„Ich kauf einen Metallbaubetrieb!“

Fitim Gjuraj möchte ein Unternehmen führen

Fitim Gjuraj hätte in einem großen deutschen Konzern Karriere machen können. Doch es ging ihm nicht schnell genug. Also entschloss er sich, Unternehmer zu werden. Vor zwei Jahren hat er den südwestdeutschen Metallbauer Stema gekauft.

Fitim Gjuraj hat keine handwerkliche Ausbildung, keinen Meistertitel. Aber dass er ein  Handwerksunternehmen führen kann, daran hat er nie gezweifelt. „Mir war immer klar, dass ich die Rolle des Geschäftsführers übernehmen will“, sagt Gjuraj. „Das Fachliche eigne ich mir an.“ Der 39-Jährige ist seit zwei Jahren geschäftsführender Gesellschafter von Stema Stahlbau in Althengstett, Baden-Württemberg.

Das Unternehmen wurde 1991 von Stephan Mann gegründet. Mann hatte als traditioneller Schlosser begonnen, wuchs dann aber zu einem Industriezulieferer. Zunächst fertigte Mann in gemieteten Hallen, 1995 baute er neu und der ganze Betrieb zog in den Landkreis Calw, eine gute halbe Stunde westlich von Stuttgart.

Zu dieser Zeit saß Fitim Gjuraj noch auf der Schulbank. Nach dem Abitur in Nagold studierte der Sohn kosovarischer Eltern in Albstadt, machte seinen Abschluss als Wirtschaftsingenieur und ging zu Bosch. Schon während seines Studiums hatte er den praktischen Teil bei Bosch absolviert und an der Entwicklung von Steuergeräten mitgearbeitet.

Mit dem Diplom in der Tasche wurde Gjuraj dann Projektleiter im Service-Vertrieb. Bei Bosch erkannte man sein Potenzial. Er durchlief verschiedene Programme für Führungskräfte. Mehr als zehn Jahre war Gjuraj in unterschiedlichen Funktionen für Firmen des Bosch-Konzerns tätig, doch dann packte ihn die Lust, selbst Unternehmer zu sein. Das Führungskräfte-Programm bei war ja schön und gut, aber: „Es ging mir nicht schnell genug.“

Auf dem Weg zum Unternehmer

Gjuraj ließ sich also in der Datenbank von Nexxt-Exchange registrieren, über die mögliche externe Nachfolger mit Unternehmern, die ihren Betrieb abgeben wollen, gematcht werden. Handwerks- und Handelskammern aus ganz Deutschland sind an die Datenbank angeschlossen.

Zu etwa fünf Unternehmen habe er Kontakt gehabt, bevor Stema auf ihn zukam, erinnert sich Gjuraj. Die ersten Kontakte waren aber nur flüchtige Flirts: „Über ein Telefonat oder einen Schriftverkehr ging es aber nie hinaus.“ Mal waren die Produkte zu weit weg, mal war die angebotene Firma zu klein. Gjuraj hatte bereits mit seinem Bruder zusammen eine kleine Autowerkstatt übernommen. Die nächste Firma sollte eine Nummer größer sein. So kam er mit dem damaligen Stema-Inhaber Stephan Mann ins Gespräch. Mit Stema wurde es ernst.

Neben dem klassischen Metallbau – vor allem Treppen und Balkone – baut die Firma Stahlskelette für Industriehallen, heute mit 23 Mitarbeitern. Stahlträger werden bei Stema präzise gefertigt. „Wir produzieren diese nach den Vorgaben der Kunden selbst“, sagt Gjuraj. Er selbst ist aber nicht in der Werkstatt aktiv. Die handwerkliche Qualität verantworten drei Meister.

Und bei der jetzigen Größe soll es nicht bleiben. Gjuraj hat sich vorgenommen, das Unternehmen wachsen zu lassen, am liebsten organisch. Aber auch Übernahmen oder Zukäufe sind kein Tabu. In zehn Jahren will er die dreifache Zahl an Mitarbeitern beschäftigen. Dass er selbst noch eine handwerkliche Ausbildung aufsattelt, sei unwahrscheinlich, sagt Gjuraj. Die Lücken im Profil seien zu groß. Der Schuh drückt ihn nicht. Mit seinem Werdegang und seiner entschlossenen Art hat Gjuraj auch die Bank überzeugt, als es um die Finanzierung ging. Darum will er sich nun ganz auf seine Rolle fokussieren und Stema auf das nächste Level führen.

www.stema-stahlbau.de

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