Markus Stebler auf der BAU

Eine Spur bleicher

Dipl.-Ing. Melanie Seifert hat das Pressegespräch mit Markus Stebler für das Unternehmensporträt (Printausgabe mb 02/03) noch vor Weihnachten geführt. Auf der BAU haben sie sich am Messestand des Metallbauers wiedergetroffen — unter völlig veränderten Umständen: Mitte Januar 2015 hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) entschieden, den Franken vom Euro zu lösen. Der Beschluss verteuert schweizerische Dienstleistungen und Produkte für ausländische Geschäftspartner um rund 18 %. Unsere Fachautorin sprach mit Stebler über die aktuelle Geschäftslage.

Bis zu jenem Tag – einige nennen ihn den „Tsunami-Tag“ – legte sich die SNB auf einen Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro fest. Die Schweizer konnten diesen Kurs mit Devisenkäufen halten. Allerdings blähte sich die Bilanz der Bank über die Jahre derartig auf, dass zum Ende des vergangenen Jahres die Währungsreserven auf rund 500 Milliarden Franken angewachsen sind.
Mit der Entscheidung, diesen Mindestkurs aufzuheben, sackte der Leitindex der Schweizer Börse SMI drastisch ab. Es blieb bis zum Redaktionsschluss ein Verlust von 18 %. Das bedeutet für die hauptsächlich von Exporten abhängigen Schweizer Unternehmen den Supergau – oder auch Tsunami. Ein fiktives Rechenbeispiel unter den neuen Bedingungen zeigt: Verkaufte s: stebler am Mittwoch, den 14. Januar 2015 noch Fenster im Wert von 30.000 Euro nach Deutschland, erzielte der Betrieb damit Einnahmen von rund 36.000 Schweizer Franken. Am Freitagmittag,23. Januar 2015, wären es nur noch knapp 34.000 Franken gewesen. Ein Verlust von über 2.000 Franken.

Dieses einfache Beispiel zeigt, welche Auswirkungen dieser Finanzdreh auf die wirtschaftliche Lage hat. Da der Schweizer Franken im Verhältnis zum Euro im Wert gestiegen ist, wird es für inländische Firmen teurer, ihre Produkte in die Euro-Zone zu verkaufen, da ausländische Abnehmer durch den veränderten Wechselkurs mehr für die gleichen Produkte zahlen müssen. Infolgedessen ist es absehbar, dass die Schweizer Unternehmen weniger Aufträge aus dem Ausland erhalten und damit weniger Umsatz generieren. Diese Umsatzeinbußen schwächen wiederum die Investitionsfreude und damit das Wirtschaftswachstum in der Schweiz. An dieser Stelle muss allerdings auch festgehalten werden, dass die Schweiz seit fünf Jahren in einer Hochkonjunkturphase ist.

Was die Schweizer generell dieser Tage so blass werden lässt, färbt der internationalen Konkurrenz die Bäckchen rot – besonders der Exportindustrie und den Firmen und Betrieben, die in den Grenzgebieten zur Schweiz zu Hause sind. Denn diese profitiert vom derzeitigen Wechselkursphänomen. Deutschland beispielsweise setzt in der Schweiz jährlich Waren im Wert von 47 Milliarden Euro ab. Das sind rund vier Prozent des gesamten Exports.

Zurück zu den Schweizern: Anders als beispielsweise der Tourismus hat die Metallbauindustrie in diesem speziellen Fall doch etwas bessere Karten, denn es gibt ein Rezept gegen die Aufwertung, und das heißt „Innovation“. Sprich: Es müssen Produkte angeboten werden, die einen Preisaufschlag wert sind. Also Produkte mit anspruchsvoller Technik, sehr guten Dienstleistungen oder hochwertigsten Konsumgütern. So ganz glaubt Markus Stebler noch nicht an dieses Wunder, aber als Mittelständler mit innovativen Produkten hat er in seiner gesamten Laufbahn schon viele Dinge gemeistert. Längere Arbeitszeiten oder eine schwächere Lohnentwicklung können, wenn überhaupt, nur kurzfristige Maßnahmen sein. Daran hat aber in Wahrheit niemand großes Interesse, ist es doch eher unrealistisch, dass das Hochlohn- und -preisland Schweiz einen Wettbewerb um Kosten gewinnt.⇥

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