Kommentar


Die Kreislaufwirtschaft steht im Fokus der Nachhaltigkeit – auch im Metallbau. Recyclingfähige Materialien wie Aluminium werden hierzulande bereits erfolgreich in einen geschlossenen Wertstoffkreislauf geführt. Mehrere Systempartner bieten Aluminiumprofile mit gestuften Anteilen aus Sekundäraluminium an und werben aktiv für deren Einsatz. Im Stahlbau hingegen sind die Verarbeiter von Grünem Stahl, der mit Umweltproduktdeklarationen (EPDs) ausgewiesen wird, deutlich zurückhaltender, obwohl das Thema auf vielen Fachkongressen intensiv diskutiert wird. Eine aufschlussreiche Zahl liefert ArcelorMittal: Dipl.-Ing. Jens Haberkorn stellte am Rande des Österreichischen Stahlbautags in Graz (siehe Seite 39) fest: Vom jährlich abgesetzten Stahlvolumen in der EU macht Grüner Stahl, also Stahl, der seine CO2-Reduktion mit EPDs nachweisen kann – derzeit gerade einmal ca. 1% aus. Und das, obwohl viele große Stahlproduzenten bereits Grünen Stahl anbieten. Nach Informationen von EMW Stahl Service ist dieser derzeit je nach Sorte 60 bis 300 Euro pro Tonne teurer. Ein erheblicher Preisunterschied, der viele Verarbeiter vom Kauf abschreckt.

Unser Gespräch mit Katja Lilu Melder zeigt vielfachen Handlungsbedarf. Überbordende Bürokratie und mangelnde Infrastruktur für die Entsorgung bestimmter Baustoffe bremsen die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft aus, und das obwohl Fachleute der Stahl- und Metallbaubranche gerade hier das größte Potenzial für Nachhaltigkeit und effizienten Einsatz von Ressourcen sehen. Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefordert, praktikable Lösungen zu entwickeln, die sowohl ökologisch sinnvoll als auch wirtschaftlich tragfähig sind.

Im ÖsterreichSpezial ab Seite 38 lesen Sie, dass es im Nachbarland weder für Aluminium noch für Stahl einen geschlossenen Werkstoffkreislauf gibt. Anton Resch, Geschäftsführer der AMFT in Wien, ist mit der Vorstandschaft des AIUIF im Gespräch, inwiefern sich das deutsche Modell auf die Alubranche im Nachbarland übertragen lässt.


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