VFF-Jahreskongress

Sanierungsleistungen im Fokus

Die betriebswirtschaftliche Lage der meisten VFF-Mitgliedsunternehmen ist derzeit gut, die Auftragsbücher sind gefüllt. Der Jahreskongress in Düsseldorf zählte rund 300 Teilnehmer. Das Interesse geweckt haben wohl Top-Referenten wie der ehemalige Fußball-Schiedsrichter Urs Meier, die Rheinschifffahrt mit der MS Loreley und selbstverständlich Neuigkeiten rund um den Fassadenbau.

An „der Kippe zur Rezession“, wie VFF-Geschäftsführer Frank Lange formulierte, möchte der Verband der Fenster- und Fassadenhersteller seinen Austausch mit den Politikern noch verstärken, um Gehör für die Förderrelevanz der Produkte des Fenster- und Fassadenbaus zu finden. Die Möglichkeiten dafür seien mit der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) sehr gut, meinte Lange. So findet der nächste Parlamentarische Abend der RTG am 18. Oktober im Deutsche Bank Quartier Zukunft in Berlin statt. Der Leiter der RTG-Repräsentanz Thomas Drinkuth wies hin, dass die fehlende staatliche Entlastung der KMUs von der Politik noch konkret nachgebessert werde. Weitere Maßnahmen, die sich nicht nur auf die Symptome der explodierten Energiepreise und Inflation beziehen, seien in Arbeit; als strukturelle Eingriffe in die Märkte müssten diese genau überlegt werden; die Umsetzung sei nicht kurzfristig zu erwarten.

Die Sanierung im Fokus

Entgegen der allgemein eher unsicheren Lage mit wenigen Möglichkeiten, Prognosen zu stellen, ist eine rückläufige Entwicklung im Neubau für 2023 durchaus zu erwarten. Mit einer neuen Online-Plattform, die ein Berechnungstool für staatliche Förderungen bietet, wird der VFF die Nachfrage nach Sanierungen im Bereich Gebäudehülle unterstützen. „Der Fördermittel-Assistent wird noch im September scharfgeschaltet“, so Lange. In einem zweiten Schritt wird der Verband in Kooperation mit einem Dienstleister seinen Mitgliedern anbieten, deren Kunden bei der Bürokratie rund um die Förderanträge behilflich zu sein.

Ob die Fördermaßnahmen für die Sanierungen von Fassaden einen neuen Markt auslösen oder eher Mitnahmeeffekte im Zuge von Modernisierungen anderer Bereiche darstellen, ist laut Drinkuth unklar. Mittelfristig werden weitere gesetzliche Verpflichtungen zur energieeffizienten Sanierung und eine Verschärfung des einzuhaltenden U-Wertes zusätzlich die Nachfrage im Segment Fassadenbau anschieben. „Diese erhöhten Anforderungen sozialverträglich umzusetzen, dafür seien Voraussetzungen und Konzepte vorhanden“, betonte er.

Serielle klimaneutrale Sanierung

Unter der Überschrift „Der digitale Weg zur Klimaneutralisierung“ berichtete Emanuel Heisenberg, Gründer von ecoworks, über Projekte, wie sich Wohnblöcke seriell klimaneutral sanieren lassen. „Da rollt ein Megatrend auf uns zu“, sagte der Start-up-Unternehmer. „In den nächsten fünf Jahren sollen ca. 3 Mio. Wohneinheiten seriell klimaneutral modernisiert werden.“ Der aktuell standardisierte digitale Prozess, der elementiertes Bauen in der Fabrik vorsieht, sei jedoch für alle anderen Wohneinheiten über die ersten 3 Mio. Einheiten hinaus nicht nutzbar. „Das heißt für die gesetzten 30 Mio. Wohneinheiten, die laut Regierung bis zum Jahr 2045 klimaneutral saniert sein sollen, bleibt nach aktuellem Wissensstand nur die konventionelle Sanierung. Für den Metallbau sieht Heisenberg erst auf dem Level einer stark digitalisierten konventionellen Sanierung Marktchancen. Dies habe einerseits mit dem Industrialisierungsgrad der Branche zu tun und andererseits mit den höheren Preisen des Rahmenmaterialias Aluminium.

 

Lebensweisheiten eines Schiris

Der ehemalige Fußball-Schiedsrichter Urs Maier hat viele dramatische Berufsentscheidungen unter dem Druck voller Sportstadien und tosender Fans in Lebensweisheiten umgewandelt, die von den Fenster- und Fassadenbauern mit Applaus bedacht wurden. Beispielsweise: „Kannst du in die Situation nicht einsehen, über die du entscheiden musst, dann richte dich nach deiner Intuition und nicht nach anerzogenen Programmen“ oder der Tipp an die Unternehmer, wertschätzend mit den Mitarbeitern umzugehen. Weil: „Ein Mitarbeiter brennt und rennt nur dann für das Geschäftsziel, wenn er an sich glaubt, und zwar in der ihm zugewiesenen Arbeitsposition. Bei diskriminierendem oder demütigendem Verhalten seitens der Chefs und/oder des Teams funktioniert das meist nicht.“

Personalführung in solchen Zeiten

Wie schwierig sich in „unberechenbaren Zeiten“ Personalführung gestaltet, dem Thema widmete sich Kerstin Plehwe. Sie sensibilisierte für Veränderungen, die mit dem enormen Zuwachs an digitalen Konferenzen einhergehen, mit dem dauerhaften Arbeiten vor dem Bildschirm und mit dem Kontaktverlust physischer Kollegen usw. Die Beraterin wollte den Horizont öffnen für den Nachwuchs – genannt Generation „GenZ“. Deren Merkmale sind stark individualisierte Persönlichkeiten, plurale Anforderungen und Ansichten der Mitarbeiter sowie komplexe arbeitsrechtliche Bedingungen. Ihre Glaubwürdigkeit brachte die Keynote-Speakerin in folgendem Satz auf den Punkt: „Die Personalführung los zu sein, war meine größte Freude, als ich jüngst eines meiner Unternehmen eingestellt habe.“ Als Rat für den Umgang mit divergierenden Werten der Belegschaft empfahl sie: „Seien Sie wertschätzend gegenüber den Werten des anderen; Sie brauchen diese, seine Werte ja nicht annehmen.“ Die schwierigen Zeiten fordern ein Business as (un-)usual mit einer enormen Flexibilität und einem dynamischen, vielfältigen Verhaltensrepertoire.

Ausblick

Beim Spendenaufruf „Der VFF hilft“ hat der Verband ca. 20.000 Euro für von der Flutkatastrophe im Sommer 2021 traumatisierte Kinder gesammelt. Der Scheck wird bis zum Ende des Jahres an das Traumazentrum in Gemünd übergeben.

Seit dem vergangenen Kongress 2021 konnte der VFF 15 Mitglieder gewinnen. Angesichts der unruhigen Zeiten und dem optimierten Verbandsangebote lassen sich Unternehmen offenbar gerne unterstützen. Zudem wird sich ab Oktober bei den RTG-Gesellschafterfirmen — bislang sind das Somfy, Warema und Velux — nun auch Veka beteiligen. „Eine aktive Suche nach weiteren Trägerunternehmen sei nicht geplant, einer Erweiterung dieser Runde stehe ebenso wenig im Weg“, sagte Lange.

Fördermittel-Assistent

Der Assistent zeigt, welche Programme auf Bundes- und Länder- ebenso wie auf kommunaler Ebene zur Verfügung stehen. Deutschlandweit gibt es rund 3.000 Förderprogramme, die für Investitionen in Fenster und Türen infrage kommen. Damit die Wege durch die Förder-Landschaft nicht zum Labyrinth werden, setzt der VFF mit seinem Förderassistenten auf eine übersichtliche, klar strukturierte Navigation. Der Bedarf der Verbraucher wird über auszuwählende Kacheln erfasst. Auch Mehrfachnennungen sind möglich, so dass nicht nur der individuelle Bedarf der Kunden, sondern auch die Situation vor Ort schon online erfasst werden kann. Beispielsweise lassen sich über Piktogramme Bedarfe wie Smart Home, Sonnenschutz oder Barrierefreiheit auswählen. In wenigen Schritten gelangt man so zur Auswahl der Förderprogramme, die Fenster und Türen im Fokus haben. Das Angebot richtet sich speziell an Endverbraucher und Bauherren, die modernisieren oder neu bauen wollen.

https://fenster-koennen-mehr.de/foerdermittel-assistent/

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