Die Metallbaubranche 2023

Solide Auftragslage – verhaltener Ausblick

Das Investitionsvolumen ist in der Schweizer Baubranche und in der Metallbaubranche nach wie vor auf einem hohen Niveau, wobei es regionale Unterschiede gibt. Die Anzeichen für eine kommende Abkühlung der Auftragslage vor allem im Neubau verdichten sich jedoch.

Der Fachkräftemangel betrifft vor allem gute Projektleiterinnen und Projektleiter. Viele Firmen verstärken ihre Anstrengungen zugunsten der Attraktivität als Arbeitgeber und der Qualität ihrer Ausbildung. Zudem hat die Branche Ende 2022 beschlossen, die Löhne in der Branche zu erhöhen, was im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) festgelegt wurde.

Die Auftragslage ist bislang nicht das Problem. Die Herausforderung bestand eher darin, alle erhaltenen Aufträge zeitgerecht abzuwickeln. Auch die Kurzfristigkeit von Entscheidungen seitens der Bauherrschaft kann weiterhin beobachtet werden. Teilweise verzögerten sich Baustellen, da sich die Bauherrschaft oder Architekten Zeit ließen mit Entscheidungen. In einzelnen Fällen liegt es auch an Einsprachen gegenüber Bauprojekten, welche die Bauvorhaben in die Länge ziehen. Diese Einsprachen machen zudem größere Bauvorhaben weniger berechenbar, wann sie zur Ausführung kommen könnten. Es gibt verschiedene größere Bauprojekte in der Schweiz, die deswegen eine starke Verzögerung aufweisen, was allgemein zu einer Unsicherheit seitens der Auftraggeber führt.

Werden Daten für die Schweiz betrachtet, so zeigt der Bauindex Schweiz, dass der Bauindex im 3. Quartal 2023 auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr liegt. Die ersten beiden Quartale verzeichneten noch einen Rückgang im Hochbau. Besonders der Wirtschaftsbau verzeichnete den stärksten Rückgang. Die höheren Finanzierungs- und Baukosten werden als hemmende Faktoren angemerkt.

Auch wenn die Zinsen in der Schweiz tiefer als im angrenzenden Ausland sind, merken die Firmen diese höheren Kosten. Es gibt auch Auftraggeber, welche die Hoffnung auf niedrigere Baukosten haben und deshalb noch abwarten. Der Hochbau wird als Vorläuferindikator zum Ausbaugewerbe bezeichnet und ist somit auch für den Metallbau relevant. Diese Zahlen umfassen die Neubautätigkeit und beinhalten nur bedingt Umbauten, was gesondert betrachtet werden müsste. Zudem handelt es sich beim Bauindex um nominelle Daten, die Schwankungen von Materialpreisen nicht berücksichtigen.

Das Ausbaugewerbe verzeichnet gemäß Bauindex Schweiz ein Wachstum. Betriebe, die im Bereich der Nachhaltigkeit und Energie im weiteren Sinne tätig sind, merkten die erhöhte Nachfrage. So wurden vermehrt Fenster ausgewechselt, Isolationen nachgefragt, nachhaltigere Heizsysteme installiert oder PV-Anlagen montiert.

Verhaltener Ausblick

Indikatoren der Baumeister gehen im Neubau davon aus, dass es eine Abkühlung geben wird. Die Bauunternehmen erwarten einen Rückgang der Auftragseingänge in den kommenden Monaten. Eine Betrachtung der Baugesuche zeigt zudem starke regionale Unterschiede. Was dies jedoch für den Umbau heißt, ist schwierig abzuschätzen. Es wird eher davon ausgegangen, dass die Nachfrage im Umbau hoch bleiben wird. Da Metallbaufirmen im Neu- und Umbau tätig sind, ist ein Ausblick auf 2024 schwierig.

Baukosten, Einkaufs-, Energiepreise

Der Baupreisindex zeigt, dass die Kosten für Metallbauarbeiten per April 2023 im Jahresvergleich um 4.1% angestiegen sind. Im Halbjahresvergleich, d.h. zwischen Oktober 2022 und April 2023, sind die Kosten jedoch um 1.1% gefallen. Im Gegensatz zum Metallbau sind die Kosten des totalen Baupreisindex im Zwölf- und Sechs-Monatszeitraum stärker gewachsen (4.7% bzw. 1.2%). Daten der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich und Berechnungen des Baublatts zeigen in Richtung einer Normalisierung der Preise. So sinken seit Anfang des Jahres die Preiserwartungen der Bauunternehmen. Im Juli 2023 glaubten genauso viele Unternehmen an sinkende Preise in den nächsten drei Monaten wie an steigende Preise. Zuvor hatte die überwiegende Mehrheit der befragten Bauunternehmen seit 2021 stets steigende Preise erwartetet. Ein genereller Ausblick für das kommende Jahr ist jedoch schwierig.

Die Preise für Nicht-Eisen-Metalle und Edelstahl haben sich seit Ende 2022 deutlich entspannt. Gründe hierfür sind u.a. die schwächelnde Konjunktur in China, die Zinsen sowie die Stabilisierung der Lieferketten. Der beständig starke Schweizer Franken stützt – wie auch im Jahr 2022 – den Import und somit den Einkauf.

Von den gestiegenen Strompreisen waren bis dato insbesondere großverbrauchende Unternehmen betroffen, die ihren Strom am freien Markt beziehen. Die überwiegende Mehrheit kauft Strom über mittelfristige Festpreismodelle ein, sodass Preisanstiege in vielen Fällen von Energieversorgern zeitversetzt und somit erst in kommenden Abrechnungsperioden nach Auslauf bestehender Vertragszeiträume weitergegeben werden können. Fest steht, dass für viele Unternehmen die Strompreise 2024 steigen werden. Für Metallbaubetriebe existiert im Bereich der Energie eine Vielzahl an Förderprogrammen. Beispielsweise können unter bestimmten Bedingungen bis zu 30% der Beratungs- oder Investitionskosten für Energieeffizenzmaßnahmen gefördert werden. Eine Übersicht findet sich unter: energiefranken.ch.

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für die Metallbaubranche steigt. Beispielsweise wird bei der Fassadenrenovation stärker von bestimmten Kundensegmenten auf die Nachverfolgbarkeit und Wiederverwendbarkeit ver- und abgebauter Materialien und Erzeugnisse geachtet.

Für die Nachverfolgbarkeit gibt es beispielsweise Versuche, digitale Plattformen zur Erfassung ver- und abgebauter Materialien als Branchenstandard zu etablieren. Zur leichteren Wiederverwendung eingesetzter Materialien sind derzeit u.a. Metalle mit homogenen Materialverbindungen gefragt.

Auf gesetzlicher Ebene wird die Nachhaltigkeit derzeit insbesondere mittels des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) forciert, das 2021 in Kraft getreten ist.

Auch wenn verschiedene Bestrebungen umgesetzt werden, muss angemerkt werden, dass es abhängig ist von der Einstellung und Zahlungsbereitschaft der Bauherrschaft gegenüber einer nachhaltigen Bauweise.

BIM im Metallbau

Ein weiterer Trend bezieht sich auf BIM. Gemäß der BIM-Umfrage 2022 von Bauen Digital Schweiz mit knapp 600 Befragten zeigt sich, dass drei Viertel die Anwendung von BIM als relevant für ihr Unternehmen einstufen. Es zeigt sich ein positiver Trend zu den Umfragen aus den Vorjahren. Es kann beobachtet werden, dass Metallbaufirmen vermehrt mit 3D und mit entsprechenden Schnittstellen arbeiten. Es fehlen zielführende Anreizsysteme, dass ausführende Firmen früh im Planungsprozess mitwirken und die BIM-Modelle gestalten. Es gäbe dazu Ansätze wie etwa IPD (integrated project delivery, d.h. integrierte Projektabwicklung), was in Pilotprojekten eingesetzt wird.

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