Interview

Udo Schneider von Dach Schneider

„Wir stellen einen Trend zu Metallpaneelen fest!“

Udo Schneider ist Geschäftsführer von Dach Schneider Weimar und verantwortlich für den Unternehmensbereich Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (VHF). Der Dachdeckerbetrieb wickelt jährlich etwa 20 Fassadenprojekte ab. metallbau sprach mit ihm über den Einsatz der Materialien und darüber, welche Rolle der Korrosionsschutz spielt.

metallbau: Wenn man sich Fotos Ihrer Projekte ansieht, fällt auf, dass die Fassaden häufig ein lineares Muster aufweisen …

Udo Schneider: Ja, es gibt welche mit Zackenprofil oder es laufen Vierkantrohre an der Fassade hoch. Wir nehmen häufig an öffentlichen Ausschreibungen teil und stellen derzeit einen Trend zu Metallfassaden fest. Die vertikalen oder horizontalen Linienmuster sieht man bei Schulen, Kindergärten oder anderen öffentlichen Bauten, wie zum Beispiel an der Feuerwehr in Wolfhagen.

metallbau: Sie machen aber rein VHF-Fassaden?

Schneider: Ja, wir montieren nur solche Fassaden. Wir sind grundsätzlich im Dachdeckerhandwerk zuhause und etwa die Hälfte des Betriebes beschäftigt sich mit Dach- und Abdichtungsarbeiten. Bei den VHF haben wir uns Mitte der 90er Jahre auf Fassaden mit großformatigen Platten spezialisiert.

metallbau: Aus welchem Material bestehen die VHF?

Schneider: Die Fassadenbekleidung kann aus Keramik bestehen, aus Faserzement oder es werden HPL- oder Schieferplatten angehängt bzw. Platten aus anderem Naturstein. Das ist etwa bei der Hälfte der Projekte der Fall. Die andere Hälfte sind Metallfassaden.

metallbau: Welche Metalle verwenden Sie hier?

Schneider: Zu 99 % arbeiten wir mit Aluminium.

metallbau: Da müssen Sie sich dann um den Korrosionsschutz weniger Gedanken machen …, richtig?

Schneider: Wir machen uns schon Gedanken um die Beschichtung von Oberflächen und deren Farben. Aber ja, das hat nur optische Bewandtnis, da bei Aluminium der Korrosionsschutz keine entscheidende Rolle spielt. Es gibt keine Kontaktkorrosion wie bei Zink oder Kupfer. Für unsere Anwendungsfälle, die wir an die Wand bringen, brauchen wir uns um den Korrosionsschutz nicht zu kümmern.

metallbau: Kommen wir auf die Unterkonstruktion zu sprechen...

Schneider: Es gibt drei Arten von Unterkonstruktionen. Erstens die Vollholzunterkonstruktion. Dabei wird die Bekleidung direkt auf das Holz aufgebracht. Zweitens, die Hybridkonstruktion: An der Wand ist die metallische Unterkonstruktion verankert, um den Abstand herzustellen, und außen ist Holz befestigt; die Verbindungsmittel Holz in Holz sind auch etwas günstiger. Dann drittens die volle Metallunterkonstruktion mit Edelstahl-Wandhaltern und entsprechender Verankerung am Betonuntergrund. Außen werden Aluminiumprofile angebracht. Diese bieten außerhalb der Dämmstoffebene den Befestigungsgrund für die Bekleidung.

metallbau: Wie sieht es mit den Verbindungselementen in puncto Korrosionsschutz aus?

Schneider: Bei den Unterkonstruktionen waren die Wandhalterungen früher meist aus Aluminium oder verzinktem Stahl, heute sind sie aus Edelstahl, der nicht rostet. Die werden schon so vom Hersteller geliefert. Niemand verschraubt noch etwas mit blankem Stahl.

metallbau: Sondern …

Schneider: Die Befestigung der Bekleidung ist entweder aus Aluminium oder aus Edelstahl. Wenn genietet wird, wird ein Aluminium-Niet mit Edelstahlkern eingesetzt. Edelstahlnieten sind relativ teuer. Wenn etwas geschraubt wird, verwendet man Edelstahl-Schrauben. Die Edelstahl-Klasse A4 ist hochwertiger und fester als A2.

metallbau: Die verwendet man dann, wenn man am Meer baut?

Schneider: Ja, zum Beispiel wenn in Seegebieten gebaut wird oder salzige Luft vorherrscht. Da muss man wegen der hohen Luftfeuchtigkeit speziell auf die Verankerungen und Verbindungsmittel achten. Das gilt zum Beispiel auch für die Legierungen, die für Befestigungen in Schwimmbädern im Innenbereich verwendet werden. Dann muss die Legierungsstufe höher sein; da gibt es aber dann Schrauben und Verankerungsmittel, die ein Prüfzeugnis haben.                       

metallbau: So eine Schraube ist dann auch „ewig“ haltbar und muss nicht irgendwann ersetzt werden?

Schneider: Schrauben aus Edelstahl sind verdeckt in der Konstruktion, da gibt es keine Wartungspflicht. Wenn sie außen an der Fassade angebracht sind, werden sie oft beschichtet, um sie ans Bekleidungsmaterial anzupassen.

metallbau: Auch wenn es nicht dem Korrosionsschutz dient, lassen Sie Ihr Aluminium dennoch beschichten. Erläutern Sie das etwas näher…?

Schneider: Das blanke Aluminium aus dem Walzwerk lassen wir entweder eloxieren oder farbig beschichten. Die Oxidschicht sieht nicht ganz so schick aus. Mit der Zeit gibt es schwarze Ränder oder ungleichmäßige Ablaufspuren, wo das Wasser runterläuft. Aber das betrifft nur die Optik, das ändert nichts an der Haltbarkeit. Die Normen regeln, was an der Fassade eingesetzt werden darf und was nicht und darauf reagieren die Hersteller mit ihren Produkten.

metallbau: Also lassen Sie eher beschichten?

Schneider: Wir kaufen in der Regel farbige Bleche und Profile ein und verarbeiten die weiter. Zum Beispiel von der Firma Laukien in Kiel. Für das Hallenbad Falkensee haben wir farbige Bleche beauftragt, die zu Individualtrapezblechen mit Individualkantung verarbeitet wurden.  Die werden dann schon vorkonfektioniert auf die Baustelle geliefert.

metallbau: Kam es mal vor, dass Sie Arbeiten vom Beschichter reklamieren mussten?

Schneider: Manchmal gibt es leichte Farbabweichungen; eventuell aufgrund maschineller Ursachen, weil die Temperatur nicht gestimmt hat. Qualitätsmängel, die auf menschliche Fehler zurückzuführen sind, kommen auch mal vor. Im schlimmsten Fall fällt es erst auf der Baustelle auf, dass die ganze Charge von der falschen Seite pulverbeschichtet wurde. Dann hat jemand beim Bestücken der Anlage geschlafen oder die Zeichnungen, die wir meist liefern, waren falsch. Im Normalfall meldet der Beschichterbetrieb das und lässt nachbeschichten.

www.dachschneider.de

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