Sicherheitsexperte Michael Thomas

Gelände- und Gebäudeabsicherung

Das Segment Gelände- oder Gebäudeabsicherung boomt am Markt, geht aber mit einer hohen Spezialisierung einher. Einer der Sicherheitsexperten unter den Verarbeitern ist die Firma Michael Thomas aus dem nordrhein-westfälischen  Wassenberg. Dort werden, neben herkömmlichen Zutrittslösungen, auch Hoch-sicherheitsprodukte für extrem anspruchsvolle Objekte wie Botschaften, Stadien und Justizvollzugsanstalten entwickelt und gebaut.

Seine erste Firma gründete Michael Thomas, da war er gerade mal 18 Jahre alt. Als frisch gebackener Abiturient hatte er sich vorgenommen, aus dem insolventen Zaunbaubetrieb seines Vaters ein neues, zukunftsfähiges Unternehmen zu machen. Als Geschäftsführer und Auszubildender in der eigenen Firma nahm er die erste Herausforderung seines beruflichen Lebensweges an.

Schnell groß werden

Auch wenn der Anfang nicht leicht war, wie er sagt, mauserte sich seine Firma doch langsam, aber stetig zu einem gewinnbringenden Unternehmen. 1999 war Thomas‘ Ziel erreicht: Er verkaufte den Betrieb an ein großes mittelständisches Unternehmen, ließ sich selber als Geschäftsführer einstellen und stieg mit voller Kraft in das Geschäft der Perimeter Protection ein. Den ersten Auftrag dieser Art zog er 2001 an Land; ein Gefängnis sollte gesichert werden. Acht Millionen Umsatz jährlich generierte der Geschäftsmann aus Wassenberg in jener Zeit, schied aber 2013, mittlerweile 44-jährig, wegen interner Unstimmigkeiten „auf eigenen Wunsch“ aus. „Ich war damals ganz schön angeschlagen“, erinnert er sich. „Die Firma hat aber unterschätzt, dass es ohne mich wohl nicht ganz so gut läuft. In zwei Jahren hat sie Verluste in Millionenhöhe gemacht.“

Für einen Euro habe man ihm das Unternehmen 2015 verkauft. Die Übernahme des Betriebs war insofern ein kluger Schachzug, als Michael Thomas einige seiner alten Leistungsträger für das neue Unternehmen gewinnen konnte. „Die Michael Thomas Perimeter Engineering & Solution fing ganz klein an. Zuerst waren wir zu dritt, nach einem Jahr aber schon 15 Mitarbeiter. Den Businessplan hatte ich in zwölf Monaten verdoppelt.“ Heute leitet Michael Thomas zwei Unternehmen, das soeben genannte und eine Produktionsfirma am gleichen Standort. 20.000 Quadratmeter Fläche umfasst das Betriebsgelände, 100 Menschen arbeiten dieser Tage dort.

Menschen und Gebäude schützen

Als einer der führenden deutschen Spezialisten in der High Security sichert die Michael Thomas Perimeter Engineering & Solution Rechenzentren, Banken, Stadien und Flughäfen, Botschaften, Gefängnisse, forensische Kliniken und andere sensible Bereiche, bei denen höchste Standards erforderlich sind. Mit rund 13 Millionen Euro Jahresumsatz ist das Segment Perimeter Protection Thomas‘ größter Geschäftsbereich. Als Generalunternehmer in kleinem Rahmen – er sagt dazu „Mini-GU“ –, versteht sich seine Firma außerdem auf die Planung, Elektrotechnik und alle anderen projektrelevanten Gewerke.

„An unserem Unternehmen“, meint der Geschäftsführer, „sieht man gut, wie stark die Nachfrage für Sicherheitsprodukte ist.“ Aktuell in Auftrag hat er etwa ein Rechenzentrum eines bekannten Softwareherstellers, Auftragssumme 1,5 Millionen Euro. Betreut werden aber auch die zehn europäischen Datacenter eines anderen Global Players. Diese finden sich unter anderem in Zürich, Wien, Berlin und Bonn. Ein weiteres Projekt ist die Forensik in Hörsten; diese stattet Michael Thomas gerade mit einem sechs Meter hohen Polycarbonatzaun mit Stahlpfosten und Spezialwellgitter aus. Oder die JVA in Wuppertal, die zurzeit für eine Million Euro neue Fenstergitter erhält.

Komplexe Vorgänge bewältigen

Allein 22 Personen arbeiten beim Sicherheitsexperten aus Wassenberg in der Verwaltung; eine Beschäftigte in Vollzeit kümmert sich ausschließlich um juristische und formelle Belange rund um die Hochsicherheit. Sie muss Führungszeugnisse einholen und prüfen, die Kolleginnen und Kollegen für die Projekte anmelden, rechtlich verbindliche Briefe aufsetzen und vielfältige interne und externe Fragen klären. All dies ist ein Aufwand, den nach Einschätzung Thomas‘ viele Mitbewerber scheuen. „Das Prozedere, überhaupt das Angebot abgeben zu können, ist schon relativ aufwändig“, meint er. „Für uns ist das aber Routine, weil wir permanent öffentliche Ausschreibungen bearbeiten.“ Wenn der Auftrag selbst wenig Überraschendes bereithält, so kann sich die Angebotserstellung hierfür durchaus komplex gestalten.

Ideen entwickeln

Ein ganz besonderes Projekt aus jüngster Zeit war für Michael Thomas die Absicherung des Auswärtigen Amtes in Berlin. Hierfür entwickelte sein Haus einen Poller mit Spezialfundament. Das zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es sehr klein ist und sich ohne Schwierigkeiten in den Straßenbereich integrieren lässt. Kaum war das Projekt abgeschlossen, ging eine Anfrage der Stadt Esslingen ein; auch hier wollte man den ­„Thomas Torpedo“ haben. Allerdings verlangte die Stadtverwaltung im Vorfeld einen Echt-Test. Michael Thomas willigte ein und ließ für rund 50.000 Euro eine Versuchssituation aufbauen. Die Szenen dieses Crashtests kann man in einem Video auf den Webseiten der Firma und des beteiligten Prüfinstituts, des CTS in Münster, ansehen. Dabei fährt ein Lkw mit voller Wucht gegen einen einzigen Poller – und zerschellt in tausend Teile. Gelohnt hat sich für Thomas die Investition des Versuchsaufbaus aber nicht nur wegen der Auftragszusage von Esslingen. So wird demnächst der Sitz einer großen deutschen Volkspartei mit der getesteten Durchfahrtssperre abgesichert sein.


Synergieeffekte nutzen

Zwei weitere Segmente des Mittelständlers aus Wassenberg sind der Vertrieb eines eigenen Sicht- und Schallschutz-Zaunsystems, des ThomTekPerilux, sowie der Zaunhandel. Gerichtet an regionale Klientel, hat sich die Firma hierfür einen Warenbestand an Gittermatten, Gitterpfosten sowie Türen in Standard- und Sonderformat aufgebaut. Beide Segmente machen insgesamt rund 25 bis 30 Prozent des Gesamtumsatzes aus. „Der Vorteil für uns sind natürlich die Synergieeffekte“, so Thomas. „Ich habe vier Lageristen, die auch für die Projekte kommissionieren. Auch die Veredelungsvorgänge wie Verzinken, Beschichten, Konfektionieren machen wir inhouse. Dadurch, dass wir überall Umsätze haben, kann ich Deckungsbeträge erwirtschaften.“ 

Fürs Mitarbeiterwohl sorgen

Auch wenn die Aufträge ihn immer wieder ins Ausland führen, expandieren möchte Michael Thomas nicht. Zumal ihm das Wohl seiner Mitarbeitenden am Herzen liege. Er merke, „dass sich das Sozialbedürfnis in den letzten Jahren wesentlich verändert hat“. Deswegen sind etwa die Fahrzeiten der Auswärtsmonteure so getimt, dass diese jedes Wochenende zu Hause sind. Bezahlt wird den Monteuren außerdem jede Kilometerstunde. Regelmäßig finden Feiern auch mit den Angehörigen statt. Zu Weihnachten wird zum Beispiel im Bowlingcenter gefeiert. „Wir wollen, dass sich auch die Familien bei uns gut aufgehoben fühlen.“ An Nachwuchs mangelt es nicht.

Angestellte erhalten für die erfolgreiche Vermittlung eines Bewerbers eine Prämie bis zu 1.000 Euro.

www.thomas-pes.de

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