Interview

Markus Beck, Geschäftsführer

„Einen Terminal für jeden Arbeitsplatz“

Hewe Glas- und Metallbau aus Lahr zählt mit über 180 Mitarbeitern an zwei Standorten und einer Produktionsfläche von rund 7.500 Quadratmetern zu einem bedeutenden Anbieter für die Bereiche Metallbau, Leichtmetallbau, Fenster, ­Türen, Fassaden und Brandschutz. Wir haben Geschäftsführer Markus Beck
zu den Vorteilen papierloser Fertigungssysteme befragt.

metallbau: Welche Vorteile bietet die papierlose Fertigung für Ihr Unternehmen und wie hat sie sich bewährt?

Markus Beck: „Ein großer Vorteil liegt in der Bereitstellung aller relevanten Daten an jedem Arbeitsplatz im Unternehmen – und das in einem einzigen originalen und für alle verbindlichen Datensatz, ohne handschriftlich ergänzte Mehrfachausführungen. So werden Doppelarbeit und vor allem der Verlust wichtiger Informationen aus vielen Arbeitsbereichen vermieden. Jeder Mitarbeiter und jede Abteilung arbeitet auf gleicher Grundlage und mit dem gleichen Datensatz. Die Transparenz der Informationen und Prozesse spart Zeit- und Kosten in allen Entscheidungs- und Fertigungsabläufen.“

metallbau: Wie hat die Integration in vorhandene ERP- und PPS-Systeme geklappt und wer half Ihnen dabei?

Beck: „ERP- und PPS-Programme verfügen inzwischen über offene Schnittstellen. Das vereinfacht das Zusammenführen von Daten aus verschiedenen Programmen und Abteilungen – von der Buchhaltung über die Planung und Lagerhaltung, bis zur Fertigungs- und Maschinensteuerung. Wir haben uns für die MMC-Software von Zink entschieden, die einen Großteil betrieblicher Abläufe bereits abbildet. Die Verknüpfung mit unserer Planungs- und Stücklistensoftware konnten wir problemlos umsetzen und exakt auf unsere Bedürfnisse zuschneiden.“

metallbau: Braucht jeder Mitarbeiter ein eigenes Display für die Dokumen­tanzeige und werden die Mitarbeiter dabei nicht von ihrer Arbeit abgelenkt?

Beck: „„An einem Terminal könnten grundsätzlich gleichzeitig mehrere Mitarbeiter angemeldet sein. Das würde zum Einstieg die Investitionskosten reduzieren. Allerdings sollte auf Dauer jeder Mitarbeiter an jedem Arbeitsplatz ein eigenes Terminal zur Verfügung haben, um die für ihn wichtigen Daten aufrufen und ständig einsehen zu können. Eine Ablenkung ist nicht möglich, da ausschließlich die zugewiesenen Dokumente und Aufgaben angezeigt werden und keine anderen Programme gestartet werden können.“

metallbau: Wo sehen Sie noch Optimierungspotenziale und worauf sollte man bei der Einführung papierloser Systeme achten?

Beck: „Das größte Optimierungspotential liegt unserer Meinung nach beim Nutzer. Die Umstellung auf eine rein digitale Arbeitsweise erfordert anfangs Disziplin und Geduld. Arbeitsweisen müssen teilweise komplett umgestellt werden, digitale Abläufe und Regeln zur Datenhaltung streng eingehalten werden. Älteren Generationen oder nicht EDV-affinen Nutzern fällt die Umstellung oft schwerer. Der Nutzen ist anfangs nicht sofort erkennbar und die Rückkehr zu alten Gewohnheiten erscheint gerade im hektischen Arbeitsalltag einfacher. Wichtig sind deshalb ständige Schulungen und Überprüfungen der Abläufe, um den Nutzern die nötige Routine und Sicherheit zu geben. Allerdings zeigt sich schnell auch Begeisterung: ich bin sicher, dass eine Rückkehr zur analogen Arbeitsweise für keinen unserer Mitarbeiter mehr denkbar wäre.“

Tools für Metallbau 4.0   

Vorteile im Überblick

1) Schellere Einplanung neuer und einfachere Änderung laufender Aufträge durch eine flexiblere Fertigungsorganisation

2) Steigerung der Produktivität und Senkung von Fehlerquoten durch einen verbesserten Informationsfluss

3) Mitarbeiter erhalten nur die Informationen, die zum aktuellen Zeitpunkt an ihrem Arbeitsplatz auch tatsächlich gebraucht werden

4) Dank kontinuierlicher Auftragsverfolgung sind Projektverantwortliche stets auf dem aktuellen Fertigungsstand

5) Standortinformationen der Lagerortverwaltung erübrigen die zeitraubende Suche nach Materialien für den aktuellen Auftrag

6) Sind auch die Kapazitätsplanung, Zeit- und Materialwirtschaft angebunden, entstehen weitere Rationalisierungseffekte

7) Kostenreduzierung durch geringeren Papier- und Tonerverbrauch sowie den Wegfall von Druckzeiten

Voraussetzungen im Überblick

Trotz der vielen Vorteile, sind viele Betriebe noch weit von einer digitalen Produktion entfernt, da die Voraussetzungen fehlen:

1) Implementierung eines zentralen Systems als Drehscheibe für digitale Auftrags- und Produktionsdaten (z.B. ERP-Software)

2) Installation eines separaten Systems (oder eines ERP-Moduls) für die digitale Produktionsplanung und -steuerung (PPS)

3) Einbindung von CAD-Planungsdaten, CAM-Steuerungsdaten und ggf. eines Produktdatenmanagement (PDM)-Systems

4) Hardware-Implementierung für die (mobile) Datenerfassung. z.B. von Industrie-PCs, Terminals, Scannern, Tablets etc.

5) Einsatz von Barcodes und gegebenenfalls der RFID- oder NFC-Technik zur Bauteilidentifizierung und ‑ortung

6) Einbindung der Material- und Zeitwirtschaft, des Lagerwesens, der Qualitätskontrolle und des Ressourcen-Managements

7) Schaffung einer stabilen LAN- bzw. WLAN-Infrastruktur in der gesamten Werkstatt, Investitionen in die IT-Sicherheit

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