Vielseitigkeit zahlt sich aus

Lackus steht für präzisen Metallbau

Vor 40 Jahren gründete Werner Lackus in einem Hinterhof seine Schlosserwerkstatt als Ein-Mann-Betrieb. Als Spezialist für Sonderkonstruktionen und mit verschiedenen Patenten im Sicherheitsbereich hat sich das badische Unternehmen aus Forst überregional einen Namen gemacht. Heute führt Sohn Stefan Lackus den Betrieb mit 50 Mitarbeitern.

Der Juniorchef (42) kann es kaum glauben und schüttelt lächelnd den Kopf: „Dass wir schon unser 40. Jubiläum feiern.“ 2008 hatte er die Geschäftsführung vom Vater übernommen. Doch der Stabwechsel entwickelte sich zu einem längeren Lernprozess auf beiden Seiten. „Unser Unternehmen ist das Kind meines Vaters, da fällt es immer schwer, loszulassen“, schildert Lackus. Sein Vater war der typische Patriarch im positiven Sinne. Lange Jahre lief das auch sehr gut. 1976 wurden die ersten Mitarbeiter eingestellt, 1980 spezialisierte sich der Senior auf die Herstellung und Montage von Kirchentüren und -portalen. Mit im Portfolio sind patentierte Sicherheitssysteme zum Schutz vor Überklettern von Mauerkronen.

Unterstützung für neue Strukturen. 1993 absolvierte Sohn Stefan eine Schlosserlehre, arbeitete einige Jahre im väterlichen Betrieb und schloss 2000 als Wirtschaftsingenieur in Karlsruhe sein Studium ab. Ab 2006 kam es dann zu einem starken Wachstum der Firma. „Innerhalb von drei Jahren hatten wir ein Umsatzwachstum von mehr als 100 %, die Belegschaft stieg von 15 auf 40 Mitarbeiter. „Ein Unternehmen mit so viel Personal braucht andere Führungsstrukturen als ein kleiner Betrieb“, blickt Lackus auf diese Zeit zurück. Dieses Umdenken war nicht  von heute auf morgen möglich. „Mein Vater kannte und kennt jeden Mitarbeiter, wusste von jedem, was er macht und überblickte alles“, erzählt der Juniorchef. Doch mit so vielen Angestellten wurde die Situation immer komplexer und auch der Haftungsumfang immer größer, weshalb man sich 2008 für eine Umwandlung in eine GmbH entschied, in der Sohn Stefan die Geschäftsführung übernahm. Da der Senior weiterhin im Unternehmen tätig war, gab es immer wieder unklare Situationen, die nicht nur auf Führungsebene, sondern auch in der Belegschaft zu Irritationen führten. „Vor allem in der Anfangszeit der Geschäftsübergabe kam es immer wieder mal vor, dass mein Vater und ich unterschiedliche Anweisungen gegeben hatten.“ Gelöst wurde dieses Problem nach längeren Diskussionen durch klare Kompetenzzuweisungen, Aufgabendefinitionen und Abgrenzungen. „Auch meine Mutter, die in der Verwaltung mitarbeitet, hat in solchen Situationen manchmal vermittelnd gewirkt“, erinnert sich der Junior. Nun hat jeder seinen Bereich. Der Senior, mittlerweile 66 Jahre alt, kümmert sich um die kleineren Aufträge von Privatkunden sowie um die Projekte im Bereich Sicherheitstechnik. Für die anderen Bereiche ist ausschließlich Stefan Lackus zuständig, der weiterhin den Rat seines Vaters schätzt.

Um das starke Wachstum seinerzeit in den Griff zu bekommen, holte sich der Juniorchef externen Rat. Zusammen mit dem Strategie- und Vertriebscoach Walter Raab entwickelte Stefan Lackus Ende 2010 eine neue Führungsstruktur für das Unternehmen. Ziel war, Entlastung für sich selbst, die Verteilung der Aufgaben im operativen Geschäft auf mehrere Schultern sowie die optimale Vorbereitung der Firma auf die Zukunft. Das Resultat war, eine Neustrukturierung der Geschäftsfelder in Schlosserei & Sonderkonstruktionen sowie Aufzugsschachtgerüstbau & Aufzugskomponenten. Parallel dazu erfolgte die Implementierung einer zweiten Führungsebene mit flachen Hierarchien und eigenverantwortlichen Abteilungsleitern. „Engagierte Mitarbeiter – vom Lehrling bis zum Abteilungsleiter kennen ihre Verantwortung und handeln danach. Am wichtigsten dabei ist, dass Kompetenzen und Aufgaben klar definiert sind und jeder weiß, was er selbst zu entscheiden und zu tun hat“, lautet seine Maxime. In einer regelmäßig stattfindenden Leitungsrunde werden die laufenden Geschäfte und Projekte besprochen.

Durch die Neustrukturierung der Produktion mit zwei Werkshallen mit insgesamt 1.750 m2 Produktionsfläche hat jedes Team seinen Arbeitsbereich, in dem es für Ordnung, Sauberkeit und Wartung der Maschinen verantwortlich ist. Die neuen Abteilungsleiter sind allesamt langjährige Mitarbeiter aus den verschiedenen Bereichen. Doch zur Führungskraft ist man nicht geboren, erkannte der Juniorchef und auch: „Die Kommunikation in einem Betrieb muss sowohl innen als auch nach außen in einer Sprache erfolgen.“ Seine Konsequenz daraus: Das Leitungspersonal wurde und wird mit Trainings für diese neuen Aufgaben fit gemacht (siehe Interview). Auch für sich persönlich schätzt der Firmenchef das Coaching und tauscht sich hier sogar mit zwei Experten aus: „Walter Raab und Karl-Heinz Vossenkuhl —  das ist eine perfekte Mischung“, so der 42-jährige Familienvater. Vossenkuhl führt auch die Coachings mit den Abteilungsleitern durch. Lackus setzt nicht nur auf Coaching, sondern erarbeitete in Workshops gemeinsam mit seinen Bereichs- und Teamleitern die Umsetzung der Corporate Identity des Unternehmens. Leidenschaft, kombiniert mit den Attributen kompetent, umsichtig und persönlich, ist für Lackus das Alleinstellungsmerkmal seiner Firma: „Nur mit leidenschaftlichen Mitarbeitern, die persönlich auf die Kunden eingehen, kompetent sind und umsichtig bei den Schnittstellen, z.B. mit anderen Gewerken, zusammenarbeiten, können wir die ausgezeichneten Ergebnisse liefern, die unsere Kunden überzeugen.“ Denn das badische Unternehmen fertigt kaum Produkte von der Stange, zeichnet sich durch innovative Lösungen, hohe Qualität und Termintreue aus.

Eigene Zaunsysteme. Die beiden Hauptsäulen des Geschäfts sind die Schlosserei und der Bereich Sonderkonstruktionen sowie der Aufzugsschachtgerüstebau samt Komponenten. Gemäß den Kundenwünschen präsentieren sich die Ausführungen meist leicht und transparent mit viel Glas. Viele öffentliche Auftraggeber aus ganz Süddeutschland zählen zu den Kunden. Referenzobjekte sind z.B. das Rathaus West in Karlsruhe, die Krehl Klinik in Heidelberg oder das Rathaus Baienfurt. Hinzu kommen Architekten, viele Privatpersonen, aber auch große Konzerne. Der Umsatz im vergangenen Jahr belief sich auf 6,2 Mio. Euro. Trotzdem ist das Unternehmen noch stark in der Region verwurzelt und übernimmt auch kleine Aufträge, wenn z.B. jemand nur einen neuen Handlauf für seine Treppe braucht.

Eine besondere Herausforderung war für das Lackusteam die Sanierung und Erweiterung sowie der Umbau des denkmalgeschützten „Alten Hallenbades“ in Heidelberg (siehe Infokasten). Weiteres Standbein sind die zum Teil im eigenen Haus entwickelten und patentierten Systeme zur Mauerkronensicherung. Das System „Bangert“ wurde bereits 1997 vom Senior entwickelt. Streckmetalle und Stacheldraht bilden hier eine flexible Zaunkrone, die keinen Halt bietet und somit ein Überklettern unmöglich macht. Fast alle Justizvollzugsanstalten und Gefängnisse in Süddeutschland sind mit diesem System gesichert. Gut zehn Jahre später folgte die Weiterentwicklung des Bangert-Systems für psychiatrische Einrichtungen. Beim patentierten System „Makrolon“ wird anstelle von Stacheldraht ein flexibles Plexiglas, das Makrolon, als Übersteigschutz verwendet. Eine weitere, aber eher kleine Nische im Geschäft ist die Fertigung von Industrieanlagen. Die Anlagen werden komplett in Deutschland gefertigt und dann beim Kunden, z.B. in Südkorea, China oder Indonesien aufgebaut.

Ausbildung zur Selbständigkeit. Großen Wert legt das Unternehmen auf die eigene Ausbildung. Pro Jahr werden zwei bis drei Azubis angestellt, die in der Regel übernommen werden. Stefan Lackus achtet dabei streng darauf, dass die jungen Menschen alle Abteilungen durchlaufen und so die Vielseitigkeit des Betriebes kennenlernen. „Außerdem darf jeder während seiner Lehrzeit eigene Prüfungsstücke, Kundenarbeiten oder Projekte z.B. für Vereine oder Kindergärten selbstständig vom Aufmaß bis zur Montage fertigen. Das schafft nicht nur Abwechslung, sondern hilft zugleich, die Stärken der Jugendlichen herauszufinden und Schwächen auszugleichen“, ist Lackus überzeugt. Bei der Auswahl der Auszubildenden setzt der Juniorchef nicht nur auf gute Noten. Auch Schulabgängern mit etwas schlechteren Zeugnissen bietet er eine Chance und empfiehlt allen Bewerbern, während eines Praktikums in den Ferien herauszufinden, ob ihnen der Beruf überhaupt liegt. Spezielle Arbeitszeitmodelle werden bei Lackus zwar nicht angeboten. „Aber wenn jemand Probleme hat, sind wir flexibel, versuchen zu helfen und stehen zusammen“, erzählt der zweifache Familienvater.

Seine Ziele für die nächste Zukunft sind für Lackus, der sich zum Ausgleich zu seinen 50 bis 60-Stundenwochen mit Joggen, Mountainbike und Handball fit hält, relativ bescheiden und bodenständig. „Zurzeit sind wir noch mit den Zertifizierungen nach DIN EN 1090 und DIN ISO 9001 beschäftigt. Zudem streben wir die Zertifizierung nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) an und hoffen so, bei Anlagenwartung und –herstellung bzw. dem Rohrleitungsbau das eine oder andere Projekt an Land ziehen zu können. Im Moment sind wir sehr zufrieden mit unserem gesunden und koordinierten Wachstum.“ 

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