Palais de Justice auf Guadeloupe

Metallgewebefassade als Sonnenschutz

Als Sonnen- und Sichtschutz für die Glasfassade des Gerichtsgebäudes auf Guadeloupe wählte Architekt Ignacio Prego Architekturgewebe. Und das hatte mehrere Gründe: Das Edelstahldrahtgewebe kühlt den Baukörper, bietet unterschiedliche Transparenzgrade und hält den klimatischen Bedingungen stand. Die Inselgruppe bietet nicht nur karibisches Flair, auch Erdbeben und tropische Wirbelstürme gehören zum Alltag.

Das Gerichtsgebäude von Pointe-à-Pitre im französischen Guadeloupe stellt eine zeitgemäße Neuinterpretation traditioneller Justiz- architektur dar. Autorität, Stabilität, Stärke und Gerechtigkeit sind typische Attribute der Gerichtsbarkeit, die der Pariser Architekt Ignacio Prego durch eine klare und präsente, aber nicht aufdringliche Kubatur aus Stahlbeton mit einer Aluminium-Glasfassade und Sonnenschutz aus Architekturgewebe umsetzte. Der neue Justizpalast ersetzt im 100.000 Einwohner zählenden Ballungsraum Pointe-à-Pitre eine Reihe kleinerer Gebäude und beherbergt unter anderem drei Gerichtssäle.

Die geografisch-klimatischen Bedingungen, insbesondere die große Erdbebengefahr, eine konstant intensive Sonneneinstrahlung, Vulkanausbrüche, starke Regenfälle und Passatwinde, stellten eine besondere Herausforderung für die Gebäudeplanung dar. Für den Architekten Prego waren daher die Materialauswahl und die Gebäudeklimatisierung zentrale Themen.

Variierende Transparenz

Für den Sonnen- und Sichtschutz der Glasfassade an der zur Stadt gewandten Straßenseite wählte er das Gewebe Largo-Nova 2032 Vario von Haver & Boecker. Es setzt sich aus gewellten Flachdrähten und vertikalen Runddrähten zusammen, die ein flächiges und homogenes Erscheinungsbild erzeugen. Mit einer offenen Fläche von 40 Prozent bricht und filtert das Edelstahldrahtgewebe das Sonnenlicht und trägt durch die geringe Transparenz zu einem kühlen Raumklima bei, was auch den Energieverbrauch zur Gebäudeklimatisierung reduziert. Damit der Justizpalast die gewünschte Offenheit und Transparenz zum Ausdruck bringt, musste die Gewebeverkleidung neben der Sonnenschutzfunktion zusätzlich eine gute Durchsicht gewährleisten. In einem 1,5 Meter hohen, horizontal über die komplette Fassadenfront verlaufenden Bereich wurde deshalb die Maschenhöhe vergrößert, sodass die offene Fläche hier 70 Prozent beträgt. Neben der besseren Sicht von außen ins Gebäude bietet der durchsichtiger gewebte Streifen den Innenräumen trotzdem die erforderliche Distanz gegenüber dem öffentlichen Leben.

Exakt positionierte Maschen

Für die Fassadenverkleidung fertigte Haver & Boecker aus insgesamt 412 Quadratmetern Edelstahldrahtgewebe 24 Gewebebahnen mit seitlichen Kantenschutzprofilen an. Eine besondere Herausforderung bei der Produktion der Gewebebahnen war es, die absolut exakte Position der variierenden Maschen sowohl auf den einzelnen Gewebeelementen als auch auf der kompletten Fassadenbreite einzuhalten. Der Übergang von dicht auf offen sollte wie eine exakte Linie an der Fassade aussehen. Die 2,38 Meter breiten und 6,05 Meter langen Gewebebahnen wurden mit Spannkanten und Gabelschrauben über die komplette Fassadenhöhe gespannt und befestigt. Das bewährte System garantiert auch bei hohen Windlasten optimale Sicherheit. Voraussetzung war eine solide Unterkonstruktion an den oberen und unteren Stirnseiten zur Aufnahme der resultierenden Lasten.

Das Gerichtsgebäude von Pointe-à-Pitre wurde für die ADC Awards 2020 (Art Directors Club Awards) in der Kategorie Citizen Life ausgewählt.

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