Serie: Schleifscheiben

Die Fiberscheibe (1)

Ausschleifen von Defekten, Anfasen vor dem Schweißen oder Entfernen von Schweißnähten – Fiberscheiben sind die Alleskönner unter den Schleifscheiben, vor allem in der Metallbearbeitung.

Fiberscheiben sind die aggressivsten Schleifmittel. In kürzester Zeit erreichen sie einen sehr viel höheren Abtrag als Fächer- oder Schruppscheiben. Herkömmliche einlagige Fiberscheiben haben jedoch auch Nachteile: Je nach Werkstoff stumpfen sie schnell ab und müssen oft gewechselt werden. Außerdem erfordern sie bei minderwertigem Schleifkorn einen stärkeren Druck und generieren Wärme, die das Werkstück beeinflusst. Viele Schweißer, Metallbauer oder Schlosser ziehen deshalb die moderneren Fächerscheiben vor oder nutzen, wenn die Schleifkante beansprucht werden muss, Schruppscheiben.

Mit der neuen Präzisionskorngeneration hat der Multitechnologiekonzern 3M eine Lösung für Schleifmittel entwickelt, die die Fiberscheibe wieder an die Spitze bringt. Denn das patentierte Schleifkorn 3M Cubitron II soll mit seinem gleichmäßigen und präzise geformten Keramikkorn nicht nur für maximalen Abtrag sorgen, sondern auch für Hochgeschwindigkeit im Schleifprozess. So kann man mit einer Fiberscheibe mit Präzisionskorn deutlich mehr Schnittleistung erreichen als mit jeder Fächer- oder Schruppscheibe. Besonders bei schweren Arbeiten lassen sich die Schleifprozesse mit der neuen Technologie um mindestens 30 % verkürzen. Der erste Teil der Serie „Praxistipps Schleifen“ zeigt, worauf man beim Einsatz einer Fiberscheibe mit Präzisionskeramikkorn achten muss.

Tipp 1: Der passende Stützteller ist wichtig

Bei allen Fiberscheiben ist der Einsatz eines Stütztellers nach EN 13743 vorgeschrieben. Mit dem Stützteller wird die Scheibe auf dem Winkelschleifer eingesetzt. Wichtig ist: Eine Scheibe mit Präzisionskeramikkorn benötigt einen passenden Stützteller. Denn die neuen Präzisionskorn-Fiberscheiben zerspanen in wesentlich geringerer Zeit weitaus mehr Material als herkömmliche Fiberscheiben. Diese Arbeitsleistung muss von allen Systemkomponenten unterstützt werden. Konventionelle Stützteller bestehen häufig aus Kunststoffen, die schon bei 60 °C weich werden. Die Folge: Der Teller unterstützt das Schleifkorn nicht. Er drückt sich weg. So kommt es zu einer Flächenbelastung anstatt der gewünschten Punktbelastung. Die einzig richtige Wahl sind passende Systemstützteller, zu erkennen unter anderem an ihrer roten Farbe. Diese Stützteller zeichnen sich durch eine angepasste Formgebung und Härte sowie eine deutlich höhere Temperaturbeständigkeit aus. Ihr Einsatz kann die Schleifleistung um mindestens 30 % steigern.

Tipp 2: Die Wahl der richtigen Körnung

In der Regel sind mehrere Schleifschritte mit unterschiedlichen Schleifmitteln sinnvoll – vom groben Vorschleifen bis hin zum Feinschliff. Es ist jedoch sinnlos, von vornherein eine zu grobe Körnung zu wählen. Stattdessen sollte man mit der für die Oberfläche feinstmöglichen Körnung beginnen. Dabei gilt die Regel: Je größer die Zahl, desto feiner ist die Körnung. Fiberscheiben mit Präzisionskorn sorgen für einen wesentlich schnelleren Abtrag als herkömmliche Fiber-, Fächer- oder Schruppscheiben. Beim Präzisionskorn, gekennzeichnet durch das „+“ in der Körnungsbezeichnung, wirken feinere Körnungen oft effektiver als gröbere P-Körnungen konventioneller Scheiben. Wer bisher mit P24 oder P36  gearbeitet hat, kann deshalb bei Präzisionsschleifmitteln zur Körnung 36+ oder sogar 60+ greifen. Nutzer von P40, P50, P60 sollten jetzt die Körnung 60+ verwenden und P60- oder P80-Nutzer greifen zur Körnung 80+. Ein wertvoller Nebeneffekt: Man erhält eine besonders gleichmäßige und saubere Oberflächengüte und vermeidet Kratzer.

Tipp 3: Richtige Haltung und gleichmäßiger Druck

Bei allen Winkelschleifern beträgt der optimale Winkel zum Werkstück zirka 15 bis 20 Grad. So lässt sich vermeiden, dass die metallische Spannmutter das Werkstück berührt. Wichtig bei der Arbeit mit einer Schleifscheibe ist zudem ein gleichmäßiger Druck. Bei einer Fiberscheibe mit Präzisionskorn muss wesentlich weniger Druck ausgeübt werden als bei gebundenen Standardprodukten, wie z.B. bei einer massiven Schruppscheibe. Die Fiberscheibe ist flach anzusetzen und es ist darauf zu achten, dass die Kante des Schleifgerätes nicht in das Werkstück einsticht. Passiert das, dann leidet sowohl die Scheibe als auch der Stützteller. Im schlimmsten Fall ist beides zerstört.

Tipp 4: Sicher ist sicher

Für die eigene Gesundheit ist eine Persönliche Schutzausrüstung (PSA) beim Schleifen unverzichtbar. Dazu gehören eine Schutzbrille, Handschuhe und eine Atemschutzmaske. Bei der Arbeit mit Schleifmaschinen sollte außerdem stets professioneller Gehörschutz getragen werden. ⇥red ◊

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