Marktpotenzial Glastrennwände

Von der Planung bis zur Wartung

Glas gilt als der Werkstoff für Transparenz, Licht und Weite. Glastrennwände werden immer häufiger nachgefragt: zum Beispiel im privaten Wohnungsbau, vor allem aber in Büros, im Hotel- oder im Ladenbau – und hier besonders in Einkaufszentren und Bankfilialen. Für das Arbeiten mit Glas ist stets höchste Präzision notwendig.

Marcus Nöchel hat sich mit seinem Betrieb auf Schaufensteranlagen für den Ladenbau als Komplettanbieter spezialisiert. Neben Fertigung, Montage und Wartung gehört auch die Planung ins Portfolio des Ingenieurs. Nöchel führt den Familienbetrieb bereits in der 4. Generation. Ende der 1980er-Jahre haben die Nöchels mit Automatik und Glasschiebeelementen begonnen. „Dass wir aus der Glaserei kommen, hilft uns bei der Realisierung sehr“, sagt Nöchel. Sein 35 Mann starker Metallbaubetrieb hat seinen Sitz in Niestetal bei Kassel, seine Aufträge erledigt er in der ganzen Republik und über die Landesgrenzen hinaus.

Die meisten seiner Kunden sind Einzelhändler oder Ketten. „Wir werden meistens beauftragt, wenn es darum geht, Abtrennungen zwischen Ladengeschäften und Malls in Einkaufszentren zu realisieren. Oft gibt es auch Aufträge von Bankfilialen, die nach Feierabend die SB-Zone vom Kundenservice-Bereich trennen wollen,“ berichtet Nöchel. Etwa 70 Prozent der Aufträge laufen über Generalunternehmer, die später ein schlüsselfertiges Objekt übergeben. Die restlichen 30 Prozent machen Direktaufträge aus. „Das kann zum Beispiel ein Friseurgeschäft sein, das in einem Einkaufszentrum einzieht. Solche Kunden kommen häufig auf Empfehlung der Betreiber des Zentrums zu uns“, erklärt Nöchel.

Präzises Arbeiten

Anders als Metall kann Glas nicht vor Ort angepasst werden. Deshalb müssen Planung, Fertigung und Einbau mit größter Sorgfalt durchgeführt werden. Robert Kolleth ist beim Hersteller Sprinz technischer Leiter. Er bringt es auf einen Punkt: „Alles muss sitzen! Schäden können nicht nachträglich korrigiert werden. Im schlechtesten Fall müssen Glaselemente im Werk neu gefertigt werden. Das kann die Fertigstellung verzögern und infolgedessen zu hohen Kosten führen.“ Hinzu kommen die hohen Anforderungen an Transport und Lagerung, dass nichts zu Bruch geht. Weiter ist stets auf eine saubere Umgebung zu achten – sowohl beim Einbau als auch bei einer potenziellen Zwischenlagerung.

Noch größere Herausforderungen stellt die Planung: Bei horizontalen Schiebe-Elementen ist es wichtig, schon sehr früh in der Planung die Parkposition der einzelnen Elemente festzulegen. Wenn die parkenden Elemente darüber hinaus noch verkleidet werden müssen, wie es manche Auftraggeber wünschen, dann benötigen alle Bauteile genügend Platz, ohne dass der Nutzer Fläche für Regale oder Ähnliches verliert. Eine weitere Hürde stellen Gefälle dar – auch kleine mit 1–2 Prozent. Denn diese erlauben noch weniger Toleranzen als der Normalfall ohne Gefälle. Nöchel erklärt: „Ein waagerechter Untergrund erlaubt in der Regel nur plus/minus fünf Millimeter Puffer. Hat man es mit einem Gefälle zu tun, muss die Parkstellung unbedingt am tiefsten Punkt geplant werden, sonst greift die Verriegelung ins Leere.“

Erforderliche Fachkenntnisse

Mobile Glastrennwände erfordern Kenntnisse aus dem Glas- sowie aus dem Metall- und Stahlbau, besonders im Hinblick auf die Unterkonstruktion. Nöchel trichtert speziell neuen Mitarbeitern ein: „Wenn wir es mit Glas zu tun haben, bedeutet waagerecht auch waagerecht!“ Statisch notwendige Unterkonstruktionen der Laufschienen müssen entsprechend ausgelegt und montiert werden. „Wir nutzen die verschiedensten Möglichkeiten vom Handaufmaß über 3D-Laseraufmaße, CAD-Planung, Montagehilfen und eigenentwickelte Unterkonstruktionen“, sagt Nöchel. Auch die Hersteller unterstützen Metallbaubetriebe mit Schulungen. dormakaba beispielsweise bietet Produkt- und Montageschulungen an. „Wir vermitteln sowohl theoretische als auch praxisnahe Inhalte. Letztgenannte in Form von Montageübungen“, sagt Rüdiger Monden, Produktmanager bei dormakaba. Bei Beratung und Planung ist es wichtig, die Unterschiede der Systeme auf dem Markt bezüglich Komplexität und Flexibilität zu kennen. Was jedoch die reine Montage angeht, sind sie relativ ähnlich, sodass erfahrene Verarbeiter nicht zwingend auf jedes System geschult werden müssen.

Praxis-Grenzerfahrungen

Trotz aller Erfahrung kann auch ein Marcus Nöchel an Grenzen geraten: „Unlängst hatten wir einen Fall mit einer Glasschiebe-Anlage, da haben wir unsere Planung fünf Mal geändert.“ So etwas ist zwar die Ausnahme, aber hier kamen einige Aspekte zusammen. Nachdem die Parkposition der Schiebeelemente festgelegt war, musste der Weg um eine Betonstütze herum gelegt werden. Erst später wurde klar, dass auf dieser Strecke Warensicherungsantennen vorhergesehen waren, die den geplanten Fahrweg kreuzten. Im selben Projekt hatte man sich außerdem für eine Deckenaufhängung der Elemente entschieden, stellte aber später fest, dass der Platz dafür nicht genügte. Lüftungsanlage und Sprenkler hatten hier Priorität. Oft sind es auch andere Gewerke wie Bodenleger, die nicht darauf achten, dass Glas-Elemente nachträglich nicht mehr verändert werden können. So ist es Nöchel nicht nur einmal passiert, dass nach der Fliesenverlegung seine Glaselemente klemmten. Für Bauherren kann so eine Situation hohe Kosten verursachen.

Absprachen

„Da Glas immer mit einer anderen Komponente gelagert, geklemmt, geklebt, gehalten werden muss, hat man es bei Glas-trennwänden immer mit Systemen zu tun“, sagt Robert Kolleth vom Hersteller Sprinz. „Ich persönlich achte bei der Wahl des Systems auf eine möglichst hohe Flexibilität“, sagt Metallbauer Nöchel. Die Kooperation zwischen ausführendem Betrieb und Hersteller beginnt idealerweise weit vor der Fertigung. Und zwar unabhängig davon, ob es sich um ein Großprojekt oder eine Einzelanlage in einem kleinen Laden handelt. Rüdiger Monden schildert die Wege von dormakaba in ein Projekt: „Wenn zum Beispiel eine konkrete Anfrage vom Metallbauer kommt, gehen wir auf die angefragten Details für das entsprechende Einzelprojekt ein und erstellen ein Angebot. Falls hier Verbesserungsbedarf oder Verbesserungsmöglichkeiten erkennbar sind, erfolgt eine entsprechende Beratung mit zeichnerischer Unterstützung.“ Nach Klärung aller Auftragsdetails werden detaillierte Freigabezeichnungen vom Hersteller angefertigt. Die Fertigung sowie die Abstimmung der Liefertermine richten sich nach dem Baufortschritt. Monden fährt fort: „Die so abgestimmte Logistik schließt mehrere Möglichkeiten mit ein: eine Gesamt- oder Teillieferung, entweder zum Kunden oder direkt zur Baustelle.“

Das Marktpotenzial

Auf dem Markt der Glastrennwände hat sich Marcus Nöchel etabliert. Seine zahlreichen Referenzen sprechen für ihn und seine Kunden empfehlen ihn weiter. „Referenzen überzeugen Kunden immer“, meint auch Robert Kolleth. „Glas intelligent einzusetzen, macht die Qualität in der Beratung, Projektplanung und Realisation aus.“ Insoweit darf Nöchel weiterhin davon ausgehen, zwischen drei bis fünf Prozent Marge auch im kommenden Geschäftsjahr zu erreichen. „Der Ladenbau“, so beurteilt Nöchel die Marktsituation, „hat nach zwei Jahren Stagnation wieder Fahrt aufgenommen. Hier ist mir aufgefallen, dass neben den Glasschiebewänden immer mehr Rolltore nachgefragt werden; vor allem Plexiglastore.“ Nöchel führt diese Entwicklung auf die verbesserten optischen Qualitäten dieser Lösungen zurück. Emotional hält er aber weiterhin an seinen Schiebeelementen fest. „Da ist mein Eigenfertigungsanteil noch höher. Das macht einfach mehr Spaß als nur einkaufen und montieren.“

www.sprinz.eu

www.glas-innovationen.com

Info & Kontakte

Nöchel GmbH
Glas + Metallbau
Am Wackelstein 8
34266 Niestetal
Tel. +49 561 952 91 0 www.noechel.de

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