Praktikanten im Metallbaubetrieb

Kooperation mit Schulen

Im Interview mit metallbau zeigen sich Vertreter von Schulen ausgesprochen aufgeschlossen, wenn sie auf Praktika für ihre Schüler angesprochen werden, wie sie zunehmend von Betrieben aus dem Handwerk angeboten werden. Entsprechende Kooperationen sind ausdrücklich erwünscht.

Qualifizierte Auszubildende sind schwer zu bekommen“, weiß Markus Mildenberger, Geschäftsführer der Metallbau Mildenberger e.K., Spangenberg. Das bekommen auch zahlreiche Metallbaubetriebe in ganz Deutschland zu spüren. Mildenberger hat einen Weg gefunden, Jugendliche für seinen Betrieb zu interessieren: In einer Kooperation mit der örtlichen Schule stellt er den Betrieb vor und gewinnt so Schüler für ein Praktikum oder in einigen Fällen sogar für eine Ausbildung.
Wie so eine Zusammenarbeit funktionieren kann, welches Interesse auch Schulen daran haben und welche anderen Möglichkeiten noch bestehen, zeigen beispielhaft Eva-Maria Hörmann, Rektorin der Mittelschulen Karl-Lederer-Haus und Adalbert-Stifter-Haus in Geretsried, sowie die stellvertretende Rektorin Antonie Balint-Meikis und Lehrer Sebastian Bayer von der Staatlichen Realschule Wolfratshausen im Gespräch auf.

   


? Frau Hörmann, Frau Balint-Meikis, haben Sie bereits Erfahrungen mit Praktikums-Partnern aus dem Handwerk gemacht? Eva-Maria Hörmann: Nein, leider gibt es keine Kooperation zwischen unserer Schule und Handwerksbetrieben. Wir sind aber für alles offen. Es wäre toll, wenn wir unseren Schülern beispielsweise eine Liste mit feststehenden Praktikums-Plätzen zur Verfügung stellen könnten. Antonie Balint-Meikis: Nein, wir haben noch keine Erfahrungen mit derartigen Kooperationen gemacht. Bei uns ist es bis jetzt so, dass die Schüler in den Ferien Praktika absolvieren.
 
? Wie kann so eine Kooperation entstehen? Eva-Maria Hörmann: Die Betriebe können sich gerne an uns wenden. Wir sind froh über jeden Kontakt, den wir generieren. Gemeinsam können wir dann die Voraussetzungen für ein Schüler-Praktikum festlegen. Ich kann mir auch eine Zusammenarbeit vorstellen, die aus einem Geben und Nehmen besteht. Beispielsweise könnten unsere Schüler bei Veranstaltungen des Partnerbetriebes aushelfen, oder wir könnten uns mit Handwerkern und den jeweiligen Fachlehrern zusammensetzen und Themen besprechen, die die Schüler dann vielleicht schon vorab im Werkunterricht durchnehmen.
Antonie Balint-Meikis: Wir sind immer offen und dankbar für den Bezug zur Praxis. Eine Kooperation mit Metallbau-Betrieben kann ich mir durchaus vorstellen, sie wäre sicherlich eine Motivation für die Schüler.  
? Wie sieht der ideale Kooperations-Partner für Sie aus - denken Sie, dass zum Beispiel ein Zusammenschluss aus mehreren Handwerksbetrieben sinnvoll ist?
Eva-Maria Hörmann: Ein Zusammenschluss aus mehreren Betrieben klingt toll. Ich verspreche Ihnen, innerhalb von einer Woche sind genügend Schüler da, die die Praktika in Anspruch nehmen. Natürlich müssen dabei die Anforderungen an die Schüler realistisch sein. Antonie Balint-Meikis, Sebastian Bayer: Generell sind alle Schulen an solchen Kooperationen interessiert. Es gibt immer Schüler, die nicht genau wissen, was sie tun wollen. Wenn da eine Liste mit mehreren Betrieben und Berufen zur Auswahl vorliegt, macht es das sehr viel einfacher. Wir sind froh über ein breit gefächertes Angebot, zum Beispiel auch beim sogenannten Berufs-Informations-Tag für unsere Schüler.  
? Auf welche Aspekte legen Sie besonderen Wert, wenn Ihre Schüler ein Praktikum im Betrieb machen? Eva-Maria Hörmann: Auf jeden Fall sollten die Schüler eine Betriebsführung bekommen und selbstständig arbeiten dürfen. Antonie Balint-Meikis: Wichtig ist es, eine Versicherung für den Praktikanten abzuschließen. Das macht zwar meistens die Schule, aber ich habe auch schon von Betrieben gehört, die sich zusätzlich absichern. Zudem sollten die Schüler selbst etwas machen können, das sie dann auch mit nach Hause nehmen dürfen.  
? Wie kann sich ein Metallbau-Betrieb gut präsentieren und Ihre Schüler von einem Praktikum überzeugen?
Eva-Maria Hörmann: Wir organisieren zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Berufsschule in Bad Tölz einen „Tag der Berufsorientierung“. Hier können Betriebe den Schülern ihren Beruf vorstellen. Bei uns funktioniert auch der „Girlsday“ sehr gut, bei dem Mädchen verschiedene Berufe ausprobieren können. Außerdem bekommen wir Unterstützung von unserer Berufseinstiegsberaterin Anja Seiges, die dank Zuschüssen von der Kolping abH und der Bundes-agentur für Arbeit Rosenheim bei uns arbeitet. Sie stellt den Schülern im Monat je einen Beruf vor. Auch hier wäre eine Zusammenarbeit möglich.
Antonie Balint-Meikis: Eine Möglichkeit ist, dass der Metallbauer seinen Beruf im Rahmen des Werk-Unterrichtes vorstellt. Das ist zum Beispiel für Schüler des Werk-Technischen Zweiges spannend. Nach meiner Erfahrung ist es dabei wichtig, dass die Schüler auch etwas zum Anfassen bekommen. Denn wenn man etwas begreifen will, sollte es etwas zum Ergreifen geben. Auf der anderen Seite sind für uns Betriebsbesichtigungen sehr interessant. Dazu sollten Metallbauer zuerst einen Termin mit der Schulleitung machen. Dann können wir gemeinsam eine Idee entwickeln.
Zudem bieten wir unseren Schülern einmal im Jahr einen Berufs-Informations-Tag an. Hier können sich verschiedene Unternehmen präsentieren. Auch können uns Betriebe gerne einen Flyer oder eine Beschreibung des angebotenen Praktikums geben, die wir an unser „schwarzes Brett“ hängen. Ebenso wäre eine Art Anzeige in unserem Jahresbericht denkbar, um sich den Schülern vorstellen.
 
Vielen Dank.

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