Andrzej Wisniowski

Expandieren ist seine Sache

Garagentore, Zäune, Türen und Fenster haben den Namen Andrzej Wisniowski in Polen zu einer Marke gemacht. Als selbständiger Schlosser vor dreißig Jahren gestartet, betreibt der 53-Jährige heute eine Produktion mit 1.700 Mitarbeitern. Aktuell baut er sein Werk in Wielogłowy um 120.000 m² auf 230.000 m² aus. Ein Viertel der zusätzlichen Fläche ist für die Fertigung von PVC-Fenstern vorgesehen.

Etwa 40 Mio. Euro wird Andrzej Wisniowski in diesem und dem nächsten Jahr in den Ausbau investieren. Damit trägt der Unternehmer einem Absatzzuwachs Rechnung, der nach Information von Michal Drag in den Jahren zwischen 2013 bis 2017 rund 80,5 Prozent betrug. Der Geschäftsführer für Deutschland führt das enorme Wachstum auf ein Rebranding im Jahr 2012 zurück. „Seinerzeit haben wir die gesamten Vertriebsstrukturen verändert.“
Kein Wunder also, dass Andrzej Wisniowski 2013 in Polen zum Unternehmer des Jahres gekürt wurde. Auf der diesjährigen Baumesse BUDMA in Posen hat das Unternehmen drei Auszeichnungen für Produktneuheiten erhalten.
Die internationale Messe, auf der er vor 20 Jahren das erste Mal ausgestellt hat, wurde zum Sprungbrett. Zunächst für den überregionalen Vertrieb in Polen, ab 1999 für den Vertrieb ins Ausland. Heute exportiert der Metallbauer 40 Prozent, etwa die Hälfte davon liefert er nach Deutschland. Gewisse Qualitätsstandards werden in Kooperation mit dem ift-Rosenheim gewährleistet, beispielsweise die Prüfung der Creo-Haustüren aus Aluminium (U-Wert 0,8 W/m²K) bis zur Widerstandklasse RC3. Für die Zertifizierung des Portfolios wurde eine spezielle Abteilung geschaffen.

„Mit einem Umsatzanteil von rund 40 Prozent ist Mittel- und Westeuropa ein stark wachsendes Standbein“, sagt Drag. Wie es die europäischen Standards verlangen, werden CAD- und BIM-Daten von allen Produkten vorgehalten. Seit zwei Jahren gibt es für Handelspartner sowie Endkunden europaweit eine technische Hotline. „Hat jemand Probleme, einen Handsender für unser Garagentor zu programmieren, kann er uns telefonisch erreichen. Der Anrufer landet im Schulungszentrum, sodass unsere Mitarbeiter konkret am Produkt über Videos und Fotos kommunizieren und die Lösung zeigen können.“

Vom Garagentor zur Fassadenfront

Erfindergeist prägte die Anfänge. 1989 baute Wisniowski für die Gärtnerei seiner Eltern Garagen-Schwingtore nach amerikanischem Vorbild. Automatisiert und mit einer Fernsteuerung bedienbar wurde das Schwingtor zu seinem ersten Verkaufsschlager.
Dennoch lässt sich die Expansion nicht als Selbstläufer beschreiben. „Wisniowski muss innovativ sein und Qualität produzieren, sonst kann er seine Ingenieure, Monteure und Schweißer nicht ordentlich bezahlen und sie wandern nach Europa ab“, sagt Michal Drag. Ziel ist es deshalb, junge gut ausgebildete Handwerker und Ingenieure ans Unternehmen zu binden. 150 Auszubildende in vier Metallberufen zählt das Unternehmen derzeit. Für sie wurde eine Art interne Berufsschule eingerichtet.

100 Zaunsysteme

Über 15 Jahre hat Wisniowski Erfahrungen im Zaunbau, seit dem Jahr 2000 mit drei eigenen Verzinkungsanlagen. Inzwischen wurden auch drei Pulverbeschichtungsanlagen eingerichtet.
Drag sieht im Stahlzaun ein unterschätztes Produkt. „Rund 95 Prozent unserer Zäune sind Sonderfertigungen und die Abwicklung ist keineswegs einfach. Die meisten Zaunelemente, Tore und Pforten sind Maßanfertigungen.“

Die entwickelte Planungs-Software für Zäune ist die Basis für eine computer- und robotergesteuerte Produktion. Die Software ist während der Planung online mit dem zentralen Computer in Wielogłowy verbunden und gleicht jeden einzelnen Planungsschnitt und jede Änderung mit dem aktuellen Datenkatalog ab. Mit dem Abschluss der Planung am Bildschirm ist die komplette Zaunanlage produktionsreif und kann sofort hergestellt werden. Für Zäune betragen die Lieferzeiten aktuell vier bis sechs Wochen.

Moderne Produktion

In der Produktionshalle für Zäune ist viel Hightech von italienischen und japanischen Maschinenherstellern zu sehen. Eine Adige Lasertube LT 8 wurde im Jahr 2013 in Betrieb genommen, um Basismaterial für Drehflügeltore effizient zu schneiden und zu bohren. Im Anschluss wird es von einem Kawasaki Schweißroboter bearbeitet. Die Daten werden von der Arbeitsvorbereitung aus in die Maschine gesandt. In der firmenübergreifenden technischen Abteilung — „der Kopf des Unternehmens“ — wie Drag sagt, sind derzeit 100 Mitarbeiter beschäftigt. 

In den ca. 40 Schweißkabinen der Produktionshalle sind nicht nur Roboter zugange, ca. 100 Schweißer sind in der Halle mit der Fertigung von Zäunen beschäftigt, insgesamt sind für die Abteilung Zauntechnik 350 Mitarbeiter tätig, „je nach Auftragsstand in zwei bis drei Schichten“. Im Anschluss an die Fertigung werden die Konstruktionen ins Zinkbad getaucht. Die Feuerverzinkerei hat ein acht Meter langes Zinkbad, in dem 130 Tonnen Zink auf 450° erhitzt sind.

Smart, sicher & designt

Das Portfolio von Fenstern, Türen und Toren hat den Metallbau in Polen inzwischen zu einem Spezialisten für komplette Fassadenfronten gemacht. In Sachen Mechatronik hat sich Wisniowski vor drei Jahren auf eine Kooperation mit der IO-Technik von Somfy festgelegt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten für die Torantriebe hatte man bereits Vertrauen gefasst. Für den Produktmanager Tortechnik und Automation, Marcin Strzelec, war die Entscheidung konsequent: „Somfy ist mit einem Marktanteil von rund 70 Prozent ein starker Partner. Die Systeme TaHoma und Connexoon mit der IO-Steuerungstechnik setzten Maßstäbe, bieten Bedienkomfort und sind mit der 128-Bit-Verschlüsselung sicher wie eine Bankverbindung.“

Das Schlagwort Home inclusive 2.0 steht vor allem für ein einheitliches Design und Farbgebung von Tür, Tor und Zaun. „Wir haben viel Zeit und Mühen investiert, um die verschiedenen Beschichtungen für die unterschiedlichen Werkstoffe Stahl, Aluminium und die PU-Segmente der Tore so zu entwickeln, dass der Farbton bei allen Elementen gleich erscheint“, so Drag. Zäune sind verzinkt und werden anschließend pulverbeschichtet, Aluminiumtüren sind grundiert und pulverbeschichtet und die Garagentore werden lackiert. Vier Jahre lang haben ausgewählte Konstrukteure an den 16 Farben gearbeitet, die in vier Farbwelten unterteilt sind: Stone steht für Erde, Fels oder Beton und passt entsprechend in erdige, felsenhafte Landschaften oder zu einer Architektur in diesen Farben. Eine ähnliche Atmosphäre liefert die Steel-Farbpalette. Sie wirkt allerdings kühler und passt besser zu Glas oder Stahl. Die Earth-Palette liefert pastellartig sanfte Grüntöne und Ruby steht schließlich für mutige Rottöne. Alle diese Farben sind als seidenmatt glänzend (Sandgrain) deklariert und weisen einen 3D-Metallic-Tiefeneffekt auf.

Die Ergebnisse wurden 2018 auf der BUDMA vorgestellt und prämiert. Sicherheitstechnisch können die Türelemente bis Widerstandklasse RC3 vorgehalten werden.

Designgleiche Tore, Türen und Zaunanlagen in der Farbe Grafit wurden schon auf der BAU 2017 in München gezeigt. „Uns war jedoch klar, dass wir eine größere Auswahl an Farben benötigen, wenn wir ein breites Publikum erreichen wollen“, erklärt Drag.

Ausblick

Nur 40 Kilometer von der Autobahn A4 entfernt liegt der Firmenstandort Wieloglowy im Vorgebirgsland der Karpaten verkehrstechnisch günstig. Wisniowski beliefert europaweit über 3.000 Firmen über die Straße. Für den Transport hat der Metallbauer eine Flotte von 50 Lkws. Darüber hinaus werden monatlich weitere 100 Lkws angemietet.

Bislang werden etwa vier Prozent der Produkte per Schiff oder Zug über Europa hinaus transportiert. Möglicherweise gibt es auch für diese Zahl bald einen Schub. Andrzej Wisniowski ist geschäftlich in Dubai unterwegs, während Michal Drag den ersten ausländischen Journalistentrupp zwei Tage lang mit Informationen versorgt und das Werk zeigt. Die Marketingabteilung hat eine neue Veranstaltung auf die Beine gestellt. Die Unterkunft der deutschen Presse im Wisniowski eigenen Hotel bietet für den Ausbau solcher Termine Potenzial.

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