Frankfurt Airport

Sicherheitstechnik am Flughafenzaun

Das Thema Sicherheit schwebt obenauf, wenn es sich ums Fliegen handelt. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Eigentümerin des größten deutschen Flughafens Frankfurt am Main, die Fraport AG (FRA),  in allen eigenen Belangen Sicherheit groß schreibt.

Groß ist vor allem das Betriebsgelände, das es zu sichern gilt: 2011 wurde die jüngste Landebahn Nordwest in Betrieb genommen, damit erreicht die Gesamtfläche eine Größe von knapp 3.000 Fußballfeldern. Dieses Freigelände zu sichern, ist eine enorme Herausforderung. Der Außenzaun um das Grundstück war bis 2011 etwas über 30 Kilometer lang und ist seit der Inbetriebnahme der neuen Landebahn um weitere 11 Kilometer vergrößert und üppig mit elektronischen Sicherheitselementen bestückt worden. Seit der Fertigstellung konnte die FRA verhindern, dass sich unbefugte Personen über das Freigelände Zugang zu den Start- und Landebahnen oder zu anderen sensiblen Bereichen verschaffen konnten.
Nur drei Alarme wurden seither gemeldet – darunter ein auf den ersten Blick recht putziger, weil sich eine Mäusefamilie Durchgang verschaffen wollte. Gleichzeitig veranlasste dieser Vorfall, dass die Technik verbessert und der Umwelt des Zauns  angepasst wurde. Örtliche Gegebenheiten wie Fauna und Flora müssen also bei der Erstellung eines solchen Sicherheitszaunes ebenfalls berücksichtigt werden, um Fehlalarme zu vermeiden.

Arbeitsfeld für Metallbauer wie Zaunbauer

Diesen Herausforderungen stellte sich im Falle FRA das Unternehmen Haverkamp, das den Zaun aus Aluminium komplett entwickelt und die Profile dafür hergestellt hat. Es wird den Zaun auch warten. Ulrich Haverkamp, der Geschäftsführer des Münsteraner Herstellers, lässt durchblicken, dass Fachkenntnisse im Metallbau für so eine Bauaufgabe sehr von Vorteil sind. „Wir suchen immer Metallbauer vor Ort, die solche Systeme verstehen und im Bestfall vertreiben können. Tatsächlich glaube ich, dass sich ein Metallbauer sogar besser eignet als ein klassischer Zaunbauer, weil es eher um filigrane Bauteile geht.“
Der hochleistungsfähige Alarmzaun besteht komplett aus Aluminium. Er ist daher sehr leicht, einfach zu verarbeiten und sowohl hitze- als auch korrosionsbeständig.

Das geringe Gewicht hat natürlich auch den Vorteil, dass der Transport günstiger wird. Darüber hinaus gilt die integrierte Detektionstechnik (AluGard) als sehr zuverlässig. Man hat sich für eine modulare Bauweise entschieden, die auch flexible Ausrichtungen des Zauns ermöglicht. „Stellen Sie sich die Bauweise vor wie einen klassischen Fischertechnik Baukasten. Alle Teile werden ausschließlich gesteckt. Verzinkungen etc. sind nicht mehr nötig. Die Entwicklung und letztlich auch die Entscheidung für dieses System resultierte vor allem aus der Frage, wie jeder Metallbauer so einen Zaun bauen kann. Das Prinzip sollte gut verständlich, der Zaun leicht zu montieren sein.

Detektion ist sensible Sache

Damit  die Videoanalyse im Kontrollraum gut funktioniert, waren folgende Aspekte besonders zu berücksichtigen: Die diversen Sensoren im Zaun müssen so reagieren, dass Objekte gut erkannt werden können, um Fehlalarme zu verhindern, und all das muss in der Fläche anzuwenden sein. Bei der Zaundetektion gehören die Reaktionen der Sensorik auf Angriffsversuche, Überwindung und Durchdringungsversuche zu den Schwerpunkten des Zaunsystems. Besonders wichtig ist, dass die Systeme bei unterschiedlichen Umweltbedingungen gleichmäßig und störungsfrei funktionieren. Allen Anforderungen wurde Haverkamp durch die Technik WaveGard gerecht.

Schnittstellen gut vorbereiten

Weniger  entscheidend für den eigentlichen Bau einer solchen Barriere sind elektrotechnische Kenntnisse. „Die Elektronik, die Videoüberwachung mit Wärmebildkameras oder auch die Beleuchtungssysteme wurden als separates Gewerk ausgeschrieben. Damit hatten wir direkt nichts zu tun. Wir haben nur die Schnittstellen dafür geschaffen“, relativiert Haverkamp. Jedes Zaunmodul in den Dimensionen 2,50 m x 2,50 m bzw. 2,00 m x 2,50 m kann mit jedem anderen Modul einfach zusammengesteckt werden. In den Röhren liegen 12-Volt-Drähte, die auf Ruhestrom mit Alarm reagieren, wenn z.B. eine Masche durchgeschnitten wird. Für die volle Integration von Beleuchtung und Wärmebildkameras genügt ein Kabel, das mit einem BUS-System verbunden ist. Alarme werden direkt in den Kontrollraum der Leitstelle geführt. Diese kann dann die installierten Kameras an der Stelle ausrichten, an der der Alarm ausgelöst worden ist, und den Grund für den Alarm ansehen, bewerten und reagieren. „Nachdem seit 2011 bislang nur drei Alarme ausgelöst worden sind, war der Zaun nach zweieinhalb Jahren quasi abbezahlt.“ Die Kosten pro Meter sind nicht konkret zu benennen, aber man kann davon ausgehen, dass ein Meter Zaun in dieser modularen Bauweise bei rund 200 Euro beginnt. Wenn weitere Installationen wie Beleuchtungs- oder Videotechnik hinzukommen, dann ist mindestens mit einem Meterpreis von 450 Euro aufwärts zu rechnen. Haverkamp meldet seit dem Auftrag am Frankfurter Flughafen schon 15 Folgeaufträge für derartige Anlagen.

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