Auf Stahl 35 m über dem Waldboden wandern

Baumwipfelpfad im Allgäu

Wegweiser nach oben - im skywalk allgäu schlängelt sich ein 540 m langer Pfad aus Stahl bis zu 35 m hoch über der Erde. Montiert wurde er von der Stahlbau Biedenkapp GmbH in nur vier Monaten.

Auf dem Baumwipfelpfad im Naturerlebnispark skywalk allgäu, Scheidegg, wandern Besucher in luftigen Höhen. Bis zu 35 Meter über der Erde windet sich der Steig an den Baumkronen vorbei - ein majestätischer Ausblick für Genießer. Auch für Rollstuhlfahrer ist der Weg nach oben kein Problem. „Der gesamte Pfad wurde behinderten- und rollstuhlgerecht angelegt“, sagt Norbert Vötterl, Mitarbeiter des ausführenden Betriebes, der Biedenkapp Stahlbau GmbH, Wangen. „Die Anlage ist aber nicht nur eine Touristenattraktion, sondern zeigt, wie man unter Berücksichtigung der Materialwahl, des Korrosionsschutzes und mit einem naturschonenden Montagekonzept ein nachhaltiges Bauwerk erstellen kann“, erklärt das Mitglied der Projektleitung. Das Objekt besteht aus feuerverzinktem Stahl. „Wir haben den Baumwipfelpfad beim Verzinkerpreis 2011 angemeldet“, berichtet Norbert Vötterl. Das Institut Feuerverzinken, Düsseldorf, lobt jährlich diese mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung aus.


 
Daten. Grundkonzept des Baumwipfelpfades ist eine Stahl- und Seilkonstruktion mit abgespannten Stahlmasten. Diese tragen Hängebrücken und Stege mit einer Länge bis zu 50 m, die sich zwischen Pylonstützen und zwei Türmen spannen. Zur Konstruktion gehört auch ein Erlebnisbereich mit drei Netztunneln und einer abschließender Rutsche.
Der gesamte Weg ist 540 m lang und befindet sich 15 bis 35 m über dem Waldboden. Seine 14 Hängebrücken bestehen aus 2,5 m langen und 1,8 m breiten Steg­segmenten. Daran sind Stahl­geländer mit Schweißgitterfüllung und einer Lärchenholzbrüstung befestigt.

haben einen zusätzlichen Handlauf sowie einen Anfahrschutz für Rollstuhlfahrer. Bis zu 45 m  hohe Stahlmasten tragen die Hängebrücken. Die Rundrohrmasten mit Durchmessern von 500 bis 600 mm sind am oberen und unteren Ende auf jeweils 2,7 m Länge konisch gestaltet.
Um auf den Pfad zu gelangen, stehen Besuchern verschiedene Wege offen: entweder über den Saumpfad, den Treppenaufstieg oder einen Aufzug aus Glas, der im 50 m hohen Aussichtsturm integriert ist. Als eigenständiger Zugang ermöglicht der Saumpfad einen Aufstieg über Stege und Treppen bis zu einer Höhe von 12 m. Getragen wird er von Schrägseilen, Masten und dem zweiten, 35 m hohen Stahlturm.


 
Hürden. „Eines unserer größten Probleme war der extrem kurze Zeitraum, den wir zur Abwicklung hatten“, beschreibt Norbert Vötterl. „Dafür standen uns lediglich acht Monate zur Verfügung, von März 2010 bis Ende Oktober 2010.“ Bis zur Übergaben an den Bauherren mussten die Stahlbauer in der vorgegebenen Zeit verschiedene Bereiche des Baumwipfelpfades planen, darunter die Ausführung, die Statik der Tragwerke und den Werkstattablauf im eigenen Betrieb. „Dazu haben wir die Herstellung aller Stahlteile sowie die viermonatige Montage bewältigt“, sagt Vötterl. Die Tragwerkkonstruktion der Hängebrücken stellte Biedenkapp mithilfe des Ingenieurbüros Meyer und Schubart, Partnerschaft Beratender Ingenieure VBI, Wunstorf, fertig. „Die Konstruktion der Türme haben wir bei uns  mithilfe der Statiksoftware RFEM 4 erstellt“, sagt Vötterl. Dieses Programm hat die Ingenieur-Software Dlubal GmbH, Tiefenbach, erstellt. Ingenieure der Innovatech Ingenieurgesellschaft für Bau- und Anlagentechnik mbH, Gotha, haben den Treppenaufgang sowie die Seilbrücken konzipiert.

Kreativ: Biedenkapp Stahlbau GmbH  
Mehrwert für Mitarbeiter und Kunden


 
Fußballspiele, Skiausflüge, Kegelturniere, Stadtbesichtigungen und vieles mehr: „Einmal im Monat organisieren wir Events, bei denen alle unsere Mitarbeiter teilnehmen können“, erklärt Norbert Vötterl, Vertriebsmitarbeiter der Biedenkapp Stahlbau GmbH. „Damit wird das Zusammenarbeiten angenehmer“, stellt er fest. „Die Veranstaltungen sind eine gute Gelegenheit, mit Kollegen ins Gespräch zu kommen, die ich sonst selten sehe“, fährt er fort, „bei solchen Aktionen kommt es schon mal vor, dass man im Skilift neben dem Chef sitzt und über das Wetter spricht.“ Die Kosten für die „Mitarbeiter-Events“ übernimmt zum größten Teil das Unternehmen. Geschäftsführer Klaus Biedenkapp hat mit diesen Veranstaltungen ein kreatives Mittel geschaffen, seinen Fachkräften einen Mehrwert zu bieten und sie an sein Unternehmen zu binden.


 
Arbeitsweise. Im Betrieb sind zurzeit 80 Mitarbeiter beschäftigt, darunter fünf Angestellte in der Verwaltung, acht Personen, die das technische Büro betreuen, und jährlich vier bis fünf Auszubildende.
„Außerdem gibt es fünf fest angestellte Projektleiter“, berichtet Vötterl. „Sie sind Ansprechpartner für unsere Kunden und können Projekte vollkommen eigenverantwortlich abwickeln.“ Lediglich zweimal im Monat müssen sie der Geschäftsführung über Fortschritte und Probleme berichten. Diese Arbeitsweise hat zur Folge, dass die Entscheider an der richtigen Stelle sitzen und bei Schwierigkeiten rechtzeitig eingreifen können.
 
Zweigstelle. „Wir produzieren und expandieren auch in der Schweiz“, sagt Norbert Vötterl. Der Stahlbaubetrieb hat dort eine Niederlassung - die Biedenkapp Stahlbau AG mit Sitz in Rheineck. Hier arbeitet Robert Jung, Projektleiter Schweiz. Er akquiriert und kalkuliert Aufträge für das Unternehmen. „Es gab Jahre, in denen wir mehr als 60 Prozent unseres Ertrages in der Schweiz generiert haben“, berichtet Vötterl, „zurzeit sind es circa 35 Prozent.“
 
Fachbereiche. Das mittelständische Unternehmen erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 21 Mio. Euro. Der Betrieb konzentriert sich auf drei Sachgebiete - Stahlhochbau, Industriebau und Fertigungsservice. „Wir sind als Generalunternehmen in den Bereichen Stahlhochbau und Industriebau tätig“, berichtet Norbert Vötterl. Ein anderes Tägigkeitsfeld sind Auftrags- und Fertigungsservices. „Beispielsweise kaufen verschiedene Schlossereien bei uns Profile und Stahlteile.“ Weitere Lohnleistungen sind auch ein Kranverleih, Sandstrahlen, Beschichten, Fräsen und vieles mehr. Dank des 2008 eingerichteten NC-gesteuerten Zentrums für Blechbearbeitung hat sich das Angebot an Leistungen sogar noch erweitert.


 
Projekte. Das Konzept von Biedenkapp rechnet sich. Die Stahlbauer bieten professionelle Lösungen, angepasst an individuelle Bedürfnisse der Kunden. Dabei halten sie sich streng an ihr Firmenmotto: „Je mutiger der Architekt, je schwieriger das Detail, umso mehr ist das Team von Biedenkapp in seinem Element.“ Nach Leitsätzen wie diesem sind schon zahlreiche Bauwerke in Deutschland, der Schweiz und Österreich entstanden. „Beispielsweise haben wir Aufträge für die Bregenzer Festspiele übernommen“, sagt Norbert Vötterl stolz. 2007 bauten sie für die Aufführung der Puccini-Oper „Tosca“ auf der Seebühne ein 50 m breites, 25 m hohes und 350 t schweres Auge aus Stahl mit beweglicher Pupille und Iris. Weitere Referenzen finden Interessierte auf der Internetseite des Unternehmens.
 
Info + Kontakte
 
Biedenkapp Stahlbau GmbH Pettermandstraße 24
88239 Wangen
Tel. +49 (0)7522/9702-0
Fax +49 (0)7522/9702-88

 
 www.biedenkapp-stahlbau.de 
 
skywalk allgäu gemeinnützige GmbH
Schätzlerstraße 34 86152 Augsburg
Tel. +49 (0)8381/896-18-00
Fax +49 (0)8381/896-18-13

www.skywalk-allgaeu.de

Bautafel
 
* Objekt: Baumwipfelpfad skywalk allgäu, Scheidegg
* Bauherr: Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V., Augsburg
* Betreiber: skywalk allgäu gemeinnützige GmbH, Augsburg
* Entwurf: BERGWOLF - Inhaber Alfred Essenwanger, Scheidegg
* Planung und Ingenieurleistung: Biedenkapp Stahlbau GmbH, Wangen
* Herstellung, Lieferung und Montage: Biedenkapp Stahlbau GmbH, Wangen
* Montageleitung: Helmut Mühlbauer
 
Technische Daten
* 500 t Stahl
* 80 m³ Holz
* 3000 m Seil
* 70.000 Schrauben
* Turm A: 50 m hoch
* Turm B: 35 m hoch
* 14 Stahlmasten
* 540 m Länge

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