Karl Leicht Mitten in Graz

Partnerschaftlich & mit Coolness

2014 übernahm Wolfgang Krenn in dritter Generation das Familienunternehmen Karl Leicht. Gemeinsam mit seiner Frau Nicole Schuiki (m.) leitet er die Geschicke des Betriebes mit 32 Mitarbeitern partnerschaftlich und mit Coolness.

Im Unternehmen seines Großvaters hatte Wolfgang Krenn schon als kleines Kind seine Werkbank unter der Abfallpresse stehen, wo er Mauerpratzen und Ähnliches gebastelt hat. Aus seiner Sicht ist es gut, alles von der Pike auf mitbekommen zu haben. „Grad in so einer Familienunternehmensstruktur ist dieses sowieso omnipräsent. Besser also, wenn man die Geschehnisse selbst mitgestalten kann“, findet er. Nach der Unterstufe hat Wolfgang Krenn zunächst eine HTL (Höhere Technische Lehranstalt) für Maschinenbau und Betriebstechnik absolviert. Nach einigen Jahren Praxiserfahrung im Familienbetrieb legte er noch das Studium Management internationaler Geschäftsprozesse an der Fachhochschule Johanneum in Graz nach.

Klein, aber fein

Mit 32 Mitarbeitern ist die Firma Karl Leicht ein kleines Unternehmen. Am nahezu innerstädtischen Standort mitten in Graz ist damit aber auch schon das obere Ende der räumlichen Kapazitäten erreicht. Die Mitarbeiterzahl ist in den letzten Jahren relativ beständig gewesen und nicht nur die Zahl, auch die Mitarbeiter selbst. Nach den USPs des Unternehmens gefragt, nennt Wolfgang Krenn ohne Zögern sofort sein Team. „Wir haben einige, die seit 25 Jahren bei uns im Betrieb beschäftigt sind, manche seit 35. Vor Kurzem kam ein Mitarbeiter, der vor 16 Jahren bei uns in der Lehre war und anschließend auf Montage gegangen ist, wieder in den Betrieb zurück. Es war vom ersten Tag an so, als wäre er nie weggewesen, weil er mehr als die Hälfte der Kollegen noch kannte“, so Krenn. Mit einer Spanne von 15 bis 51 Jahren, ist das Team alterstechnisch bunt gemischt. „Unser Team ist ein riesen Asset und da bin ich sehr stolz drauf. Es zeigt, dass wir es wohl nicht ganz falsch machen, wenn Mitarbeiter so lange bleiben. Das Gute ist, dass man sich auf solche Mitarbeiter zu 100 Prozent verlassen kann.“ Schade findet es Krenn, dass weibliche Mitarbeiterinnen im Metallbau immer noch unterrepräsentiert sind: „Gerade im Alubau sollte es absolut möglich sein, als Frau diesen Beruf auszuüben, und das sollte auch forciert werden. Meine Mutter war die erste Schlossermeisterin Österreichs, was damals großes Interesse auch von Seiten der Medien erregte.“ Allerdings sei das Problem zur Zeit vielmehr, überhaupt Lehrlinge zu finden.

Gute Mitarbeiter

Um den Job attraktiver zu machen, stellte man bei Karl Leicht seit diesem Jahr in der Werkstätte und auf Montag auf eine Viertagewoche um. Erstmal als Experiment, wie Krenn sagt, das aber gut zu funktionieren scheint. „Wir scheinen gerade auf einer Glückswelle zu surfen. Erst vor Kurzem wurden vier neue Mitarbeiter eingestellt, die alle topmotiviert sind und super ins Team passen“, so Krenn. Er ist überzeugt, dass die Viertagewoche neben dem Gehalt entscheidend zur Attraktivität des Unternehmens beiträgt. Durch die Lage mitten in der Stadt möchte Krenn sich ungern auf den Preiskampf einlassen, darum gilt es mit anderen Aspekten zu punkten, etwa damit, gute Leute zu haben, gute Qualität abzuliefern und das am besten termingerecht. „Wir wollen einfach die coolen, netten, klasse Metallbauer sein“, so Krenn. Wichtig ist ihm, dass die Arbeitsatmosphäre passt. „Wir verbringen alle mindestens ein Drittel unseres Tages in der Firma. Da ist es durchaus angenehm, wenn es dort lustig und nicht anstrengend ist. Wenn man sich wohlfühlt und beim Arbeiten Spaß hat, ist im Normalfall auch das Ergebnis besser“, ist der Geschäftsführer überzeugt. Die breite Palette spannender Projekte, die das Unternehmen vorzuweisen hat, gibt ihm dabei recht.

Von Urnen-klein bis Hochhaus-groß

„Aufgrund unserer Kleinheit können wir im Prinzip alles machen, von der Haustür bis hin zu größeren Projekten. Den Hauptteil, etwa 70 Prozent unseres Umsatzes macht der Aluminiumbau mit Fenstern, Brandschutzelementen und Fassaden aus. Der Rest ist, wie mein Großvater immer sagte, Galanterie-Schlosserei, also kleine feine Dinge“, so Krenn. „Hin und wieder sind auch Projekte dabei, wie der Urnenpark am Zentralfriedhof, der eigentlich ein bisschen aus der Reihe fällt und nicht ganz unserer üblichen Beschäftigung entspricht, aber umso reizvoller ist, allein wegen der Atmosphäre des Bauplatzes.“ Von Karl Leicht wurden hier Rahmen geliefert, die in Betonfertigteile einbetoniert wurden und Platz für eine bis vier Urnen bieten. Verschlossen wurden die Rahmen mit Gläsern der Stiftglaserei Schlierbach, wobei jedes einzelne Glas, eine handgemachte Einzelanfertigung ist. Für Wolfgang Krenn ein ganz besonderes Projekt, das Kreativität von allen Beteiligten erfordert hat.

Das kleine aber feine Metallbauunternehmen konnte sich auch oder gerade während der Pandemiejahre über erfolgreiche Projekte freuen. Für das Landeskrankenhaus Graz wurden Eingänge, Trennwände, Portale und Türen gefertigt, die ohne Corona gar nicht notwendig gewesen wären. Für die Großbäckerei Martin Auer in Graz wurde eine Pfosten-Riegel-Fassade, Fenster, Türen sowie Schlosserarbeiten umgesetzt und im Zuge der Sanierung der Berufsschule in Graz sämtliche Fenster getauscht. Die beiden letzteren Baustellen hatten den Vorteil fußläufig von der Firma aus erreichbar zu sein.

Umweltschutz und regionales Denken

Damit passten diese ganz besonders ins Konzept des Grazer Metallbauunternehmens, denn aus Gründen der Nachhaltigkeit wird dort generell versucht, lange Lieferwege zu vermeiden. „Wir arbeiten mit Partnerfirmen aus der unmittelbaren Umgebung zusammen, etwa mit der Firma Egger Glas, die 30 km entfernt ist. Generell pflegen wir gute langjährige Partnerschaften, auf die wir uns verlassen können“, so Krenn. „Wir schauen auch, dass wir alles im Haus fertigen. Das ist gut für die Umwelt, da es weniger Transportwege gibt. Für uns hat dies den positiven Nebeneffekt, dass die Wertschöpfung im Betrieb bleibt. Abgesehen davon ist es angenehm, die Dinge in eigener Verantwortungssphäre zu wissen“, so der Unternehmer. Abfälle auf ein Minimum zu reduzieren und diesen verantwortungsvoll zu entsorgen ist für ihn sowieso selbstverständlich.

Krisensicher und gelassen

Mit derselben Selbstverständlichkeit wie dem Klimaschutz stellt sich der Unternehmer fast schon gelassen auch allen anderen Herausforderungen, selbst wenn es sich dabei um eine globale Pandemie handelt. Er, der selbst am zweiten Tag des ersten Lockdowns zum zweiten Mal Vater geworden ist, zieht Bilanz: „Rückblickend haben wir mit Glück relativ viel richtig gemacht. Unsere Strategie war es immer Durchzuarbeiten, was sehr transparent mit den Mitarbeitern besprochen wurde. Bei der Bäckerei Auer waren wir für sieben Wochen die einzige Firma auf der Baustelle, ein Vorsprung, der uns im Sommer die nötige Flexibilität für andere Projekte gab.“

Auch aktuellen Herausforderungen wie etwa Materialbeschaffungsproblemen sieht Krenn gelassen entgegen. „Das eine oder andere dauert eventuell etwas länger, aber vielleicht ist das eh gar keine schlechte Entwicklung. Die Geschwindigkeit, an die man sich inzwischen gewöhnt hat, war ohnehin etwas übertrieben. Ich finde, es ist erstmal nichts Schlechtes, wenn man von einem Angebotsmarkt auf einen Knappheitsmarkt wechselt. Dann müssen Dinge eben anders bepreist werden. Gute Vereinbarungen mit den Partnern helfen uns aber dabei, dass wir nicht gleich das Doppelte verlangen müssen, nur weil‘s im Herbst ist.“, so Krenn. Abgesehen davon gehört es auch ein bisschen zum Unternehmertum dazu, dass nicht jeder Tag Sonntag ist: „Wenn alles glattläuft, ist es sehr einfach, cool zu sein. Man muss aber dann cool sein, wenn‘s eben nicht ganz einfach ist und wenn man sich etwas einfallen lassen muss.“

Kurz- und langfristig

Glücklicherweise hat das Unternehmen unmittelbar vor Corona auf ein hybrides Serversystem umgestellt. „Das war sehr hilfreich, als das Virus auch bei uns kurzzeitig wie ein Messer durch warme Butter durchgefahren ist. So konnten Mitarbeiter ohne Symptome problemlos von zu Hause aus weiterarbeiten“, sagt Krenn. Als Metallbauer arbeitet er weitestgehend papierlos und schätzt die Vorzüge der Cloud, weiterer Digitalisierung steht er durchaus offen gegenüber.

www.leicht.co.at

„Wir möchten nicht der größte Metallbauer werden, aber der coolste. Meine Mutter war die erste Schlossermeisterin in Österreich.“

Wolfgang Krenn

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