„Lieber Fassadenpaneele in Farbe“

Im Gespräch mit Dr. Lars Pfeiffer, ArcelorMittal

Construction ist ein Unternehmensbereich von AcelorMittal, der aus warmgewalztem Stahl in Werken mit eigenen Bandbeschichtungs- und Verzinkungsanlagen Kassetten­profile, Trapezbleche und Sandwichelemente herstellt. Als CEO für Arcelor­Mittal Construction verantwortet Dr. Lars Pfeiffer diesen Arbeitsbereich für die D-A-CH Region mit 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 150 Mio. Euro. Produziert wird in Brehna und im österreichischen Traun. Weltweit sind in diesem Produktionszweig ca. 1.600 Mitarbeiter beschäftigt, der Jahresumsatz beträgt 800 Mio. Euro. Stefanie Manger hat Dr. Pfeiffer auf der BAU zum Interview getroffen.

metallbau: Wie läuft der Markt für das Segment Cons-truction in den deutschsprachigen Ländern?

Dr. Lars Pfeiffer: Vor allem in Deutschland wächst der Markt in den letzten drei, vier Jahren bis zu 10 Prozent. Der Trend geht weg von Kassetten und einschaligen Produkten hin zu Sandwichprodukten. Diese bieten mehr Vorteile für eine effiziente Montage und haben hohe Dämmwerte. Auch die Luftdichtigkeit wird auf einfache und günstige Weise gewährleistet. Unsere Polyurethan- und Mineralwollsandwichpaneele lassen sich in Brandabschnitten der Fassade so kombinieren, dass eine einheitliche Optik der Fassade gewährleistet wird. Im vergangenen Jahr haben wir eine Lösung in den Markt eingeführt, die sich einfach montieren lässt.

metallbau: Welche Themen sind aktuell technisch relevant?

Dr. Pfeiffer: Wir bieten für unsere Sandwichpaneele eine verdeckte Befestigungstechnik, die größte Stützweiten ermöglicht und die Unterkonstruktion um bis zu 50 Prozent reduzieren kann. Auch was das Brandverhalten (B – s1, d0), den Brandwiderstand (bis zu EI 120) und die Luftdichtigkeit betrifft, haben unsere Paneele beste Werte. Messungen der Luftdichtigkeit von Sandwichelementen im vergangenen Jahr haben ergeben: Selbst wenn wir anstatt von press sitzenden Fugen von einem 3-Millimeter-Spalt ausgehen, ist die Luftdichtigkeit unserer Paneele zehnmal besser als es gesetzliche Vorgaben fordern.

metallbau: Hat sich an der Konstruktion der Sandwichpaneele etwas geändert?

Dr. Pfeiffer: Die Anforderungen an die Energieeffizienz auch durch die EnEV steigen. Wegen dieser Vorgaben sind die Paneele heute dicker, über den Daumen gepeilt würde ich sagen ca. 20 mm. Die Unterkonstruktionen sind nach wie vor vielfältig und bleiben vielfältig – vom Stahlträger über Holzbau bis hin zu Stahlbetonbau. Für unsere Produkte sind sie alle gleich gut geeignet. Allerdings verstehen wir nicht, dass 80 Prozent der Fassadenelemente im Farbton 9006 und 9002 bestellt werden – das sind Farbtöne in Weißaluminium beziehungsweise Grauweiß. Warum nutzen Architekten nicht Farbigkeiten und hochwertigere Oberflächen? Die Preisunterschiede sind nur gering. Für ein hochwertigeres Beschichtungssystem in einer speziellen Farbausprägung ergibt sich bei 1.000 m² ein Unterschied von maximal fünf Euro pro Quadratmeter. Also insgesamt bis zu 5.000 Euro mehr, dafür kann sich die Garantie für die Oberfläche um mehrere Jahrzehnte verlängern.

metallbau: Weshalb bieten Sie diesen Mehrwert so günstig an?

Dr. Pfeiffer: Wir wollen unsere Bauweise in einem breiteren Markt platzieren. Eine Stahlbetonfassade ist einfach nur grau. Zu diesem tristen Erscheinungsbild möchten wir eine Alternative vorschlagen. Wir können Oberflächen in über 140 Farbtönen und 18 unterschiedlichen Beschichtungssystemen bieten. Auf diese Weise kann für ein Gebäude mit einem günstigen Produkt ein hochwertiges Erscheinungsbild realisiert werden. Für die beste Beschichtung z.B. Polyurethan mit Klarlack geben wir 40 Jahre Garantie. Minimal sind wir baurechtlich an fünf Jahre Gewährleistung gebunden.

metallbau: Wie unterstützen Sie die Fassadenbauer?

Dr. Pfeiffer: Unsere Außendienstmitarbeiter stehen im Kontakt mit den Fassadenbauern und Hallenbauern. Wir unterstützen unsere Endkunden z.B. beim Thema Statik, diese ist beim Einsatz von Sandwichelementen diffizil, eine spezielle Software dafür nötig. Immer wieder müssen wir feststellen, dass die Fassade nicht vernünftig oder nur vereinfacht gestatikt wird.

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