Interview

Anton Resch von der AMFT

„Metallschrott soll in Europa bleiben!“ 

Während des Österreichischen Stahlbautags in Graz haben wir mit Anton Resch über die Lage der Branche im Nachbarland sprechen können. Auch dort haben die Betriebe die prognostiziert bessere Zukunft im Fokus; die Stimmung wird von der Hoffnung getragen, dass das Auftragsvolumen wieder wächst.

metallbau: Mit welchen Themen ist die AMFT beschäftigt?

Resch: Von Interesse ist die neue EU-Bauproduktenverordnung, dann haben wir unser neues nationales Merkblatt zu Anforderungen an das Brandverhalten von Vorhangfassaden kürzlich vorgestellt. Unser jüngstes Fachseminar zu diesen Themen war mit knapp 70 Teilnehmern gut besucht.

metallbau: Ein Vertriebsmann des Zulieferers SFS hat eben in der Kaffeepause das Jahr 2024 im Metall-/Stahlbau als dramatisch bezeichnet ...

Resch: Allgemein habe ich den Konjunkturabschwung gerade im Objektbereich nicht in dieser Dramatik erlebt. Natürlich haben die Betriebe einen ständigen Kampf auszufechten – auf der einen Seite den Fachkräftemangel, auf der anderen Seite die Brisanz um die Auslastung der Kapazitäten. Nach einer guten Konjuntur- und Auslastungssituation während der letzen Jahre und auch unerwartet in der Pandemiezeit, hat sich das Auftragsvolumen 2024 und auch noch jetzt spürbar reduziert. Das schmerzt.

metallbau: Kennen Sie ausführende Betriebe, die in Kurzarbeit oder Insolvenz geraten sind?

Resch: Ich kenne keinen Metallbauer, der aktuell in Kurzarbeit wäre. Insolvenzverfahren gibt es eine Handvoll in der Branche. Die Auslastung stellt sich teils sehr konträr dar; der Preiskampf ist wieder stärker geworden und macht sich bemerkbar, das ist ein Ergebnis von Auftragslücken. Zusammengefasst könnte es für die Branche auch schlechter laufen und wir sind bisher nach meiner Wahrnehmung mit einem blauen Auge davongekommen.

metallbau: Wie stellen sich die österreichischen Betriebe neu auf den Markt ein?

Resch: Wir stehen bei der Kreislaufwirtschaft noch am Anfang und die Betriebe lernen das Thema Nachhaltigkeit im Sinne der neuen Vorgaben mitzudenken. Anstoß dazu ist auch die neue EU-Bauproduktenverordnung, die Parameter der Nachhaltigkeit verpflichtend einführt.

metallbau: Der Verein AIUIF hat ja in Deutschland für Aluminium Enormes für einen geschlossenen Wertstoffkreislauf geleistet, gibt es in Österreich eine vergleichbare Initiative?

Resch: Leider nein, ich hatte schon Kontakt mit AIUIF, um mir die eine oder andere Anregung für den Aufbau einer ähnlichen übergeordneten Struktur in Österreich zu holen. Das ist ein sehr wichtiges Thema, weil Metallschrotte zu einem Großteil raus aus Europa verkauft werden, wir diese aber für einen geschlossenen Wertstoffkreislauf in der Kreislaufwirtschaft brauchen.

metallbau: Wie wird in Österreich mit Aluschrotten verfahren?

Resch: Wir möchten einen geschlossenen Werkstoffkreislauf für Aluminium installieren. Bislang kommen Altwaren und Schrott von Betrieben und Produzenten direkt zu Altstoffsammelstellen. Es fehlt uns eine übergeordnete Instanz wie AIUIF, die dann gewährleistet, dass unsere Wertstoffe hierzulande wiederverwertet werden und für Sekundärmaterial zur Verfügung stehen. Ein sehr zentrales Thema in der Kreislaufwirtschaft.

metallbau: Wie läuft der Sanierungsmarkt in Österreich?

Resch: Das Volumen müsste mehr werden, aber darüber reden wir seit Jahren und warten vergeblich darauf. Mit den Vorgaben der neuen Gebäuderichtlinie (EPBD), die schon 2026 im nationalen Baurecht umgesetzt sein müssen, muss aber Bewegung in die Sache kommen. Wir sind gezwungen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, und dabei spielt die Gebäudehülle eine entscheidende Rolle.             

www.amft.at

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