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Wiegel: „Wir sind Branchenprimus!“

Nachhaltigkeit ist seit 30 Jahren Thema

Seit sieben Jahrzehnten wird bei Wiegel feuerverzinkt. Das fränkische Unternehmen gehört zu den großen Anbietern von metallischem Korrosionsschutz in Deutschland. Inhaber Alexander Hofmann hat hohe Ansprüche: Die Wiegel-Gruppe soll den Maßstab setzen, nach dem andere streben.

Wiegel zählt heute rund 2.000 Mitarbeiter und erlöst einen Jahresumsatz von rund 300 Millionen Euro.Bereits seit Jahrzehnten ist das Thema Nachhaltigkeit fest in der Unternehmensphilosophie verankert. Bei dem Nürnberger Feuerverzinker hat man ein innovatives Anlagenkonzept entwickelt, um im Umwelt- und Klimaschutz führend zu sein. Mit dem Konzept sei man in Sachen Nachhaltigkeit der Branchenprimus, so Hofmann. Es fußt auf drei Säulen: Ressourceneffizienz, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft. So ist es gelungen, den Beseitigungsabfall von 70 auf drei Prozent zu senken. „Dadurch sparen wir jährlich mehrere Millionen Euro“, sagt Hofmann. „Das ist das Eigenkapital für eine neue Fabrik.“ Das Ergebnis: 33 Neuanlagen in 33 Jahren. Diesen Kurs werde man auch in Zukunft konsequent halten.

Beim Verzinken verzichtet Wiegel schon seit vielen Jahren auf den Zusatz von Blei. „Blei ist kritisch“, so Hofmann. Auch chromhaltige Passivierungen kommen nicht zum Einsatz. Die Vorbehandlung der Schichten erfolgt chromatfrei. Dass Nachhaltigkeit in der Grundstoffindustrie, in der sich Wiegel bewegt, nicht bloß ein schönes Wort ist, sondern auch mit Inhalten gefüllt wird, das sieht Hofmann als erwiesen an. Stolz zählt er Einzelmaßnahmen auf, die der familiengeführte Konzern umgesetzt hat: Abwärmenutzung zum Heizen und für Prozesswärme. 100-prozentige Abwasserfreiheit im Unternehmen. LED-Beleuchtung an allen Standorten. Ressourcen-Effizienz durch optimale Anlagen- und Prozesstechnik. Strom wird CO2-frei eingekauft. Die Liste ist noch länger. Das alles sei transparent nachvollziehbar und entspreche der EMAS-Umwelterklärung.

Hofmann ist wichtig, dass dabei die Qualität der Beschichtung nicht auf der Strecke bleibt. Die bleifreien Schichten haben eine extrem lange Lebensdauer. „Im Gegensatz zu stark beworbenen Spezialverfahren bringen wir eine Beschichtung ohne kritische Vorbehandlung auf. Das gesamte Produktportfolio der Kunden kann von uns beschichtet werden. Wir liefern auch Duplexsysteme aus Pulver- und Nassbeschichtung für längere Lebensdauern oder zur Farbgebung.“
Bekommt man also bei Wiegel ein Angebot, wenn man nach einer besonders nachhaltigen Beschichtung fragt? Eigentlich nicht, erklärt Hofmann, denn dieses Prädikat sei Standard: „Wir machen da keinen Unterschied. Alle unseren Beschichtungen sind hochgradig nachhaltig. Die Nachfrage nach Nachhaltigkeit ist auch noch gering. Aber sie steigt an.“

Mit eigenen Forschungsinitiativen und interdisziplinären Entwicklungsprojekten, etwa am Campus der RWTH Aachen, treibt Wiegel Technologie und Wissen voran – für Produkte, Verfahren und die Anlagentechnik. Als Beispiel nennt Hofmann die Weiterentwicklung der Porenbrenner-Technologie für Verzinkungsöfen.

www.wiegel.de

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