schmid + drüppel - Fenster und Fassaden für die JVA

Das zentrale Betriebsgebäude im Industriegebiet Hulb wurde als Referenz umgesetzt: Über zwei Stockwerke lichte Glasfassaden mit großformatigen Scheiben, in die Eingangsanlage wurde ein kleiner Ausstellungsraum integriert, die Türen sind ebenso aus der eigenen Werkstatt wie die Glastrennwände in den Büros, die Schreibtische aus Metall, die Glastheke als Mitarbeitertreffpunkt und die Edelstahleinbauten in der Küche. „Alles Marke Eigenbau“ betont Geschäftsführer Klaus Schmid.
Weitläufige Produktionsflächen für 65 Mitarbeiter mag ein Vorteil sein im Industriegebiet Böblingen, der Nachteil sind die vielen Nachbarn mit klingenden Namen. Bei einem Firmen-standort im selben Einzugsgebiet wie Porsche, Daimler oder Bosch sind Fachkräfte schnell rar. Zur Werkshalle von Daimler sind es gerademal zehn Minuten auf dem Fahrrad. „Wir stellen zwar jedes Jahr drei Auszubildende ein, aber unser Nachwuchs wird meist von Konzernen abgeworben. Fünf Euro pro Stunde mehr, Boni und Gratifikationen, das überzeugt“, sagt Schmid. „Aktuell sind die meisten Mitarbeiter im Alter 40Plus und wurden von meinem Vater ausgebildet.“ Die Mitarbeiter für Produktion und Montage halten sich die Waage. 25 Metallbauer fertigen in der Werkstatt, 25 Monteure sind auf den Baustellen unterwegs. Zur Belegschaft gehören  zudem drei Metallbaumeister, drei Technische Zeichner plus mehrere Mitarbeiterinnen in der Verwaltung. Die Abteilung mit drei CAD-Konstrukteuren wurde in den vergangenen fünf Jahren aufgebaut. „Von uns Metallbauern wird heute wesentlich mehr planerische Leistungen gefordert“, stellt Schmid fest, er fügt hinzu: „In früheren Jahren haben wir diese Aufgaben an externe Zeichner vergeben, heute wird das planerische Fachwissen intern benötigt.

Handwerkskunst für Edelstahl

Bis vor ein paar Jahren war die Verarbeitung von Edelstahl ein Steckenpferd der Firma, inzwischen macht das Segment nur mehr 15 Prozent vom Umsatz aus. Viele Anfragen kamen aus dem Gesundheitsbereich, beispielsweise nach Waschrinnen für Operationssäle. Heute werden nur noch Einzelstücke in Auftrag gegeben. Zu diesem Portfolio gehörten auch Edelstahlarbeitsplatten und -becken für Dentallabore in der ganzen Welt. Weshalb sich der Markt in diesem Segment gewandelt hat? „Unsere handgefertigten Becken kosten rund 500 Euro, in industrieller Serienfertigung lassen sie sich für 50 Euro herstellen“, sinniert der Unternehmer. Er ist stolz auf die handwerklichen Fertigkeiten, die sich seine Metallbauer seinerzeit angeeignet haben. „Diese Aufträge haben aus zwei, drei Mitarbeitern Spezialisten für das Schweißen und Schleifen von Edelstahl gemacht. Auch das Dengeln des Edelstahls mit dem Hämmerchen ist traditionelle Handwerkskunst.“ Beim Dengeln werden die Ecken abgerundet, die Edelstahlform schaut dann aus wie gegossen.
Die Kunden kamen nicht nur aus dem Gesundheitsbereich, auch für den Bootsbau oder Oldtimer-Karosserien wurden Sonderteile in Auftrag gegeben. Aber auch für Vordächer wird Edelstahl verarbeitet. Dafür geben Kunden bis zu 30.000 Euro aus. „Mit der Edelstahl-Badewanne und der Edelstahlküche für Wolfgang Joops Villa in Potsdam haben wir von uns Reden gemacht“, erzählt Schmid.

Stahlfenster für Gefängnisse

Das Justizvollzugskrankenhaus in Hohenasperg ist ein mittelalterliches Gebäude. Bei der Sanierung der 40 Fenster galt es einerseits, die Anforderungen der Denkmalpflege und andererseits die hohen Sicherheitsstandards zu erfüllen. Das Auftragsvolumen betrug ca. 200.000 Euro. Für den Rahmen wurden spezielle Stahlprofile eingesetzt. „Es war schlichtweg das einzige System, mit dem sich die konstruktiven Anforderungen haben erfüllen lassen“, sagt Schmid. Manche standardmäßigen Profile seien mit derart vielen Gummis und Nischen ausgestattet, die man in einem Sicherheitstrakt aus verschiedenen Gründen nicht haben will. Bei der Sicherheitstechnik der denkmalgeschützen Fenster muss an alles gedacht werden. „Da geht es um Suizidgefahr der Gefangenen, um das Verhindern der Übergabe von Gegenständen von Fenster zu Fenster etc.“ erzählt er. Also ist vor dem Fenster ein Gitter und zwischen Fenster und Gitter wird ein Lochblech angebracht, damit Gegenstände nicht zum Nachbarn durchgereicht werden können. Auch die Dichtungsgummis in den Fenstern müssen auf spezielle Art und Weise befestigt und gesichert werden.
Sicherheitsbeauftragte des Justizministeriums Baden-Württemberg kommen regelmäßig in die Werkstatt nach Böblingen, um die Funktionstüchtigkeit der konstruktiven Maßnahmen zu testen. Erst wenn deren Versuch, die Fenster zu zerstören, misslingt, werden die Konstruktionen abgenommen. „Dann gehen die Stahlfenster in Serie“, sagt Schmid.
So waren die demontierbaren Glasleisten den Beamten zunächst noch ein Dorn im Auge, denn diese müssen absolut manipulationssicher befestigt sein. Aber auch dafür konnte nach gemeinsamen Tüfteln und diversen Versuchen eine Lösung gefunden werden. Ähnliche Sicherheitstests finden auch an den Glasfassaden statt, die schmid + drüppel derzeit für ein neues Gefängnis der JVA Stammheim fertigt.

Rückläufiger Stahlbau

Im Allgemeinen sind die Aufträge für den Stahlbau rückläufig. „In diesem Bereich ist der Wettbewerb am stärksten, viele deutsche Stahlbauer lassen inzwischen im Ausland fertigen, um mit den Preisen hierzulande mitzuhalten. Wir machen das aus Prinzip nicht“, konstatiert Schmid. Lieber fährt der Geschäftsführer diesen Arbeitsbereich zurück und baut die hochwertige Verarbeitung von Aluminium und Glas aus. Das Segment wurde eigens in einer Halle in unmittelbarer Nachbarschaft untergebracht. Zwei Metallbaumeister bearbeiten die Aufträge, ihnen stehen eine Säge (elumatec DG104) für die Profilzuschnitte und ein CNC-Profilbearbeitungszentrum (Schüco AF300) zur Verfügung. Inzwischen generiert der Geschäftsbereich ca. 35  Prozent des Umsatzes.

Fazit

Mit dem Bau von Fenstern und Fassaden für Gefängnisse hat sich schmid + drüppel als Spezialist für hochwertige Sicherheitstechnik positioniert. „Vielen Metallbauern sind solche Aufträge zu komplex, wir haben uns dank unserer Sonderlösungen das Vertrauen einiger der Ministerien erarbeitet“, stellt Schmid fest. Immerhin machen öffentliche Aufträge rund 50 Prozent des Umsatzes aus. Die gewerblichen Auftraggeber wie Trumpf in Ditzingen, der Flughafen Stuttgart, das Mercedes-Benz-Museum oder derzeit Breuninger mit dem Dorotheen Quartier in Stuttgart schlagen mit 35 Prozent zu Buche. Abgerundet durch Privatkunden zeigt sich ein ausgewogenes Bild an Auftraggebern, mit dem sich manche Konjunkturschwankung abfedern lässt. ⇥ma ◊

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