Die BAU im Rückblick

Höhere Standards, Flexibilität und Nachhaltigkeit

Die BAU hat sich erneut als Leitmesse erwiesen, über 250.000 Besucher ­kamen im Januar nach München, um sich Neuheiten und Bewährtes der über 2.000 Aussteller zeigen zu lassen. In Halle C1 waren bereits am ersten Tag so ­viele ­Besucher unterwegs, dass Wicona das Catering ausging, dormakaba ­bilanziert insgesamt acht Prozent mehr Besucher als im Jahr 2015.

Mit über 167.000 Fällen ist die Zahl der Einbrüche 2015 in Deutschland auf ein 20-Jahres-Hoch geklettert. Kein Wunder also, dass bei den Herstellern die Sicherheitstechnik in den Fokus geraten ist. So bietet Hörmann im Rahmen einer Sicherheitsoffensive Aluminium-Haustüren ­serienmäßig ohne Aufpreis mit Widerstandsklasse RC 3 an.

Ein Eyecatcher war der RC-3-Prüfkörper einer zweiflügeligen Tür am Stand von Akotherm: „Es ist für Verarbeiter interessant über die Prüfzeugnisse hinaus, das Prüfelement zu begutachten. Beim Sicherheitstest wird versucht, es mit Kuhfuß, Schraubendreher, Keilen und sonstigem normativen Werkzeug zu knacken“, berichtet Jürgen Aschkowski von Akotherm. Der Profillieferant aus Bendorf hat für Aluminium-Tür- und Fensterprofile den Standard RC 3 eingeführt. Die Prüfungen wurden im Herbst 2016 im PIV Velbert absolviert. Für Fenstersysteme wurde zudem ein RC-3-Element mit verdecktliegendem Beschlag vorgestellt. Um künftig für das Projektgeschäft flexibler aufgestellt zu sein, wartete der Systempartner mit einer ersten Brandschutzserie für das Basissystem AT 740 FR auf. Türprofile der Systeme AT 740 und AT 739 werden auch für Rauchschutzelemente nach DIN 18095 vorgehalten. Als Alu-Konstruktion mit 70 Millimetern Bautiefe wird hier auf die gleiche Verbinder- und Dichtungstechnik gesetzt, die auch in isolierten Türen zum Einsatz kommt. „Dies unterstreicht einmal mehr die Bedeutung der Gleichteileverwendung“, hebt Aschkowski hervor.

Neuartige Schallschutzlösung

Der Systemanbieter Hueck aus Lüdenscheid glänzte mit einer Neuheit zugunsten optimierter Schallschutzwerte. Die „TA-Lärm“ schreibt für den Schalldruck im Innenraum tagsüber einen Richtwert von 35 und nachts von 25 Dezibel vor. Neben diesen Vorgaben soll aber zugleich eine gesunde Raumluft gewährleistet werden. Damit dies gelingt, muss bedacht werden, dass in den aus Wärmeschutzgründen völlig abgedichteten modernen Gebäuden eine ausreichende Belüftung unverzichtbar ist, ansonsten reichern sich Feuchtigkeit und Schadstoffe in der Raumluft an. Hueck-Ingenieure haben deshalb basierend auf dem hochwärme- und schallgedämmten Fenstersystem Lambda WS 090 eine ausgeklügelte Fenster-Konstruktion entwickelt: Mit Hueck Lambda SA (Silent Air) wird der Schall von außen selbst in der Lüftungsposition auf nachweislich bis zu 39 Dezibel absorbiert. Die innovative Schallschutzlösung besteht aus einem Oberlicht für die Stoßlüftung und einem speziellen Unterlicht für die schallgedämmte Dauerbelüftung. Mit den zunächst vier Varianten lassen sich so Kippweiten zwischen 40 bis 165 Millimetern bei einer jeweils entsprechenden Schallabsorbierung zwischen 26 und 39 Dezibel realisieren. Entscheidend ist, dass dieses System gleichermaßen hervorragende Luftdurchsatzwerte erreicht.

Der Systempartner Heroal hat in München ein neues Riegel-Spann-System (PS) gezeigt. Mit dieser Technologie lassen sich größere Spannweiten erzielen, ohne dass die sonst übliche Stahlverstärkung oder Profile mit breiterer Einbautiefe nötig wären. Das PS-System wird innerhalb des Profils angeordnet und baut eine Vorspannung auf, die den zu erwartenden Lasten entgegenwirkt und das Profil aussteift. Zusätzlich können durch den Einsatz von Schwerlastträgern nochmals die Glas­gewichte erhöht werden – auf diese Weise können bis zu 800 Kilogramm in ­einer 50-Millimeter-Konstruktion abgetragen werden. Möglichst große Spannweiten mit filigranen Profilen umzusetzen ist ein Trend im Fassadenbau, die einheitliche Optik ein anderer: Die Verschmelzung der Fassadenprofile mit den Sonderrahmen der Fenstersysteme erzeugt den Eindruck eines in der Fassadenkonstruktion schwimmenden Fensters. Diese spezielle Lösung bietet Heroal künftig seinen Verarbeitern für die Fenstersysteme heroal W 72 und heroal W 72 i.

Torbauer

Ob Novoferm, Teckentrup, Wisniowski oder Hörmann – unisono haben die marktführenden Unternehmen eine Lösung für den wachsenden Renovierungsbedarf bei Garagen. Novoferm hat sein Garagentor insbesondere für den Einbau in Fertigbetongaragen vorkonfektioniert. Das neu gestaltete Zugfedersystem ermöglicht es, die Sektionaltore iso20 und iso45 mit ihrem vertikalen Zugfedersystem schnell und ohne Hilfskonstruk­tionen auch in Garagen einzubauen, in denen der Seitenplatz weniger als 90 Millimeter beträgt. Durch das Zugfedersystem können Tore nun vollständig in die Öffnungen eingesetzt werden, wenn rechts und links keine Anschläge vorhanden sind. Dabei werden 76 Millimeter für die Zarge benötigt, die verbleibenden 4 Millimeter werden über ein 80 Millimeter breites – natürlich gleichfarbiges – Winkelzargenverkleidungsprofil abgedeckt. Bei diesem vertikalen System sind die Zugfedern in die Winkelzarge integriert, die Zarge selbst enthält daher ein spezielles Form-endstück und eine neue Seilaufnahme. Vormals verwendete Lösungen wie das Alu-Blendrahmenset sind nicht mehr in jedem Fall notwendig.

Wisniowski zeigte mit RenoSystem ein neues Montagesystem. Es basiert auf dem vielseitig anpassbaren Sektionaltor UniPro und bietet speziell mit den hintenliegenden Torsions­federn eine optimale Nutzung der vorhandenen Durchfahrtshöhe. Die maximale Breite eines UniPro-Sektionaltores beträgt 5.000 mm, die maximale Höhe 2.875 mm. Die Renovierungslösung aus einem RenoSystem-Rahmen und dem Sektionaltor UniPro berücksichtigt alle denkbaren Bestandssituationen, wie sie von alten Rolltoren, zweiflügeligen Toren oder Schwingtoren mit ihren spezifischen Einbausituationen bekannt sind: hinter einer Öffnung, in einer Öffnung und auch davor.

Teckentrup bietet sein CarTech-Garagentor auch für Renovierungen an. Es ist bislang das einzige, das sich beim Torhersteller aus Verl in einem Onlineshop konfigurieren und bestellen lässt. Unternehmer Kai Teckentrup hatte ja bereits vor der Messe die Branche gut vorbereitet, dass er auf der BAU nicht allein mit neuem CI vorstellig wird. Auf zwei Seiten von einem Wasservorhang gerahmt war der Stand in Halle B 3 ein Hingucker: Von der Decke rieselten Wassertröpfchen, die „Teckentrup Door Solution“ in die Luft schrieben. Und dann gab es auf dem Stand auch ein anderes Kommunikationsangebot als sonst auf der Messe üblich. Co-Creation-Customer nennt sich die neue Art, mit den Verarbeitern zu sprechen und meint schlicht, dass im direkten Austausch mit den Monteuren technische Entwicklungen vorangetrieben werden und die Erfahrungen der Ausführenden stärker bei neuen Produkten berücksichtigt werden. Der Türhersteller führte den Fachbesuchern den Prototyp einer modularen Außentür vor. „Wir sind dabei einen neuen Weg gegangen“, meinte Teckentrup, „und haben von Anfang an Metallbauer und Investoren eingebunden“. Dank Customer Co-Creation erfüllt die Tür exakt die Anforderungen, die Kunden an das neue Bauelement stellen: breites Einsatzspektrum, durch den modularen Aufbau an nahezu jedes Wunsch-Profil anpassbar. Erkenntnisse und Anforderungen, die sich in den Gesprächen mit den Besuchern ergaben, werden in den kommenden Monaten in die Weiterentwicklung des Prototypen bis zur Marktreife einfließen.

Nachhaltigkeit auf dem Vormarsch

Für Wicona-Geschäftsführer Henri Gomez stimmt nicht nur die Baukonjunktur, auch der Andrang auf dem Messestand war groß. Nicht nur die Sitzplätze waren rar, am ersten Tag ging glatt das Catering aus. „Wir hatten uns an den Zahlen von 2015 orientiert“, so Ayten Yilmaz, die das Marketing für die D-A-CH- Länder leitet. Warum Fassadenprofile rechteckig sein müssen, hatten sich wohl die Entwickler in Ulm gefragt und offensichtlich keine Antwort darauf gefunden: Sechs neue Profilformen sind nun das Ergebnis, erstmals wurden sie auf der BAU ausgestellt. Wictec 50 evo – Collection nennt sich die Serie. Die Wictec evo Design Fassade ist das Highlight der Collection: LED-Bänder lassen sich innen und außen in die Profile integrieren und erzeugen Lichteffekte. Weitere Designvarianten ergeben sich durch den Einsatz semi-transparenter Abdeckungen oder beschichtbarer Inletts. Die LED-Bänder sind selbstklebend und mit einer Schere schneidbar. Die Verbindung der horizontalen Riegel erfolgt über eine Kabelbrücke, die Trafo-Anbindung zur Stromversorgung an den Enden der Pfosten.

Aber Sapa Building Systems investiert nicht nur in Neuentwicklungen, sondern auch in Nachhaltigkeit. Jüngst hat die Marke Wicona für die Fensterserien Wicline 65/75, die Türserien Wicstyle 65/75 sowie Wicstyle 77FP und die Fassade Wictec 50 das Cradle-to-cradle (C2C) Zertifikat in Bronze erhalten.

Es stellt eine Ergänzung und Alternative zu den bekannten Gebäudezertifikaten (DGNB, LEED, BREEAM etc.) dar. Die Kriterien sind direkt auf das Produkt bezogen, nicht auf das Gebäude. Die Verantwortung des Produktherstellers inklusive seiner kompletten Vorfertigungs- und Lieferantenkette tritt in den Fokus. Die fünf C2C-Kategorien erlauben es, im Zertifizierungsprozess alle Aspekte zu den verwendeten Materialien, dem Herstellungsprozess bis hin zur sozialen Verantwortung des Unternehmens und seinen Impact für die Gesellschaft zu betrachten. Von der Planungsseite her ergibt sich der Vorteil, mit Wicona Systemen automatisch immer mindestens den C2C-Standard Bronze einsetzen zu können, ein Vorteil, mit dem sich auch ­Metallbaukunden vom Wettbewerb unterscheiden können.

Beim Thema Nachhaltigkeit geht es immer auch um EPDs. Einige Aussteller haben im Vorfeld der Bau noch versucht, ihr EPD-Portfolio zu erweitern. Assa Abloy erhielt für mechanische, motorische und drückergesteuerte Sicherheitsschlösser drei weitere EPDs vom IBU. Seit 2012 hat die Assa Abloy Gruppe konzernweit rund 200 EPDs im IBU-Programm veröffentlicht. Auch bei dormakaba kommen nach erfolgreicher Überprüfung durch das IBU sieben weitere Deklarationen für Karussell-Türanlagen hinzu.

Die Deklaration für Nachhaltigkeit ist weiter auf dem Vormarsch. Beim IBU, dem Kompetenzzentrum für nachhaltiges Bauen, sind derzeit für über 100 verschiedene Produktkategorien 1.600 EPDs veröffentlicht. Auch Schüco präsentierte seine ersten EPDs für Fenster-, Tür- und Fassadensysteme aus Aluminium, die mithilfe einer vom IBU verifizierten Softwarelösung konfiguriert werden können. Saint-Gobain Building Glass Europe hat rechtzeitig zur BAU 14 geprüfte Umweltproduktdeklarationen (EPD) herausgegeben. Diese decken mehr als 165 verschiedene Verglasungskonfigurationen ab und damit die gesamte Produktpalette.

Nachhaltigkeit war zudem Thema bei der traditionellen BAU-Pressekonferenz von Hörmann. „Die letzten beide Jahre sind für uns sehr gut gelaufen“, berichtete Christoph Hörmann. Eine „sehr zufriedenstellende“ Unternehmenslage bietet eine günstige Basis für nachhaltige Investitionen. Bereits seit 2012 bezieht der Tor- und Türhersteller Hörmann nachweislich Ökostrom. Zwischenzeitlich wurde dies auf 70 Prozent und nun ab 2017 auf 100 Prozent gesteigert. Das von Naturstrom ausgehändigte Zertifikat besagt, dass Hörmann der Umwelt jährlich über 36 Kilogramm Atommüll und mehr als 36 Tausend Tonnen CO2 erspart im Vergleich zum deutschen Strommix. „Beim Anbieter Naturstrom können wir uns darauf verlassen, dass der gelieferte Strom zu 100 Prozent grün ist“, erklärte der Unternehmer.⇥ma ◊

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