VFF Fachtagung Normung

Wie wirkt sich die neue DIN 18008 auf die Glasdicke aus? Wie kann ich Stahlteile vor Korrosion schützen? Und welche Möglichkeiten schimmelpilzfreier Teilmodernisierung bestehen? Diese Themen aus dem bautechnischen Alltag standen genauso auf der Tagesordnung der VFF-Fachtagung Normung und Technik am 23. Juni 2015 in Frankfurt wie eine Studie zu einem europäischen Energielabel für Fenster. In einer Pressemitteilung des VFF wird über einige Themen der Tagung informiert. Die Leitung der mit fast 70 Teilnehmern ausgebuchten Veranstaltung am Frankfurter Flughafen hatte Frank Koos übernommen, der stellvertretende Geschäftsführer des VFF und zuständig für Normung und Technik. Er vertrat Franz Hauk, den Obmann des Technischen Ausschusses VFF, der kurzfristig absagen musste.
Glasbemessung, Stahlbeschichtung und Schimmelpilzvermeidung
Der VFF-Glasexperte Lutz Wiegand erläuterte die Veränderungen in der Glasbemessung aufgrund der neuen, Eurocode-konformen DIN 18008, mit der die bisherigen nationalen technischen Baubestimmungen TRLV, TRAV und TRPV abgelöst werden. Wiegand machte deutlich, dass die neue Glasbemessung andere Gläser erforderlich machen kann. Dies gilt insbesondere bei Zwei- und Dreifach-Isoliergläsern mit großen Scheibenzwischenräumen, kurzen Glaskanten und asymmetrischem Glasaufbau beispielswiese aufgrund von Schallschutz. Es werden statische Berechnungen mit einer geeigneten Software erforderlich. Der Stellenwert der Planungsphase nimmt also zu. Für den Fensterbauer bedeutet dies, dass er diese Probleme möglichst schon bei der Angebotsabgabe geklärt haben muss.

Montagetipps gegen Tauwasserbildung
Ebenfalls unmittelbar bautechnisch relevant waren die „Handlungsempfehlungen zur schimmelpilzfreien Fenster-Teilmodernisierung“ von Marc Klatecki vom Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser. Ausgehend von dem erforderlichen „Mindestwärmeschutz“, ging er auf die Möglichkeiten ein, wie man durch Zusatzmaßnahmen bei der Montage Tauwasserbildung und damit Schimmelpilz beim Fenstertausch vermeiden kann. Er demonstrierte dies anhand verschiedener Einbausituationen, wobei er vor allem die energetische Qualität der Fensterumgebung (Laibung und Wand) und der gewählten Fensterrahmen (Uf-Wert) betrachtete. Auch diesen Empfehlungen liegt eine Studie zugrunde, deren Ergebnisse nach Abschluss vom VFF publiziert werden.

Gebäudezertifizierung,Plus-Energie-Haus und Energielabel
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit – diese zentralen Aufgaben und ihre Umsetzung im Fensterbau standen im Blickpunkt der Vorträge von Hans-Walter Bielefeld von der Schüco International KG, von Frank Hauk von der Firma F.R. Hauk und von Andreas Woest vom Institut für Fenstertechnik. DGNB (Deutschland), LEED (USA) oder breeam (Großbritannien) sind mittlerweile anerkannte und angesehene Systeme der Gebäudezertifizierung, die versuchen, den komplexen Anspruch von Nachhaltigkeit zu ermitteln und zu bewerten. Dabei verbinden sie ökologische, ökonomische und menschlich-soziale Aspekte. Hans-Walter Bielefeld stellte in seinem Vortrag die Systematik einiger Zertifizierungssysteme dar und verdeutlichte den Stellenwert von Fenstern, den sie im Zusammenhang der Zertifizierung und der Zertifikate mit ihrer Klassifikation (zum Beispiel Bronze, Silber und Gold) einnehmen. Dass diese Formen der Zertifizierung, deren Anforderungen immer über dem gesetzlichen Standard liegen, zukunftsweisend sind, wird schon allein an der damit verfolgten Sicherung von Nachhaltigkeit klar. Denn Planung zu optimieren, Nutzerkomfort zu steigern oder Ressourcen zu schonen, sind Ziele, die mittlerweile gesellschaftlich unbestritten sind.

Als Vertreter von Franz Hauk präsentierte Frank Koos dessen Vortrag über das „Plus-Energie-Haus in Falkensee – eine Lösung mit Metallfenstern und dezentraler Lüftung“. Das von Hauk als Bauherrn zusammen mit jungen Architekten realisierte Haus westlich von Berlin zeigt im Sinne der „Active House Alliance“ eine zukunftsweisende Richtung an für energieeffizientes und zugleich komfortables Bauen („Barrierefreiheit“) unter Ausnutzung von Photovoltaik, Geothermie und in die Fensterlaibung integrierter dezentraler Lüftung.

Nachdem Andreas Woest die Ergebnisse einer Ökodesign Studie vorgestellt hatte, wurde der Sinn eines europäischen Energielabels diskutiert. Die Studie, die von der EU beauftragt wurde, soll ähnlich, wie man es beispielsweise von Kühlschränken oder Waschmaschinen kennt, ein europaweites Fenster-Energielabel für Endkunden erarbeiten („Ampel“) und damit den Dschungel bestehender Labels lichten. Die Studie kommt zum Schluss, dass solch ein Label durchaus praktikabel ist, wenn man Europa in die Zonen Nord, Mitte und Süd aufteilt. Die Kritik der Teilnehmer entzündete sich vor allem daran, dass es zu einer doppelten Kennzeichnung mit dem CE-Zeichen kommt und in diesem auch die energetischen Kennwerte angegeben werden. red


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