In China ...

... geht die Post ab! Ich bin in den letzten sieben Jahren 64 Mal nach China gereist und kann heute nicht sagen, wohin die Reise führt. Der Metallbaumarkt in China ist hochineffizient und wirtschaftlich am Boden. Die Qualität ist niedrig und die Auftraggeber sorgen durch extremen Preisdruck dafür, dass keinerlei Spielraum für Qualität gegeben wird. Angebote von deutschen Firmen werden oft nur verwendet, um den Spielraum für Provisionen hoch zu halten. Vielen Unternehmen der Branche wird geraten, sich mit deutschen Unternehmen zu verbinden und so wettbewerbsfähig zu werden. Für diese Kooperationen wurden Förderprogramme aufgelegt.

Viele Firmen nutzen diese Programme jedoch aus, um über diese deutsch-chinesische Joint Ventures günstig an Bauland zu kommen. Damit das alles noch einen besonderen Glanz bekommt, spannen die Verantwortlichen Vertreter der Handelskammer oder deutsche Politiker als Zugpferde vor den Karren. Bei der Mittelstandskonferenz der Metal Eco City in Jieyang im Juni letzten Jahres durfte ich als Gast dabei sein, die Veranstaltung war ein Beispiel perfekt inszenierter „Vorspiegelung falscher Tatsachen“. Aber diese Art von Geschäftsmodellen findet sich in ganz China wieder. In der Regel geht es nicht um Metallbau, sondern eigentlich nur um Bauland. Eine Berichterstattung zur Metal Eco City finden Sie ab Seite 47.

Unser Verlust auf dem Höhepunkt unseres Engagements lag bei ca. 500.000 Euro. Nach sieben Jahren sind wir heute mehr als erfolgreich, machen mit acht Mitarbeitern einen Umsatz von zwei Mio. Euro. Für deutsche Unternehmen bietet der Markt große Chancen, aber nur wenn sie die volle Verantwortung übernehmen. Kapital, Geduld und persönlicher Einsatz des Inhabers sind die Voraussetzungen. Schnelles Geld lassen die Chinesen sicher nicht verdienen.

Für mich steht an erster Stelle die Liebe. Wenn Sie das Land, die Menschen, das Essen und manchmal auch den Mautai nicht mögen, werden Sie in diesem Land niemals erfolgreich sein. Die Chinesen lieben unsere Tugenden und unser Land. Sie erwarten Kompetenz und Fleiß!

China ist in Bewegung und die Regierung schläft nicht. Gerade wurde ein Investmentfond (ESD) mit einem unglaublichen Kapital ausgestattet. Dieser Fond stellt Unternehmen Eigenkapital für die Kooperation mit deutschen Unternehmen zur Verfügung. Natürlich zielt dieser Fond in erster Linie auf “High-Tech“ ab, aber sind wir Metallbauer da nicht auch dabei?!

Walter Gürtner
Geschäftsführer und Inhaber
Neumayr High-Tech Fassaden
Eggenfelden, Hongkong, Peking

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 1-2/2023 Wettbewerb

Beste Metallbauer 2022

Bundesleistungswettbewerb

1. Platz Christian Hopf: Ausbildung bei Metallbau Hudlberger im bayerischen Weidenbach/Heldenstein Mit dem Handwerk groß geworden: Christian Hopfs Vater führt ein eigenes, kleines...

mehr
Ausgabe 7-8/2017

Interview: Mike de Vries, Zhongde Metal Group

Die Zhongde Metal Group wurde Anfang 2015 in Stuttgart als Schnittstelle ­zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen gegründet. Vorsitzender der Geschäftsführung ist Mike des Vries, ihm steht...

mehr
Ausgabe 7-8/2017

Marktpotenzial in China

Metallbauer in der Metal Eco City in Jieyang

Der Industriepark „Metal Eco City“ (MEC) im südchinesischen Jieyang soll deutschen Unternehmen den Einstieg in den chinesischen Markt ermöglichen. Von Deutschland aus leistet die Zhongde Metal...

mehr
Ausgabe 6/2016

Schweiz bezahlt Metallbauer gut

Da in der Schweiz die Bauproduktenverordnung erst im Sommer 2015, also zwei Jahre später als in Deutschland, verpflichtend wurde, blieb den Betrieben etwas mehr Zeit, sich auf die Zertifizierung nach...

mehr
Ausgabe 9/2016

Metallbauer auf Tippelei

Niklas Wirth, Jona Pirie, Franz Zschornack und Peter Maas waren alle auf der Walz. Und! Sie alle haben eine Ausbildung im Metallbauhandwerk absolviert: als Metallbauer Fachrichtung...

mehr