Im Meisterteam vernetzt

ERFA-Gruppe für Metallbauer

Die Meisterteam-Verbundgruppe wird in diesem Jahr 30 – ein guter Anlass für einen Blick hinter die Kulissen. Was mit rein finanziellen Vorteilen beim gemeinsamen Einkauf begann, hat sich längst zu einer lebendigen Organisation mit Beratung, Weiterbildung und gegenseitiger Unterstützung entwickelt. Fachautorin ­Ulrike Hensel befragte Geschäftsführer Thomas Schley und Aufsichtsratsmitglied ­Clemens Geßmann.

„Starkes Handwerk. Starke Qualität.“ Dieser Slogan ziert seit zwei Jahren das Logo des Meisterteams. Er steht für eine ganze Reihe von Aufgaben und Zielen, die sich die Verbundgruppe vorgenommen hat. Meisterteam ist eine freiwillige Gemeinschaft von Firmen aus den Bereichen Metall-, Holz- und Glashandwerk sowie Kunststoffverarbeitung. Sie sind über ganz Deutschland verteilt, aus historischen Gründen jedoch schwerpunktmäßig im Norden ansässig. Die Mitgliedsunternehmen werden nach strengen Kriterien ausgewählt, zahlen Beiträge und treten nach außen hin als eine selbstbewusste, professionell organisierte Gemeinschaft auf. Das Meisterteam gründete sich im Jahr 1984 aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen: Es ging zunächst um den gemeinsamen Einkauf zu besseren Konditionen.

Nur ausgewählte Betriebe

In den 30 Jahren des Bestehens hat sich viel verändert. Rund 300 Mitgliedsunternehmen zählt die Organisation inzwischen, die außerdem mit 200 Lieferanten Rahmenverträge geschlossen hat. Ihr voran steht Thomas Schley, seit 2002 im Meisterteam und seit 2005 Geschäftsführer der Verbundgruppe. Zu seinem Team gehören eine Innendienstleiterin, ein kaufmännischer Leiter, eine Assistentin und – ganz neu – ein Mitarbeiter für die Mitgliederbetreuung Nord. Neben der Hamburger Zentrale haben sich unterdessen zwei regionale Kooperationen gegründet. Das Meisterteam Bonn-Rhein-Sieg besteht seit 10 Jahren, das Meisterteam Berlin befindet sich im Aufbau.

Der Einkauf der Mitgliedsunternehmen bei den Vertragslieferanten läuft über das Meisterteam-Zentralregulierungssystem ab. Die Lieferanten schicken ihre Rechnungen nicht an den Handwerker sondern an die zentrale Abrechnungsstelle, die für das Meisterteam als Dienstleister arbeitet und die Fälligkeiten bezahlt. Die jeweiligen Beträge werden den Mitgliedern zu einheitlichen Terminen in Rechnung gestellt und zentral von deren Konto abgebucht. Diese Vorgehensweise reduziert den Aufwand bei Handwerkern und Lieferanten und bietet erheblich günstigere Einkaufskonditionen. Die Mitglieder profitieren davon sofort in Form von Rabatten und Skonti und im Folgejahr wird ein Bonus entsprechend des Umsatzes gutgeschrieben.

Diesen Einkaufsvorteilen gehen kontinuierlich intensive Verhandlungen mit den Lieferanten voraus, die Thomas Schley und sein Team führen. Er berichtet: „Wir führen regelmäßige Gespräche, sowohl mit den Lieferanten als auch mit den Mitgliedsunternehmen. Denn gute Konditionen kann man nur mit guten Umsätzen erzielen. Auch überlegen wir gemeinsame Marktaktivitäten und Verkaufsförderungsmaßnahmen.“

Die Zentralregulierung erfordert eine 1A-Bonität der Mitgliedsunternehmen. Dies ist eines der strengen Kriterien, die gestellt werden. Dazu Thomas Schley: „Damit unsere Vertragslieferanten immer sicher sein können, dass sie ihr Geld erhalten, haben wir unsere Mitgliedsunternehmen mit einer sogenannten 100 %igen Delkredereversicherung versichert. Diese Warenkreditversicherung setzt eine 1A-Bonität voraus. Wir überprüfen das vor und laufend während der Mitgliedschaft und verhindern auf diese Weise, dass sich schwarze Schafe einschleichen.“ Neben der Bonität sind weitere Kriterien für die Aufnahme ins Meisterteam festgelegt: Es werden nur Meisterbetriebe mit mindestens fünf Mitarbeitern aufgenommen, und das Unternehmen muss ein verarbeitender Betrieb der Branchen Holz, Metall, Glas oder Kunststoff sein. „Dieser Qualitätsanspruch unterscheidet uns wesentlich von Organisationen und Verbänden, die diese Differenzierungen nicht machen“, sagt Schley. Von ca. 300 Mitgliedern sind fünfzehn Unternehmen Metallbaubetriebe.

Mehr Qualität statt Quantität

Im Schnitt beschäftigen die Betriebe zwischen 5 und 25 Mitarbeiter, es gibt auch Mitglieder mit 100 Mitarbeitern. 2012 wurden 16 neue Betriebe aufgenommen, 2013 waren es 12 Unternehmen, wie Schley berichtet. Er betont, dass es in der Verbundgruppe nicht so sehr auf die Anzahl der Mitglieder ankommt, sondern vielmehr auf deren Qualität. Damit meint er die bereits erwähnte 1A-Bonität und beispielsweise Fragen zur Geschäftsführung oder der betrieblichen Organisation. Dabei geht es nicht so sehr um schon vorhandene Perfektion in allen Bereichen, sondern vielmehr um die Bereitschaft der Unternehmer, sich den kontinuierlichen Verbesserungsprozessen zu stellen und fortlaufend daran zu arbeiten.

Die Unternehmen können zwischen drei Mitgliedsarten wählen, beginnen aber immer mit der ersten Stufe: der Zentralregulierungspartnerschaft. Hier liegt der Fokus auf dem gemeinsamen wirtschaftlichen Einkauf. Die zweite Stufe ist die Basismitgliedschaft, die neben den Einkaufsvorteilen die Nutzung der Marke Meisterteam inklusive Logo und die Mitarbeit in einer ERFA-Gruppe beinhaltet. Die dritte Form ist der Kommanditist. Als Gesellschafter ist man Anteilseigner, hinterlegt eine Kommanditeinlage und besitzt besondere Stimmrechte.

Alle zwei Jahre, beispielsweise zu wichtigen Messen, werden Schnuppermitgliedschaften angeboten, um Handwerkern die Möglichkeit zu geben, das Einkaufssystem und die damit verbundenen Vorteile kennenzulernen. „Es gibt auch Betriebe“, sagt Schley, „die dann kein Mitglied werden, weil sie sich einiges anders vorgestellt haben.“ Insgesamt sei die Zufriedenheit im Meisterteam gut, das würden die jährlichen Mitgliederbefragungen ergeben.

Von der ERFA-Arbeit profitieren

Thomas Schley leitet dieses Ergebnis von der grundsätzlichen Struktur des Meisterteams ab: „Wir treffen keine Entscheidungen von oben, sondern beziehen unsere Mitglieder ständig mit ein.“ Dies erfordere natürlich auch eine aktive Mitarbeit, die man als Mitglied wollen sollte. Die Basis bilden 15 Erfahrungsaustausch- und Fachgruppen. In den ERFA-Gruppen, wie sie kurz genannt werden, werden regelmäßig Weiterbildungen zu allgemeinen betrieblichen Themen wie Marketing, Vertrieb, betriebliche Organisation, Ideenmanagement, Personalführung, Rechtsfragen, Lagermanagement, Empfehlungsmanagement usw. angeboten. Diese Weiterbildungen führen im Handwerk erfahrene externe Spezialisten und Referenten durch.

Ein anderer Schwerpunkt ist die regelmäßige Bewertung der Betriebe. Alle Betriebe einer ERFA-Gruppe sind von der Größe her vergleichbar und gehören derselben Branche an. Die Metallbau-ERFA-Gruppe besteht zurzeit aus sieben Firmen. Zweimal im Jahr treffen sie sich bei einem Gruppenmitglied zur Tagung. Diese beginnt immer mit einer ausführlichen Betriebsführung, persönlich geleitet durch den Inhaber und Gastgeber. Dabei bleibt nichts verborgen. Vom Dach bis zum Keller, vom Chefbüro bis zur Werkstatt wird alles besichtigt, auch die Fahrzeugausstattung, der Empfangsbereich, die Ausstellung und die Webseite gehören dazu. Dann folgt eine notenmäßige Beurteilung durch die Teilnehmer auf einem für alle Betriebe gleichen Bewertungsbogen. Dadurch sind die Betriebsbewertungen vergleichbar. Die Auswertungen werden archiviert und ermöglichen das Ablesen von betrieblichen Entwicklungen und Fortschritten.

Nach einer solchen Betriebsbesichtigung reden die Unternehmerkollegen Tacheles miteinander. „Man muss sich der Kritik und Bewertung durch die Kollegen stellen und sie ertragen wollen“, betont Schley. Das ist vielleicht nicht immer angenehm, bringt die Unternehmer aber in ihrem beruflichen Metier stets weiter. Und „es ist eine intensive und zielstrebige Arbeit“, sagt Schley. Letztlich stärkt es die Wettbewerbsposition der Betriebe. Wenn dieses Konzept nicht erfolgreich wäre, würden sich die Unternehmen dem Stress nicht regelmäßig aussetzen. Bei einem solchen ERFA-Treffen werden auch Erfahrungen ausgetauscht, über die Produktion und neue Technologien geredet sowie Tipps weitergegeben. „Im Laufe der Jahre konnten wir beobachten, dass sich unsere Mitglieder sehr erfolgreich entwickelten“, resümiert Schley.

Darüber hinaus werden die Mitgliedsunternehmen vom Meisterteam individuell unterstützt. Je nach Bedarf gibt es speziell abgestimmte Maßnahmen. Ziel ist es immer, sagt Schley, die Betriebe an ihrem Standort so zu positionieren, dass sie besser als ihre Mitbewerber sind. „Wir scheren nicht alle über einen Kamm, sondern gehen auf die Bedürfnisse gezielt ein.“ Er nennt hier beispielhaft den Callback-Service, der vor allem für kleine Handwerksbetriebe interessant ist. Über ein professionelles Call-Center wird dem Handwerker ein Telefonsekretariat eingerichtet, mit dem er für seine Kunden telefonisch ständig erreichbar ist.

Ziele

Zur 30. Jahreshauptversammlung Anfang Mai dieses Jahres in Berlin soll nicht nur gefeiert, sondern der Blick nach vorn gerichtet werden. Eines der Themen ist die Qualitätsoffensive, die sich im Slogan des Logos widerspiegelt. „Wir wollen unseren Kunden nicht nur ein Versprechen geben, sondern den Claim mit Leben erfüllen“, sagt Thomas Schley. Die Qualitätskriterien sind schon definiert. Sie wurden von den Mitgliedsunternehmen, die im Fachbeirat vertreten sind, selbst erarbeitet. Besonders erfreulich ist, dass die Junioren-ERFA-Gruppe sehr aktiv mitgearbeitet hat. „Sie sind das Meisterteam von morgen“, freut sich Schley. Zum bereits vierten Mal wird auch ein Innovationspreis vergeben. Der diesjährige steht unter dem Motto: „Handwerk 2020. Wie machen Sie Ihren Betrieb fit?“ Erstmalig konnten sich auch Handwerksbetriebe, die (noch) nicht im Meisterteam sind, bewerben.

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