Metallrosen für den Nachwuchs

Projekttag an der Gesamtschule Wulfen

Lasst Rosen sprechen! Dieses Motto macht sich der Bundesverband Metall (BVM) zu eigen, geht mit Metallrosen Rohlingen in Schulklassen und begeistert mit diesem Projekt Jungen und Mädchen gleichermaßen. Petra Keidel-Landsee besuchte die Gesamtschule Wulfen in Dorsten (NRW) bei ihrem ersten Metallrosen Projekt.

Im Gänsemarsch marschieren die Neuntklässler der Gesamtschule in den Werkraum, reihen sich in die Bänke ein, begutachten interessiert Schraubstock und Werkzeuge, wiegen die bereitliegenden Hämmer in der Hand. Nicht nur das weibliche Geschlecht schaut im ersten Moment etwas fragend in die Runde. Doch sobald Hans-Joachim Balster, Geschäftsführer von Jungblut Maschinenbau aus Dorsten, die Rohlinge zeigt, die sich in schöne Rosen verwandeln sollen, hat er die Aufmerksamkeit der sechs Mädchen und sieben Jungs. In seiner ruhigen Art erläutert der BerufsOrientierungsBeauftragte (BOB) der Innung Vest-Recklinghausen Schritt für Schritt, wie aus dem Metallgestänge anmutige Blumen werden. Und schon geht es los. Der Werkraum füllt sich mit fröhlicher Geschäftigkeit. Der anfängliche Respekt vor Schraubstock und Rohlingen weicht dem unbeschwerten Umgang mit Werkzeug und Material. Voller Konzentration, aber auch mit viel Spaß sind die Jugendlichen bei der Sache, spannen den Metallstiel in den Schraubstock, biegen mit den Zangen die Blütenblätter in die entsprechende Form. Bei der Gestaltung der Stielblätter wird viel geklopft und gehämmert, als ob ein Heavy-Metal-Konzert stattfindet, wie ein Schüler scherzend anmerkt.

Balster, der sich Azubi Jonas Urbonait (17) von einem anderen Metallbauunternehmen zur Unterstützung mitgenommen hat, gibt gerne Hilfestellung, geht zu jedem Einzelnen hin, erklärt den Umgang mit Metall und klärt die Jugendlichen auf: „Metall ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, aber kaum jemand weiß, wie man es bearbeitet, wie viel man damit gestalten kann.“ Das bestätigt auch der 15-jährige Jan: „Ich habe in meinem Leben noch nie mit Metall gearbeitet.“ Und die 14-jährige Dorleen ergänzt: „Ich hätte nie gedacht, dass das so biegsam ist, dass das so leicht geht“. Mit kritischem Blick, aber zugleich auch stolz begutachtet Larissa (15) ihre Rosenknospe, stimmt ihrer Klassenkameradin zu und meint: „Da kann man gut gestalten und seiner Kreativität freien Lauf lassen.“ Sie will später etwas mit Kunst machen und zieht nun auch eine Ausbildung zur Metallgestalterin in Erwägung. Balster hakt ein und erzählt, dass es sogar die Möglichkeit gibt, einen Bachelor als Metallrestaurator zu machen. Auch Ingolf Pfeifer, Innungsbeauftragter des Bundesverbandes Metall, ist extra zum Metallrosentermin an die Gesamtschule Wulfen gekommen, steht den Jugendlichen mit Rat und Tat zur Seite und informiert über das breite Berufsspektrum im Metallhandwerk.

Jonas Urbonait, Azubi im zweiten Lehrjahr, ist ein besonders gefragter Gesprächspartner bei den Schülern. Gilt er mit seinen 17 Jahren doch als authentisch. „Eigentlich hatte ich zuerst gar nicht vor, ein Metallhandwerk zu lernen. Doch es war genau die richtige Entscheidung. Ich stehe jeden Morgen gerne auf, gehe gerne in die Firma, mag meine Arbeit, und das ist wichtig für mich“, erzählt er den Jugendlichen, während er ihnen erklärt, wie man mit dem Meißel am besten die feinen Blattadern in die vorgeformten Blätter stanzt. Nicht nur die Jungs, sondern auch die Mädchen sind mit Feuereifer dabei, helfen sich gegenseitig, bilden gute Teams, arbeiten konzentriert und mit Freude. Diese lockere und fröhliche Atmosphäre im Klassenzimmer überträgt sich auch auf die beiden Lehrer, Fatma Kusen und Reinhold Leeners. Auch sie haben sich in die Rosen vertieft, biegen vorsichtig ihre Knospenblätter in die gewünschte Form, begutachten interessiert ihre Kreationen. „Das ist wirklich eine super Sache, das macht richtig Spaß, das müssen wir wiederholen“, bemerkt Leeners und der 15-jährige Jan neben ihm nickt zustimmend. „Echt super, das Projekt hier“, bestätigt auch Lea (15). „Ich arbeite gerne mit Metall. Fürs Büro bin ich nicht so geeignet. Ich könnte mir vorstellen, dass mir eine Ausbildung in diese Richtung Spaß machen könnte.“ Nach gut einer Stunde haben die ersten Metallrosen Gestalt angenommen. Hans-Joachim Balster fotografiert die Details jeder einzelnen Rose, registriert sie mit einem Bewertungsbogen. Denn gesucht ist die schönste Rose Deutschlands in diesem Jugendwettbewerb. Bewertet wird nicht nur die Knospe – sie sollte eine natürliche bauchige Form haben — sondern auch die Bearbeitung der Blattkanten, der Blätter und des Stiels. „Vielleicht habe ich ja die schönste Rose Deutschlands“, meint ein Schüler und fügt hinzu: „Aber erst einmal schenke ich sie meiner Mutter, meine Rose, die nie verwelkt.“⇥

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