Markttendenzen im Balkonbau

Konstruktionen solide verarbeitet

Balkone spiegeln allgemeine Architekturtrends wider, zeigen jedoch auch regionale Baukultur. Um Ihnen einen aktuellen Einblick in die Branche zu geben, haben wir uns bei Betrieben in Deutschland, Österreich und der Schweiz umgehört.

Duralin Leichtmetall hat seinen Hauptsitz in Garching bei München, führt aber seit Anfang der 90er-Jahre eigenständige Unternehmen in Dornheim bei Erfurt und in Stollberg bei Chemnitz. Dadurch kennt Prokurist Richard Herzog die regionalen Unterschiede im Balkonbau sehr gut: „Im Raum München werden viele Glasgeländer verbaut, im Osten wird eher mit Fassadenplatte gearbeitet; der Sanierungsbedarf ist dort sehr hoch.“

Realisiert werden generell Projekte der Größenordnung von 5 bis 300 Wohneinheiten, Auftraggeber sind Bauträger, Wohnungsbaugesellschaften bis hin zum Privatkunden. Zum Einsatz kommen sowohl Vorstellbalkone als auch an der Wand angehängte Balkone mit Podestgrößen von bis zu 6.000 x 2.000 mm. Der Balkonrahmen des Systems verfügt über eine integrierte Entwässerungsrinne. Diese ist auf Gehrung geschnitten und wasserdicht verschweißt. Herzog: „Wir sind kein Systemhersteller. Bei uns gibt es Konstruktionen aus Aluminium in guter handwerklicher Verarbeitung.“

Die weitere Ausführung der Balkone wählt der Kunde individuell unter Berücksichtigung von statischen Möglichkeiten. Als Geländerfüllungen stehen Stabgeländer bis Ganzglasfüllungen mit Kantenschutz zur Auswahl. Letzterer werde, so Herzog, meist in Edelstahl gewählt. An mittelgroßen Wohnbauprojekten in und um München hat Duralin in den vergangenen Jahren folgende Balkongeländer-Typen verbaut: Balkongeländer mit Stäbchenfüllung und mit querlaufenden Profilen und Edelstahlhandlauf, mit Stäbchen aus Rechteckrohren oder in wechselnder Verstärkung, Füllungen aus Streckmetall, Trespa oder Aluminium-Lochblechverkleidung in Sonder- oder Wildlochung sowie siebgedrucktes Mattglas oder Glas mit verschiedenen Farbfolien. Eine Sonderkonstruktion war beispielsweise ein Balkongeländer mit frontseitig umlaufender Mattglasfüllung in Alurahmen und seitlichem Stäbchengeländer. Dieses hatte man an die Dachschräge angepasst und mit einem Edelstahlhandlauf ausgestattet.

HK Balkonbau in Duisburg

Hermann Kreyenberg aus Duisburg hat 1983 angefangen, Balkonsysteme auf Stahlbasis zu entwickeln. Seit 2000 ist seine Firma HK Balkonbau auf Aluminiumbalkone spezialisiert. Der Geschäftsführer erklärt: „Wir beliefern Kunden im Umkreis von ca. 80 bis 90 Kilometern rund um Duisburg. Die Aluminiumbalkone werden auf eigenen CNC-Maschinen komplett gefertigt und von uns montiert. Falls gewünscht, liefern wir auch Balkone mit einer Stahlbetonplattform, welche von externen Betonfertigteilwerken bezogen werden.“ Der Auftragsanteil der Alubalkonsysteme liege, so Kreyenberg, zwischen 60 und 80 Prozent. „Das schwankt von Jahr zu Jahr. 2019 liegt er bei rund 80 Prozent. Wir generieren einen Umsatz von insgesamt ca. 8 bis 9 Mio. Euro.“

Das Aluminiumbalkon-System wird von HK Balkonbau geboten bis zu der Größe 10,00 x 3,00 m. Es eignet sich als eigenständiges Bauteil für den Alt- und Neubau und kann auf vier bzw. zwei Quadratrohrstützen/Rundrohr und Alu-Design-Profile gestellt werden. Alternativ wird es mittels Zugstabsystem bzw. Kontergewichten gehängt.

Kaupp Balkone in Blaubeuren

Im Oberschwäbischen wird der Holzbau großgeschrieben. Alu-Balkongeländer mit einer Holz-Optik-Pulverbeschichtung, wie sie Kaupp Balkone aus Blaubeuren fertigt, ist dafür eine Alternative – „damit man den Landhausstil bedienen kann“, so Peter Fax, verantwortlich für den Vertrieb Schwaben/Oberbayern. „Der Alubalkon in Holzoptik ist zwar kein großer Trend, aber etwas, was beim Verbraucher noch relativ unbekannt ist.“ Eine spezifische Lösung stellt in diesem Rahmen die eigens entwickelte, wasserdichte Balkon- und Terrassendielen-Konstruktion aus Aluminium dar. Hierfür wurde der Betrieb 2014 mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet. Was die Systeme der Firma noch kennzeichne, so die Frage an den Vertriebsvertreter. Fax: „Unsere Konstruktionen haben einen sehr stabilen Handlauf mit integriertem Mittelsteg, eine Betonblende ohne sichtbare Nieten und Schraubenköpfe für einen sauberen Wasserablauf.“

Vertreten ist die Firma, die sich vor allem an Privatkunden richtet, im südlichen Teil Deutschlands und in drei Ländern Österreichs. Die meisten Aufträge zähle man im Bereich Renovierung. Beim Neubau werde oft der „moderne Stil“ gefragt, sprich: Verzierungen oder Dekore seien out, vorherrschend die DB-Farben Anthrazit und Grau. Außerdem tendiere der Kunde zunehmend zu Querprofilen als Geländerfüllungen. Einen wachsenden Markt sieht Fax im nachträglichen Anbau bzw. im Vergrößern von Balkonen.

Brenter in Oberndorf (A)

Brenter Balkone hat seine Wurzeln seit 1923 in Oberndorf bei Salzburg. Im Portfolio des Familienbetriebs stehen maßgefertigte Systeme aus Aluminium, Holz, Stahl und Glas, kooperiert wird mit heimischen Zulieferbetrieben. Vom Aufmaß über die Planung, Fertigung und Montage bietet das Unternehmen „alles aus einer Hand“. Die Balkone werden 3D bis ins Detail durchgeplant und dem Kunden vor Fertigungsbeginn zur Verfügung gestellt. Das Segment Sanierung sieht der Geschäftsführer Bernd Brenter als jenen Markt mit den größten Wachstumsraten. Der Alubalkon habe mittlerweile alle anderen Balkonmaterialien (Stahl, Edelstahl, Glas, Kunststoff und Holz) überholt und trage nach seiner Einschätzung einen Marktanteil von rund 75 Prozent. „Glasbalkone erleben“, so Brenter, „eine Renaissance, kommen aber in ganz neuem Gesicht mit Design-Glaselementen und cleverem Materialmix. Bei Geländerfüllungen erlebt Holz gerade ein neues, wenn auch sehr exklusives ‚Comeback‘, zum Beispiel gehackt gedämpft, sägerau oder Lärche Natur.“

Einen weiteren Trend kann der Salzburger Balkonbauer in der von Architekten gern gesehenen „Ehrlichkeit“ der Materialien beobachten, sprich echtes Holz sowie Aluminium eloxiert. Waren bisher Alugeländer mit Holzdekor der Wunsch vieler Kunden, rückten nunmehr „coole“ Farben mit Feinstruktur in den Fokus. Das Neueste am Markt, sagt Brenter, seien Alubalkongeländer in genannten Farben mit integrierter Solaranlage. Im Alubalkonbau werden spezielle, inhouse entwickelte Profile eingesetzt, die mit Wassertropfkanten und integriertem Kabelkanal ausgestattet sind, eine hagelresistente Materialstärke und ein nicht alltägliches Design haben.

Metall Auer in Wernstein (A)

Metall-Auer zählt mit rund 12.500 Quadratmetern Produktionsfläche zu den führenden Metallbaubetrieben in Oberösterreich. Er fertigt im Metall-  und Stahlbau, der Fertigungstechnik, Zerspanungstechnik und Pulverbeschichtung. Beschäftigt sind rund 160 Mitarbeiter: 27 Lehrlinge befinden sich derzeit in Ausbildung zum Metalltechniker. Der Auftragsschwerpunkt liegt beim Metallbauer aus Wernstein mit rund 80 Prozent ganz deutlich im Neubau.

Geschäftsführer Erich Auer erläutert den Geschäftsbereich Balkonbau: „Wir arbeiten viel im sozialen Wohnungsbau. Bei uns in Österreich ist aufgrund der Fördermaßnahmen auch die Loggia-Ausbildung ein ganz wesentlicher Punkt. Denn dadurch lässt sich der zusätzliche Raum bei jeder Witterung nutzen. Ganz wichtig ist heute, dass die Geländerfüllungen so transparent wie möglich, also aus Glas, gestaltet sind.“ Gestalterisch seien in der Glasoptik keine Grenzen gesetzt; das variiere je nach Kundenwunsch.

Erfolgreich sei die Firma, so Auer, im Bereich Balkone besonders mit einem Anbau-System aus Stahlprofilrahmen und eingelegten Stahlbetonsegmenten mit integrierter Entwässerung. Der Balkon lässt sich ohne Beschädigung der Fassade an eine bestehende Hauswand hängen und eignet sich entsprechend für die Nachrüstung. „Vom Preis her ist das System nicht günstiger als betonierte Balkonplatten. Was es aber attraktiv macht, ist die Zeit- und Kostenersparnis im Bauablauf. Vor dem Anbringen des Vollwärmeschutzes müssen wir lediglich die Konsolen montieren. Erst ganz zum Schluss, wenn das Gebäude komplett fertiggestellt ist, wird der eigentliche Stahlrahmen angehängt.“

Anytech Balkonbau in Huttwil (CH)

In der Schweiz gestaltet sich die Markt-Recherche etwas schwieriger, von zahlreichen angefragten Firmen ist nur Anytech Bal konbau in Huttwil im Kanton Bern zum Pressegespräch bereit. „Bei uns in der Schweiz boomt der Sanierungsmarkt. Wir haben in den letzten Jahren ein Riesenpotenzial entdeckt, weil sehr viele Altbauten kleinere Betonbalkone besitzen, die aber nun nach und nach durch Metallkonstruktionen ersetzt werden“, meint Anja Russo, Geschäftsführerin von Anytech.
Das 1995 gegründete Unternehmen hat sich im Balkonbau auf ein Stahlsystem spezialisiert, das genau diesen Sanierungsmarkt bedient. Russo: „Das Spezielle daran ist, dass wir alles bei uns in der Werkstatt zusammenbauen und so an einem Tag bis zu 24 Balkone am Haus montieren können.“ Das Verona-Balkonsystem besteht aus einem Stahlrahmen mit einem weißen Aluminiumblech im Rahmeninneren – von unten sieht man daher nur eine weiße, glänzende Fläche. Darauf liegen Aluminiumbodenprofile mit einer Trittschalldichtung auf. Zu guter Letzt werden als Bodenabschluss Keramikplatten, diese individuell konfigurierbar, aufgesetzt. Um eine gute Entwässerung zu gewährleisten, haben die Platten offene Fugen. Das anfallende Regenwasser fließt direkt in die im Balkonrahmen integrierte, umlaufende Rinne.

Photovoltaikgeländer im Kommen

Bei den Geländern werden momentan vor allem Staketen- und Glasgeländer nachgefragt. Auf die Photovoltaikgeländer in ihrem Portfolio angesprochen, bekräftigt die Geschäftsführerin jedoch die Annahme, dass hier ein Trend im Kommen ist. Man habe sogar eine eigene, auf den Solarbau spezialisierte Firma gegründet. Gefragt werde eine solche Technologie bisher vor allem von privaten, für Innovationen aufgeschlossenen Bauherren. Dass Photovoltaikgeländer ein Zukunftsmarkt sind, davon ist die Geschäftsführerin überzeugt – „schließlich bedeutet die erzeugte Energie einen klaren Mehrwert. Wir merken auch, dass Photovoltaikgeländer immer häufiger gewünscht werden, seitdem man die Elemente farbig  gestalterisch an die Fassade anpassen kann.“

Balkonbodenplatten in allen Materialien

Reichmuth & Ruegg aus Laupen am östlichen Zürichsee wirbt auf seiner Website u.a. mit individuell gefertigten Leichtbaubalkonen, also Stahl-Balkonsystemen aus einer feuerverzinkten Rahmenkonstruktion aus Stahlprofilen mit integrierter Entwässerung. Die Balkonbodenplatten stellt der Betrieb aus verschiedenen Materialien wie Aluminium, Glas, Chromnickelstahl (CNS), armierten Steinplatten, Holzdielen oder speziellen Verbundplatten her. Diese Anbaubalkone eignen sich für den Neubau wie für die Nachrüstung; sie werden von zwei oder vier Stützen getragen und wandseitig durch örtliche Konsolen mit der Gebäudehülle verbunden. Auf seiner Webseite finden sich zahlreiche Referenzen: Die meisten zeigen eine Glas-Geländerfüllung, wahlweise als Segmente, vereinzelt umlaufend in transparent oder matt. Selbst Glasböden sind als Referenz zu sehen.

Eine Internetreferenz des Unternehmens Joos Metallbau in Meerenschwand südwestlich von Zürich zeigt eine Wohneinheit mit vorgesetzten Balkonen mit seitlichem Sichtschutz aus orange-farbenen Laserplatten. Stahlstützen tragen die vorgefertigten Betonbodenplatten. An diese wurde schließlich die Brüstungs- und Sichtschutzverkleidung montiert. Ein weiteres Referenzobjekt zeigt eine vorgesetzte Konstruktion mit Holzbodenbeplankung. Diese Ausführung zeichne sich, so ist nachzulesen, durch einen hohen Vorfertigungsgrad und sehr kurze Montagezeiten aus. Bei einer kürzlich fertiggestellten Wohnbausanierung wurden vorfabrizierte Bodenplatten auf Stahlstützen abgestellt. Zum Einsatz kam hier ein Staketengeländer.

Balkonbelag 4.0 vom Metallbauer

Dank innovativem Paneelsystem bietet Hundt Metallbau Oberflächentechnik in Untersiemau einen freitragenden, wasserdichten und robusten Balkon- und Terrassen-Boden. Das abriebfeste Material Topero-BalkonEEL ist nach den Informationen des Entwicklers abriebfest, langlebig und montagefreundlich. Die Platten können in zwei möglichen Breiten 154 und 330 Millimeter sowie als ganze Platten bestellt werden. Die aus Aluminium hergestellten Paneele und Platten werden durch eine Nut- und Federbindung miteinander verbunden, und mit der tragenden Unterkonstruktion wahlweise aus Holz, Aluminium oder Stahl verklebt oder verschraubt. Zur Bearbeitung einzelner Systemelemente reichen meist die herkömmlichen Werkzeuge zur Holzverarbeitung aus.  Auch die Pflege des Topero-Paneelsystems gestaltet sich komfortabel: Mit warmem Wasser und handelsüblichen Reinigungsmitteln lässt sich Schmutz vom Boden problemlos entfernen.

www.topero.eu

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