Interview

Hans Pertl, Unternehmer

„Servicetechnik schafft Synergien!“

Metallbaumeister Hans Pertl führt im bayerischen Nußdorf einen Betrieb mit sieben Mitarbeitern. Im Schwerpunkt fertigt er Treppen, Geländer, Stahlkonstruktionen, Balkone und Vordächer. Rund 20 Prozent vom Umsatz erwirtschaftet er inzwischen mit dem Segment Servicetechnik.

metallbau: Welche Leistungen bieten Ihre Servicetechniker?

Hans Pertl: In erster Linie geht es um die Wartung von Toren und von mechanischen sowie mechatronischen Türen, darunter auch Brandschutztüren. Bei Mängeln tauschen wir Komponenten aus und reparieren die Bauelemente. Zudem prüfen wir Brandmeldeanlagen und installieren Alarmanlagen an Häusern.

metallbau: Wie viele Servicetechniker beschäftigen Sie? Kümmern sich diese ausschließlich um Elemente, die Pertl Metallbau montiert hat?

Pertl: Von meinen sieben Mitarbeitern sind meist 1,5 mit den Aufträgen für die Servicetechnik beschäftigt. Häufig ist es so, dass wir auch die Elemente montiert haben. Wir bauen jedoch ausschließlich Systembrandschutztüren ein, Aufträge über Feuerschutztüren gefertigt aus Stahl- oder Aluminiumprofilen überlasse ich inklusive der Montage Subunternehmen. Die Wartungsverträge für diese Elemente übernehme ich dann schon.

metallbau: Welche Synergien ergeben sich durch die Servicetechnik für das Geschäft mit dem Metallbau?

Pertl: Die Synergien sind sehr gut – über die Servicetechnik für mechatronische Tore und Türen erhalten wir manche Nachfrage nach Sicherheitstechnik. Hin und wieder müssen nach Wartungen Sektionaltore ausgetauscht werden. Prinzipiell tendieren Gebäudebetreiber dazu, alles aus einer Hand zu wollen, sodass wir sehr häufig von Firmen, wo wir als Servicetechniker tätig sind, auf unsere Leistungen im Metallbau angesprochen werden. Unser Firmenauftritt für beide Geschäftsfelder ist dabei behilflich.

metallbau: Wie haben Sie das zusätzliche Geschäftsfeld entwickelt?

Pertl: Als Unternehmer hält man immer Ausschau nach neuen Geschäftsfeldern; das Thema Servicetechnik habe ich über das Franchiseunternehmen Visiometall in Hilzingen kennengelernt. Zunächst hatte ich mich dem Franchisenetzwerk angeschlossen; das war hilfreich, weil ich sehr viel über Servicetechnik gelernt habe. Irgendwann hat mich die Lizenzgebühr gestört. Im Grunde baut sich Servicetechnik auf Wartungsverträge auf und die sind ein Selbstläufer. Über das Programm In-Software hinterlegen wir die Wartungszyklen für die Bauelemente. Die Termine poppen dann, wie man das im Outlook gewohnt ist, rechtzeitig beim Servicetechniker auf. Es ist einfach angenehm, bis zu zwei Mitarbeiter mit Aufträgen beschäftigt zu wissen, die nicht akquiriert zu werden brauchen. Für den Metallbau hingegen war ich immer wieder auf Messen unterwegs, um Kunden zu akquirieren. Die Kunden im Metallbau sind meist Einmaltäter.

metallbau: Welche Anforderungen über den Metallbau hinaus stellt das Geschäftsfeld Servicetechnik?

Pertl: Ich habe so ca. 4.000 Euro investiert. Wir nutzen ein normales Firmenfahrzeug, kein Servicefahrzeug. Für die speziellen Werkzeuge wie Schließkraftmesser haben wir einen extra Schrank, dort bedient sich der Servicetechniker vor der Fahrt zum Kunden. Hätte ich noch Automatiktüren ins Leistungsportfolio genommen, dann hätte ich einige Tools und Werkzeuge von den Zulieferern einsetzen müssen, die sich mit höheren Investitionen und einem bestimmten Soll-Umsatz verbunden hätten. Das ist nicht mein Interesse.

metallbau: Und was ist mit den speziellen Weiterbildungen?

Pertl: Zwei Mitarbeiter haben Weiterbildungen, damit sie die Brandschutztüren warten können, und die Prüfungen zum Sachkundigen für kraftbetätigte Fenster, Türen und Tore. Weil Servicetechnik viel mit Mechatronik zu tun hat, haben die beiden Servicetechniker auch die Qualifikation Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten. Im Vergleich zum Metallbauer wird der Stundenlohn zehn Euro höher kalkuliert. Seit der Corona-Zeit werden die Schulungen über Webinare aufgefrischt, was uns sehr entgegenkommt. So entfallen Reise- und Hotelkosten und auch der Arbeitsausfall reduziert sich. Meist sind die Online-Angebote kostenlos.

metallbau: Servicetechnik fordert einen anderen Kundenkontakt, haben Sie Ihre Mitarbeiter dafür schulen lassen?

Pertl: Ich habe unterschiedliche Typen von Mitarbeitern. Wer weniger mit Menschen zu tun haben aber technisch anspruchsvoll arbeiten möchte, wird in der Werkstatt oder auf der Baustelle eingesetzt. Andere, die Freude am Umgang mit Kunden haben, übernehmen die Aufträge im Geschäftsfeld Servicetechnik gerne. Ja, es ist mehr Kommunikation mit dem Kunden nötig. Bei uns arbeitet jedoch auch jeder Servicetechniker für den Metallbau. Und egal in welchem Geschäftsfeld — ein freundlicher Umgangston ist Betriebskultur und Ehrlichkeit gegenüber dem Chef und dem Kunden sichert nachhaltigen Erfolg.

metallbau: Betreffen Sie Auswirkungen der Corona-Krise z.B. in Form von Lieferschwierigkeiten oder Preiserhöhungen von Materialien?

Pertl: Ja, natürlich haben wir mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, aber es gibt inzwischen dafür eine größere Toleranz bei den Kunden. Der Druck auf Zeitpläne ist mit der Corona-Krise in den Hintergrund gerückt. Die Preissteigerungen aktuell sind enorm: Für manche Stahlprofile liegen sie zwischen 30 und 40 Prozent, selbst der Preis für Lacke wurde um ca. acht Prozent erhöht. Sollten die Preise Anfang nächsten Jahres wieder sinken, dann sicher nicht auf den alten Stand vor Corona-Zeiten. Vielen Leuten machen die höheren Preise nichts aus, sie haben derart viel Geld, dass es ihnen egal ist, ob sie für ein Haus 700.000 Euro zahlen oder 900.000 Euro.

metallbau: Herr Pertl, könnten Sie noch zu den Stichworten Nachhaltigkeit und Digitalisierung etwas sagen?

Pertl: Metall ist an sich ein nachhaltiges Material und wird inzwischen auch von immer mehr Kunden so wahrgenommen. Am Anfang meiner Unternehmerzeit wurden Balkongeländer vor allem aus Holz gewünscht, heute setze ich die Hälfte der Balkongeländer aus Metall um.

Was die Digitalisierung betrifft, versuchen wir Schritt zu halten. Wenn alle eingearbeitet sind, dann sind die digitalisierten Prozesse ein Gewinn für Qualität und Arbeitszeit. Aktuell nutzen wir Hicad 3D-Zeichenprogramme, haben eine digitale Zeiterfassung, 3D-Aufmaßgeräte und eine WhatsApp-Firmengruppe.

metallbau: Wie viel Zeit würden Sie denn ansetzen, bis ein Technischer Zeichner, der am klassischen Zeichentisch Konstruktionen umgesetzt hat, mit einem 3D-Zeichenprogramm gewinnbringend für den Betrieb arbeiten kann?

Pertl: Wenn ich an mich selbst denke, dann hat das etwa eineinhalb Jahre Übung und viele Wochenenden gebraucht.

metallbau: Wie stehen Sie nach mehr als 30 Jahren zum Unternehmerdasein in der Metallbaubranche?

Pertl: Grundsätzlich sind die Aussichten für Selbständige im Metallbau hier in Bayern gut. Allerdings würde ich es mit dem Wissen von heute nicht mehr machen; statt in einen Metallbaubetrieb zu investieren und sich Ärger mit peniblen Kunden und schwierigen Mitarbeitern aufzuhalsen würde ich mehr auf die Immobilienbranche setzen. Wenn ich Geld in den Wohnbau stecke, brauche ich kein Glück, um Fachkräfte zu finden. Vor allen Dingen Fachkräfte, die integere Mitarbeiter sind. Geht es heute nach den Eltern, sollen aus ihren Kindern lieber Zahnärzte werden anstatt Handwerker. Sie übersehen, dass mancher im Handwerk mehr verdient als ein Mediziner und tatsächlich Freude an seiner Arbeit hat.

www.pertl-metallbau.de

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