320 Tonnen Stahl am Haken

Seit über 120 Jahren sorgt die historische Hafen-Drehbrücke in Lübeck dafür, dass die alte Inselstadt mit dem Festland sicher verbunden ist. Da das denkmalgeschützte Bauwerk jedoch in die Jahre gekommen ist, haben die Stahlbauer von Schorisch Magis mit einer grundlegenden Sanierung begonnen. Dafür werden die Spezialisten aus Karstädt (Brandenburg) zwischen fünf und zehn Tonnen Stahl austauschen.

Zunächst musste das 320 Tonnen schwere Bauwerk vom Schwimmkran ENAK in die Höhe gehievt werden, um es vom Standort an der Stadttrave in den Wallhafen zu transportieren. Auf dem Industriegelände der Lübecker Maschinen- und Anlagenbaugesellschaft wird die 1892 errichtete Stahlkonstruktion bis ins Frühjahr 2015 modernisiert.

"Auf dieser mobilen Baustelle ersetzen die Karstädter Stahlbauer an die 2.000 Nieten durch neue Rundkopf-HV-Schrauben", erläutert Hans-Jürgen Schlestein, Projektleiter bei Schorisch Magis. Außerdem werden stählerne Fachwerkteile, Knoten und Bleche wenn nötig ausgetauscht und verschraubt. Der Korrosionsschutz des historischen Bauwerks wird komplett durch die Firma Bauschutz Hamburg erneuert. Auch die Wasserhydraulik, eine Besonderheit im Brückenbau der damaligen Zeit, wird wieder auf Vordermann gebracht. Durch diese Technik kann die Brücke zum Drehen um 16 Zentimeter angehoben werden.

Täglich passierten bislang bis zu 17.000 Fahrzeuge die Willy-Brandt-Allee und damit das Brückenbauwerk über die Trave. "Für ihren Aushub hatten die Stahlbauer eigens eine Traverse in Karstädt gebaut", erklärt Schlestein, um die 37 Meter lange und 14 Meter breite Drehbrücke von unten zu stützen, damit sie der Schwimmkran an einem Stück sicher von ihrem Königsstuhl heben konnte. Nur wenige Bauteile der Drehbrücke wurden nämlich vorab entfernt. Das Korsett aus Stahl allein wog 21 Tonnen.

Die Spezialisten arbeiten auch über die Wintermonate im Trockenen unter einer festen, sogenannten Einhausung, die wegen der Erneuerung des Korrosionsschutzes sogar wasser-, staub- und luftdicht verschlossen werden kann. Rechtzeitig zur Bootssaison im Frühjahr 2015 soll eine der ältesten Drehbrücken Lübecks ihren Betrieb wieder aufnehmen können. „Das ist gut zu schaffen“, gibt sich der erfahrene Projektleiter Hans-Jürgen Schlestein optimistisch. Schließlich ist die Lübecker Konstruktion nicht die erste, die in der Stahlschmiede von Schorisch Magis professionell auf Vordermann gebracht wird. Erst im letzten Jahr haben die brandenburgischen Ingenieure und Handwerker, die auf den Stahl- und Anlagenbau sowie den Stahlwasserbau spezialisiert sind, den Stahlüberbau der Drehbrücke von Malchow neu gefertigt. „Trotzdem sind für uns solche Aufträge mit Respekt vor der Baukunst unserer Vorfahren immer wieder eine besondere Herausforderung“, sagt Hans-Jürgen Schlestein.

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