Lüchinger Metallbau

Digitalisiert und sehr persönlich

In Kriessern, im Vierländereck Schweiz, Österreich, Lichtenstein, Deutschland ansässig, hat sich das Unternehmen Lüchinger für Aufträge aus der Schweiz und Lichtenstein entschieden. „Die Preisstruktur in Österreich ist für unsere Lohnkosten schwierig“, erklärt Stefan Lüchinger. Den Betrieb mit 45 Mitarbeitern führt er gemeinsam mit seiner Frau Brigitte.

Die Lüchingers führen einen modernen Betrieb. Eine ERP-Branchensoftware hat das Unternehmerehepaar schon vor 15 Jahren eingeführt, jeder Mitarbeiter arbeitet mit Smartphone, im Büro sind Arbeitsplätze mit zwei Bildschirmen Standard, wenn von Lieferanten angeboten, wird in Webshops bestellt, seit etwa sechs Jahren nutzen sie Konfiguratoren der Systempartner. „Hörmann beispielsweise optimiert seine Konfiguratoren laufend, die Arbeitsabläufe sind schneller geworden, die Fehlerquellen weniger“, stellt Brigitte Lüchinger fest. Ein weiterer Vorteil sei, dass sich maßstabsgetreu Schnitte drucken lassen. Auch im Fensterbau wird inzwischen über Konfiguratoren bestellt. Die Digitalisierung legt ein rasantes Tempo vor: „Die Zyklen, in denen Veränderungen passieren, sind heute kürzer“, sagt Stefan Lüchinger. „Gab es früher alle fünf Jahre etwas Neues, das wir einführen mussten, so müssen wir uns heute halbjährlich neu orientieren – das Geschäft ist kurzfristig geworden.“ Die Schnelllebigkeit zieht sich durch alle Bereiche: „Erhalten wir per E-Mail eine Offertanfrage, ist die Erwartung groß, dass innerhalb kürzester Zeit ein Angebot eingereicht wird. Der Entscheid zur Auftragserteilung braucht dann wieder viel Zeit, aber wenn der Auftrag dann kommt, sollte sofort gestartet werden können, weil die Zeit drängt“, erzählt Brigitte Lüchinger. Planung und Ausführung läuft immer öfters parallel. Den Lüchingers ist klar, dass sich das Handwerk nicht von Industrie 4.0 abkapseln kann. „Mitarbeiter, die diesbezüglich unsicher sind, brauchen eben eine Förderung in Sachen Technik.“ Angesichts dieser Beschleunigung sind die beiden Unternehmer froh, dass der Betrieb seit 2013 nach ISO 9001 zertifiziert ist. Stefan Lüchinger stellt fest: „Die Zertifizierung ist kein Muss im Sinne der Aufträge, vielmehr geht es um Ordnung und Struktur in den Betriebsabläufen.“ Über die ISO 9001 werden Arbeitsprozesse nachvollziehbar für jeden Mitarbeiter festgeschrieben. „Das erleichtert beispielsweise die Einarbeitung neuer Mitarbeiter“, unterstreicht seine Frau.


Professionell und persönlich

Mit dem Betriebsgebäude in Kriessern hat das Ehepaar Lüchinger seinem Verständnis von Metallbau eine Optik gegeben, die Glas dominiert. Eine automatische Glasschiebetüre führt im ersten Stock zu den technischen Büros, in den Flur ist eine Fensterluke mit Blick hinunter in die Werkstatt eingebaut. Im Konferenzraum steht ein großer Glastisch auf einem Glasboden, unter den Scheiben liegen zur Dekoration Kieselsteine. Zwischen den Büros der Geschäftsführung und denen der CAD-Konstrukteure sind Glastrennwände eingezogen. „Glas ist uns sehr vertraut“, sagt Stefan Lüchinger. Die Mitarbeiter, die mit der Fertigung und der Montage der Aufträge aus Glas und Metall beschäftigt sind, wurden entsprechend weitergebildet. Innentrennwände mit Brandschutzfunktion sind ein wachsender Bereich. Systempartner für den Glasbau sind beispielsweise Sky-Frame, Glas Marte, Solarlux und GilgenDoorSystems, nachgefragt werden vor allem Fenster- und Schaufensteranlagen, Ganzglastrennwände, Sommergärten und Dachgauben oder Oberlichter aus Glas. „Je nach baulicher Situation arbeiten wir mit Systemen oder stellen selbst Gläser und Beschläge zusammen. Unsere Metallbauer in diesem Bereich sind Klebespezialisten“, so Lüchinger. Der Metallbaumeister hat den Trend zur Verarbeitung von Systemprodukten bereits vor 15 Jahren erkannt. „Selbstverständlich fertigen wir auch Haustüren in unserer Werkstatt, aber die Einzelanfertigung in der Masse haben wir seit Langem eingestellt“, erzählt seine Frau. Neben Metall und Glas gliedern sich die Leistungen in drei weitere Arbeitsbereiche: Tür und Tor, Pikett und Reparaturen sowie Profilbearbeitung. Die Lohnfertigung für andere Metallbauer, für die Automobilindustrie oder für Firmen des Maschinenbaus wird nicht beworben, es geht lediglich darum, die freien Kapazitäten des Profilbearbeitungszentrums zu nutzen. Die Abteilung Tür und Tor bietet mit dem Systempartner Hörmann an ihrer Seite das gesamte klassische Spektrum an: angefangen von der Haustüre über Industrietore, Verladetechnik bis hin zu Antrieben und der Automatisierung von manuellen Anlagen. Die Kooperation mit dem Zulieferer hat lange Jahre Tradition, viele Kunden überzeugt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Showroom auf dem Betriebsgelände sind die typischen Hörmann Produkte für den Metallbau ausgestellt.  „Ob Haustüre oder Garagentor – die Kunden möchten vorab das Produkt sehen und anfassen.“  Mit dem Portfolio von Hörmann ist auf dem Betriebsgelände in Kriessern auch ein Sommergarten (Atrium) von Solarlux ausgestellt.

Marktpräsenz mit Showrooms

Lüchinger hat gute Erfahrungen mit Showrooms. Deshalb gibt es einen weiteren Showroom in der Niederlassung in Chur und einen 24-Stunden-Showroom in Au. „Die Ansage Rund-um-die-Uhr hat seinerzeit einen unglaublichen Aufschwung im Kundenkreis bewirkt“, erzählt Stefan Lüchinger. „Viele Leute wurden neugierig, wie das funktionieren kann.“ Das Konzept ist einfach: Bei Nacht ist der Showroom beleuchtet und auf Knopfdruck erklären sich über eine Lautsprechanlage die Produkte selbst. „Wir haben eine Art Kundenberatung auf Band auf gesprochen, auf Voranmeldung ist eine persönliche Beratung möglich.“
Das Unternehmerehepaar legt Wert auf persönliche Geschäftsbeziehungen. Ob das der Kontakt zu den Mitarbeitern ist, die ihre Pausen in großzügigen Sozialräumen mit Grillplatz und Fernsehen verbringen können, oder Kunden, für die regelmäßig Events veranstaltet werden. „Alle zwei, drei Jahre findet sich immer ein größerer Anlass, unsere Betriebshalle für eine Feier auszuräumen“, sagt Brigitte Lüchinger.

Servicetechnik Rund-um-die Uhr

Kundennähe ist wichtig. Im Pikett- und Reparaturdienst steht das Unternehmen an 365 Tagen rund um die Uhr Gewehr bei Fuß, an Feiertagen übernimmt der Chef den Notfallpiepser. „Häufig entscheidet gerade der Service nach dem Verkauf darüber, ob Kunden vertrauen. Wird die Nummer unserer Hotline gewählt, soll es im Notfall nicht länger als 30 Minuten dauern, bis wir beim Kunden vor der Türe stehen“, sagt Stefan Lüchinger. Die regionale Ausrichtung ist für dieses Angebot Trumpf. „Es spricht sich herum, wenn ein Betrieb bei klemmenden Toren oder Glasbruch schnell vor Ort Hilfe anbietet – und nicht erst fragt, ob das Tor irgendwann bei ihm gekauft wurde.“

Info & Kontakte

Lüchinger Metallbau AG
Krummenseestrasse 1
CH-9451 Kriessern
Tel. +41 (0)71 757 10 10

www.luechinger-metallbau.ch

x

Thematisch passende Artikel:

Nachgefragt

Glastrennwände und die DIN 18008

Bernhard Feigl, Geschäftsführer Glas Marte

metallbau: Inwiefern kommt beim Planen von Glastrennwänden die DIN 18008 zum Tragen? Bernhard Feigl: Hoffentlich so wenig wie möglich. metallbau: Was spricht gegen diese DIN? Bernhard Feigl: Die...

mehr
Ausgabe 2-3/2018

Marktpotenzial Glastrennwände

Von der Planung bis zur Wartung

Marcus Nöchel hat sich mit seinem Betrieb auf Schaufensteranlagen für den Ladenbau als Komplettanbieter spezialisiert. Neben Fertigung, Montage und Wartung gehört auch die Planung ins Portfolio des...

mehr
Ausgabe 12/2014

Wege in den Schweizer Metallbau

Chancen für die Weiterbildung

Der Metallbau in der Schweiz hat das in der breiten Öffentlichkeit oft noch vorhandene antiquierte „Schlosserimage“ gänzlich abgelegt. Die Metallbaubetriebe haben sich in vielen Bereichen, so im...

mehr
Ausgabe 5/2014

Metall und Glas

Kreative und technische Höchstleistungen

Die Aussichtsplattform „Pas dans le Vide“ —  Schritt ins Leere — auf dem 3.842 Meter hohen Aiguille du Midi im Mont-Blanc-Massiv, stellte extreme Anforderungen an Tragwerksentwurf, Fertigung und...

mehr
Ausgabe 06/2019 Vom Unternehmer zum Angestellten

Metallbaumeister Bernhard Venter

„Selbstständigkeit ist alles andere als einfach!“

metallbau: Vor reichlich 20 Jahren haben Sie Ihren Betrieb gegründet, jetzt werden Sie ihn schließen. Was sind Ihre Beweggründe? Bernhard Venter: Fachkräftemangel, viel Pech mit den Mitarbeitern,...

mehr