Fachseminarreihe: „Zukunft der qualifizierten Entrauchung“

Die Veranstaltungsreihe „Zukunft der qualifizierten Entrauchung“ fand im März an sechs verschiedenen Veranstaltungsorten im Bundesgebiet statt und war Treffpunkt für viele Fachingenieure der technischen Gebäudeaus­rüstung, Facility Manager und Brandschutz­sachverständige, die sich über den Stand der Technik qualifizierter Entrauchungsanlagen sowie über Auswirkungen durch zukünftige Veränderungen im deutschen Baurecht informieren wollten.

Die Veranstalter Schüco International, Bielefeld, und STG-BEIKIRCH, Lemgo, hatten dazu Persönlichkeiten aus Forschung und Lehre gewinnen können, die normgerechte Systemlösungen vorstellten sowie mögliche Auswirkungen und Folgeschäden bei falscher Planung und Ausführung des Rauchabzugs in Gebäuden mit den Teilnehmern diskutierten.

Der FVLR-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Thomas Hegger beispielsweise ging in seinen Ausführungen auf die Anforderungen an natürliche und maschinelle Entrauchung in den zukünftigen neuen bauaufsichtlichen Regelungen (MindBauRichtl.) ein. In diesem Zusammenhang erläuterte der RWA-Fachmann, dass die Ent­rauchungsmaßnahme in Abhängigkeit der Raum­größe betrachtet werden muss, dass die Rauch­verdünnung eine Temperaturreduzierung, aber keine signifikante Verbesserung der Sicht und Luftgüte bewirkt. Ferner ordnete er die Begriffsdefinitionen und Systeme rund um RWA und definierte bau- und privatrechtliche Schutzziele. Er betonte, dass die Regeln des Baurechts nur den Personen-, Nachbarschafts- und Umweltschutz berücksichtigen. In seinem Vortrag über die Wirkung der Zusammensetzung Feuer und Rauch auf Menschen demonstrierte Hegger anschließend verschiedene Entrauchungs-Szenarien, stellte das Prinzip der Rauchableitung und der Funktionssicherheit sowie Vorteile von qualifizierten Rauchabzugsanlagen vor.

Weil Brände in Industriehallen immense Schäden anrichten können und dabei nicht selten hohe Kosten verursachen, wagte der FVLR-Geschäftsführer einen vergleichenden Exkurs zu drei beispielhaften Brandverläufen ohne qualifizierte RWA, mit qualifizierter RWA und mit qualifizierter RWA plus Sprinkler-Anlage in einer Industriehalle. Er folgerte daraus, dass qualifizierter RWA die Investitionskosten nur unwesentlich erhöht, das Brandereignis eingrenzt und eine schnelle thermische Entlastung sowie einen gezielten Löschangriff ermöglicht.

Der RWA-Experte zeigte auf, dass auch Brandfolgeschäden (Personen-, Sach- und Umweltschäden) sich durch gezielten Rauchabzug reduzieren lassen, wie Reparatur­kosten und –zeiten sowie die Gefahr von Lieferausfällen und Kundenverlusten bis hin zum Risiko einer Insolvenz. Schließlich klärte er darüber auf, dass in Verbindung mit Dachoberlichtern qualifizierte Rauchabzugsan­lagen sogar noch einen Mehrwert, nämlich die Tageslichtnutzung und Lüftung, bieten.
 
Anforderungen an qualifizierte NRWGs. Dass NRWGs immer komplett betrachtet werden müssen und hinter der Produktentwicklung eine ausgeklügelte Technik und intelligente Komponenten stecken, die sogar Mehrfachnutzen versprechen, veranschaulichten den Teilnehmern die beiden Sicherheitsexperten von Schüco International, Leiter der Abteilung Sicherheitstechnik, Dipl.-Ing. Matthias Brandes und Dipl.-Ing. André Porombka, Produktmanager Sicherheitssysteme.
Die vergangenen sieben Jahre haben Schüco International und STG-BEIKIRCH entwicklungs­technisch dazu genutzt, den Planern eine große Bandbreite zu offerieren, die Fassade mit NRWGs ästhetisch ansprechend zu gestalten und zugleich die Geräte optimal zu integrieren. Hinzu kommt, moderne NRWGs für die Fassade und im Dachbereich bieten ein breites Spektrum an Öffnungsarten und Systemen. Grundsätzlich gilt aber, dass NRWGs nicht nur komplett geplant, sondern Antrieb und Fenstersystem immer komplett geprüft zum Einsatz kommen müssen. Quintessenz der Vortragsreihe ist, nur qualifizierte RWA (DIN EN 12101-2) in Verbindung mit regelmäßiger Wartung sind wirksam und dauerhaft funktionssicher. red

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