Die Dübelfibel (13)

Bebensichere Bolzenanker

Wenn die Erde bebt, breiten sich Erschütterungen in Wellen aus. Damit Gebäude und Tragwerke vor diesen Umwelteinflüssen geschützt sind, bedarf es einer erdbebensicheren Planung und Ausführung. Dazu gehört auch die nachträgliche Verstärkung und Befestigung der relevanten Bauteile.


Erdbeben haben einen großen Einfluss auf Gebäude und deren tragende Struktur. Sie bringen Teile zum Herabstürzen oder den ganzen Bau zum Einsturz. Auch die scheinbar unwichtigeren nichttragenden Bauteile spielen diesbezüglich eine große Rolle. So können herabstürzende Elemente wie Rohrleitungen großen Schaden anrichten und eine Gefahr für Leib und Leben darstellen.
Befestigungen müssen also bei Bauteilen der Standsicherheit, aber auch bei scheinbar nebensächlichen Verbindungen halten. Um dies zu gewährleisten, gibt es seit einiger Zeit erdbebentaugliche und -geprüfte Systeme. Doch was ist ein seismischer Anker überhaupt?
Viele europäische Regionen sind von einer Erdbebengefahr betroffen (siehe Karte). Entsprechend werden die seismischen Bemessungsanforderungen für Dübel durch die EOTA und den Technical Report TR 045 geregelt. Dieses Dokument bezieht sich auf die seismische Beurteilung von Verankerungen unter Erdbebenbelastung. Man unterscheidet zwischen Leistungsklasse C1 und C2.

Befestigungs- und Leistungsklassen:

  • Tragende Bauteile wie Metallständerwerk, Ringanker, Balkenaufhänger und Treppen (siehe Zeichnung): Hierfür sind Befestigungsmittel der Leistungskategorie C2 zu verwenden.
  • Nichttragende Bauteile (zum Personenschutz gegen herunterfallende Teile) wie Kabeltrassen, ­Rohre oder schwere Klimageräte: Dafür sind je nach Gebäudeklasse und Erdbebenstärke C1- oder C2-Anker zu wählen.

Die Auswahl des richtigen Dübels hängt neben der Befestigungsumgebung (tragendes oder nichttragendes Bauteil) auch von der Stärke der Erdbebengefahr sowie von der Art des Gebäudes ab. Die Erdbebenstärke wird in drei Klassen eingeteilt:

  • sehr leicht < 0,05 g
  • leicht 0,05 g < Erdbeschleunigung < 0,1 g
  • stark > 0,1 g

Die Gebäudeklassen

Gebäudeklasse 1 – Gebäude und tragende Elemente, die ...

  • normalerweise nicht von Personen bewohnt werden, z.B. Lagerhallen, landwirtschaftliche Gebäude.
  • nicht für die Bevorratung von Gefahrstoffen oder Katastrophenschutzgeräten geeignet sind.

Gebäudeklasse 2 – die meisten Gebäude und tragende Elemente im Wohn- und Arbeitsbereich:

  • Wohngebäude < 28 m Gebäudehöhe
  • Kommerziell genutzte Gebäude < 300 Personen
  • Industriegebäude < 300 Personen

Gebäudeklasse 3 – Gebäude und tragende Elemente, die ...

  • eine große Anzahl von Personen aufnehmen können, z.B. Bürohochhäuser, Sportarenen oder große Theater.
  • Personen mit eingeschränkter Mobilität aufnehmen können, z.B. Gefängnisse, Schulen und Einrichtungen des Gesundheitswesens.
  • zur lebensnotwendigen Infrastruktur gehören.
  • Materialien enthalten, die eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen, wenn sie freigegeben werden.

Gebäudeklasse 4 – Gebäude und tragende Strukturen, die ...

  • nach Katastrophen und Erdbeben unerlässlich sind, z.B. Krankenhäuser, Polizeistationen, Feuerwehren und Notfallkommunikationszentren.
  • nach Katastrophen Gefahrstoffe freisetzen könnten, z.B. ­chemische Lager, Atomkraftwerke.

Fazit
Erdbebentaugliche Anker decken das gesamte Anwendungsgebiet ab – von gerissenem und ungerissenem Beton bis zu Erschütterungen durch Erdbeben. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Qualität dieser Anker, da erdbebengeprüfte Dübel auch besonders großen Rissen im Beton standhalten können. ⇥red ◊

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