vorhangfassade besteht aus ESG-Paneele, ca. 260 m² aus PV-Paneelen. „Das Handling der PV-Elemente ist nicht anders als beim ESG“, berichtet Grimm. Die Paneele bestehen aus einem Verbund-Sicherheitsglas mit einer verkapselten Zwischenschicht. Damit beim Transport keine Schäden entstehen, wurden die PV-Elemente auf A-Gestellen an die Baustelle geliefert. Auch die Pflege der Glasfassade stellt keine außergewöhnlichen Anforderungen und kann mit herkömmlichen sanften Glasreinigungsmitteln ausgeführt werden.

Der Gebäudequerriegel mit seiner Photovoltaik-Dünnschicht-Fassade ist ein Blickfang. Die leicht reflektierenden, dunkelblau bis schwarz schimmernden Oberflächen der Solarmodule verleihen dem Flügel eine elegante Optik. Die Vorteile der Dünnschicht-Technologie liegen in der effektiven Lichtausnutzung, der geringen Abhängigkeit des Modulwirkungsgrades von der Außentemperatur und im besseren Diffuslichtverhalten. So erfüllt die Fassade mehrere Funktionen: Sie bietet eine sehr gute Wärmedämmung und erzeugt gleichzeitig solare Energie. Durch diese Kombination werden Werte auf Passivhausniveau erreicht.
Durch die energieaktiven Komponenten und Photovoltaik-Elemente der Fassade und ihre Ausrichtung sowohl nach Süden als auch nach Nordwest werden jährlich etwa 16.000 Kilowattstunden Elektroenergie erzeugt. Die dreiseitige Belegung ermöglicht eine ganztägige „Energiegewinnung“. Diese wird angesichts des hohen Energiebedarfs des Polizeireviers hauptsächlich im Gebäude verbraucht, Überschüsse werden in das städtische Versorgungsnetz eingespeist. Insgesamt erreicht das Gebäude damit eine positive Gesamtenergiebilanz. Der Energieverbrauch liegt rund 60 % unter den Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009.
Die Schnittpunkte zwischen Fenster und Glas-Vorhangfassade mussten detailliert in die Werkplanung aufgenommen werden. „Wir haben mit dem Solateur frühzeitig und präzise die Elektro-Komponenten der PV-Module abgestimmt“, berichtet Dipl.-Ing. Grimm. Das Unternehmen hat als Sub für den Fassadenbauer gearbeitet: „Wegen der PV-Verkabelung bei der Montage kann auf diesen Fachbetrieb nicht verzichtet werden.“
Die Wahl der Unterkonstruktion fiel auf eine zweiteilige Aluminiumkonstruktion aus Wandwinkeln und T-Profilen. „Der Ausgleich von Unebenheiten, bedingt durch den Rohbau, ist mit diesem System kein Problem“, hebt Grimm hervor. Der zweiteilige Aufbau – Trennung der vertikalen und horizontalen Unterkonstruktion – erleichtert die Ausrichtung. Der Toleranzausgleich zum Wanduntergrund wird durch dieses Konstruktionsprinzip einfacher erreicht, sodass eine vollkommene zwängungsfreie Montage der ESG- oder VSG-Gläser sichergestellt ist. Weil das Gebäude eine Blitzschutzanlage hat, musste auch die Unterkonstruktion geerdet werden. „Wir haben entsprechende Erdungsbrücken von vornherein mit eingeplant“, so Grimm. Eine statische Herausforderung war hingegen der Wandbildner. Die hochdämmenden Steine hatten schlechte Auszugswerte. Zusammen mit Lithodecor wurden die optimalen Befestigungsmaterialien ermittelt.
Die Montage der Photovoltaik- bzw. ESG-Fassadenplatten war vergleichbar einfach. Dafür hat sich das Glashaltesystem Airtec Glassic bewährt. Es handelt sich um ein geregeltes System nach DIN 18008 Teil 3, jedoch mit Glashaltern, welche nur 10 mm breit sind. Die Entscheidung für eine sichtbare Befestigung der Gläser kommt aus dem Baurecht. Dort ist geregelt, dass Photovoltaik-Elemente als Glas-Glas-Module mechanisch zu sichern sind (Abklappsicherung und Aufstandsfläche). Das System Airtec Glassic erfüllt diese baurechtliche Forderung. Die dezent sichtbaren filigranen Halterungen ermöglichen, einzelne Module bei Bedarf ohne größeren Aufwand auszutauschen.
Etwa ein Drittel der Auftragssumme entfiel auf Fertigung und Einbau von 128 Fenstern und 30 Türen. „Als Alu-Fensterprofil haben wir Schüco AWS 75.SI verarbeitet“, sagt Grimm. Teilweise wurden sowohl Fenster- als auch Türelemente automatisiert und mit Komponenten zur Öffnungs- und Verschlussüberwachung ausgestattet. Darüber hinaus gab es unterschiedliche Klassifizierungen der Einbruch- und Beschusshemmung zu beachten.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 11/2013

Gutenberg-Universität in Mainz

VHF mit Glaspaneelen

In dem Neubau sind mit einer Mietfläche von 16.257 Quadratmetern insgesamt neun Institute und Funktionsbereiche untergebracht sowie mit 884 Quadratmetern Nutzfläche ein Mensabetrieb des...

mehr
Teamtechnik in Freiberg

Glas-Alu-Fassade von Freyler

Das Freiberger Familienunternehmen Teamtechnik hat im vergangenen Jahr sein neues Bürogebäude eingeweiht. Der 2.600 m2 große Bau ist eine Denkfabrik für hochqualifizierte Ingenieure. Die...

mehr
Ausgabe 07-08/2012 Gemeinsam Trends und Themen vorantreiben

ISOLAR-Tagung 2012

Auf einen Nenner kommen ist nicht immer ganz einfach, ihn zu halten kostet auf jeden Fall ein wenig Mühe. Und die investiert die ISOLAR-Gruppe seit Jahrzehnten in ihre deshalb sehr lebendige...

mehr
Ausgabe 05-06/2020 Interview

Andreas Grimm von Dallwig

„Wir unterscheiden uns mit guter Beratung!“

metallbau: Herr Grimm, erachten Sie eine weitere Verschärfung der EnEV-Vorgaben für Fenster und Fassaden als sinnvoll? Andreas Grimm: Ob es sinnvoll ist, kann man pauschal nicht sagen. Sicherlich...

mehr
Ausgabe 11/2016

Gebogene Gläser im Trend

Ein Nischenmarkt für Spezialisten

Das Unternehmen hat nunmehr 65 Jahre Biegeerfahrung, die Produktion von planem Glas wurde bereits 1989 eingestellt. „Die meisten Mitarbeiter sind Quereinsteiger“, sagt der technische Leiter Michael...

mehr