Tür- und Tortage 2014

24 Referenten - über 300 Teilnehmer

Zahlreich kamen die Zuhörer Mitte Mai nach Rosenheim, um sich ausführlich über Chancen und Anforderungen der Automation sowie über neue Normen und Regelwerke im Segment Tür und Tor zu informieren.

Der Geschäftsführer des ift, Prof. Ulrich Sieberath, forderte in seine Fazit die Branche auf, die Chancen der Demographie, Verstädterung, Flexibilisierung und Vernetzung zu erkennen und zu nutzen. „Universal Design und Cradle to Cradle bieten hier innovative Ansätze für erfolgreiches Wirtschaften.“ Der Keynote Speaker Prof. Dr. Michael Braungart (EPEA Internationale Umweltforschung GmbH) erläuterte: „Wirklich innovative Produkte erzeugen zyklische Stoffwechselkreisläufe, die wirtschaftlich erfolgreich, gesund für die Umwelt und nützlich für den Verbraucher sind.“ Wirklich „neue“ Produkte sollen nicht nur ein bisschen weniger schädlich, sondern nützlich für die Umwelt sein. Bei Gebrauchsgütern, also auch Gebäuden und Bauelementen, muss die Funktion als Kundenmehrwert im Vordergrund stehen und nicht die Errichtung. Dadurch lohnen sich Investitionen in Qualität, Wartung und Pflege.

Dies gilt in besonderem Maße auch für automatische Türen und Tore, die in Funktionsgebäuden, Handel und Industrie Prozesse einfacher, günstiger und sicherer machen. Die Komfort- und Sicherheitsargumente überzeugen nun auch immer mehr private Bauherren, sodass sich jeder Hersteller und Anbieter von Türen und Toren mit dieser Thematik auseinandersetzen muss. Die Entwicklungen bei der Automatisierung sind dynamisch, vielfältig und komplex und betreffen Innen- und Außentüren genauso wie Tore, Schlösser und Beschläge. Aber auch neue baurechtliche Anforderungen und nationale und europäische Normen für grundlegende Eigenschaften und Produktbereiche werden den Herstellern und Zubehörlieferanten einige „Hausaufgaben“ bringen.

Im Gegensatz zu heutigen Optimierungsansätzen mit der Minimierung der Stoffströme zwingt C2C zur Neuerfindung von Produkten, sodass zyklische Stoffwechselkreisläufe entstehen, bei der Materialien immer wieder umgebaut und genutzt werden, ohne dass ein Qualitätsverlust stattfindet. Es gibt zwei Kategorien von C2C-Produkten; Sie können entweder als Verbrauchsgüter in biologischen Kreisläufen geführt und natürlich abgebaut werden, oder sie lassen sich als Gebrauchsgüter in technischen Kreisläufen ohne Abfall zu 100% wiederverwerten. Bei technischen Produkten wird die Funktion stärker in den Vordergrund treten, und Leasing-/Nutzungskonzepte werden den „Verkauf“ ablösen, wie wir das heute schon beim „Car-Sharing“ oder in der Immobilienwirtschaft kennen. Dadurch wird der Fokus auf Qualität, Wartung und Nutzung gelegt, und neue Geschäftsmodelle entstehen. Die Produkte werden auf Basis einer „Positivliste“ entwickelt, das heißt es werden nur Inhaltsstoffe verwendet, die ohne Schaden in natürlichen Kreisläufen abgebaut werden können. Dadurch erreichen die Produkte eine deutlich höhere Sicherheit und werden herkömmlichen Produkten wirtschaftlich, ökologisch und sozial überlegen sein. Wer heute schon mit dem Umbau beginnt, der wird morgen auch noch erfolgreich sein. Instrumentarien, die dabei helfen, sind Ökobilanzen und die Analyse von Verbraucherwünschen.

Vorgaben für automatische Türen und Tore

Sonja Frieß (Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution) stellte die neuen „Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) A1.7 für Türen und Tore“ vor, die als Leitlinie der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) den sicheren Umgang mit Türen und Toren in Arbeitsstätten sicherstellen soll. Insbesondere die konstruktiven Vorgaben zu den Sicherheitseinrichtungen, zur Formgebung und Steuerung sowie die Anforderungen an Wartung und Instandhaltung bilden zusammen mit anderen Fachregeln den Stand der Technik. Informationen hierzu finden sich in den BG-Informationen 5043, 861 und 669.

Brand- und Rauchschutz

Klaus Dieter Wathling (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin) erklärte, welche Auswirkungen einige Änderungen der Bauregelliste für Türen haben. Der Nachweis der Eigenschaften „dichtschließend und selbstschließend“ für Wohnungsabschlusstüren fällt nun unter die europäische Produktnorm EN 16034 und muss die „niedrigste“ Klasse C5Sa erfüllen. Dies bedeutet, dass die Rauchdurchlässigkeit bei Umgebungstemperatur begrenzt ist und die selbstschließende Eigenschaft über einen Dauerfunktionstest mit 200.000 Prüfzyklen nachgewiesen werden muss. Gemäß BauPVO werden Wohnungseingangstüren damit auch in das Bewertungssystem AVCP-System 1 eingestuft. Flurtüren müssen gemäß MBO nicht selbstschließend sein, sollen aber im geschlossenen Zustand den Rauchdurchtritt zum Flur für eine gewisse Zeit begrenzen. Hier wird noch diskutiert, dass die Anforderung an die Dichtheit über den Schallschutz gemäß EN 14351-2 erfolgt, bei der die Anforderungen nur mit vierseitig angeordneten Dichtungen erreicht werden können. Damit bleiben Flurtüren im Bewertungssystem AVCP-System 3, das nur die Ermittlung der dichtschließenden Eigenschaften durch eine Prüfstelle vorsieht. ⇥red ◊

Den Tagungsband zu den Tür- und Tortagen
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https://www.ift-rosenheim.de/produktkategorien

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