Anwenderbericht

3D-Laseraufmaß

Von der Dienstleistung zum eigenen Gerät

Metallbauer Peter Hiermeier nutzte jahrelang konventionelle Aufmaßgeräte und -methoden und fuhr damit gut, bis er eines Tages an Grenzen stieß. Dann stieg er aufs 3D-Laseraufmaß um. Zunächst beauftragte er damit einen Dienstleister, inzwischen besitzt er ein eigenes Gerät und will damit nun expandieren.

Es war sicher nicht der schönste Arbeitstag von Metallbauer Peter Hiermeier, als er im Frühjahr 2016 nach einem Aufmaßtermin zur Planung und Herstellung eines Vordachs mit gebogenem Wandabschluss am Ende ohne Aufmaß nach Hause kam. Seine Papp-Schablonen, mit denen er Maß nehmen wollte, hatte der Regen unbrauchbar aufgeweicht. Hiermeier nutzte diese Krise als Chance – ganz im Sinne der chinesischen Sprache, in der Krise und Chance dasselbe bedeuten. Zunächst beauftragte Hiermeier einen Dienstleister mit dem 3D-Laseraufmaß, um diese Methode besser kennenzulernen. Inzwischen besitzt er ein 3D-Lasermessgerät. „Ich bin damit sehr glücklich und zufrieden“, sagt der Metallbauer. „Die Anschaffung hat sich längst gelohnt.“

Aufmaß-Systeme

Zwar gibt es keine allgemeinen Normen oder Regeln zum Aufmaß, aber die Fehlerquellen sind in dieser Leistungsphase groß. Im Falle von Hiermeiers Projekt mit der gebogenen Wand waren aber weniger die Fehlerquellen entscheidend, sondern die Tatsache, dass hierbei konventionelle Geräte schlicht an ihre Grenzen kommen. Das betrifft ebenso Treppenläufe wie auch krumme, schiefe oder frei geformte Wände, wie man sie im Bestand bei Sanierungsmaßnahmen oft vorfindet. 3D-Messgeräte sind bei solchen Projekten sehr hilfreich.

Man unterscheidet zwischen sogenannten „tachymetrischen Aufmaßsystemen“ und 3D-Laserscannern. Letztgenannte sind sehr teuer in der Anschaffung (zwischen 8.000 und 75.000 Euro) und eignen sich in der Regel bei sehr komplexen Aufgaben. Das könnte z.B. das Aufmaß einer Messehalle sein, die an der Decke zahlreiche Vorsprünge und Haustechnik-Leitungen aufweist. Die tachymetrischen Systeme dagegen sind in der Anschaffung zwar teuer (ca. 6.000 bis 14.000 Euro), aber sie leisten für einen klassischen Metallbaubetrieb bereits gute Dienste – vor allem dann, wenn der Treppen- und Geländerbau sowie Sanierungen zu den Schwerpunkten der Leistungen gehören. Alternativ können Aufmaß-Dienstleistungen auch projektweise beauftragt werden.

Dienstleistung Aufmaß

Das Unternehmen Hiermeier Metallbau besteht seit über einem Jahrhundert. Peter Hiermeiers Urgroßvater hat die Schmiedewerkstatt gegründet, später haben der Großvater und der Vater den Betrieb als Schmiede und Landmaschinenwerkstatt weitergeführt. Im Jahr 2000 ist Sohn Peter in den Betrieb eingestiegen. Zu dieser Zeit wurde der Bereich Metall- und Stahlbau intensiviert. 2014 übernahm Peter Hiermeier die Geschäftsführung und investierte in moderne Werkzeuge und Maschinen.

Die Ära Zollstock, Maßband und Handlaser hat er nach dem Erlebnis mit den regendurchtränkten Schablonen beendet. Außer, wenn er kleine Aufgaben zu erledigen hat, wie z.B. einen Kellerschacht für einen Gitterrost aufzumessen. Dann tut’s immer noch der Zollstock. Seit dem Frühjahr 2016 nutzt er die Vorteile des 3D-Laseraufmaßes und ist damit sehr zufrieden. Zunächst hat er sich kein eigenes Gerät angeschafft, sondern einen Dienstleister beauftragt. Und zwar gleich für das Projekt mit dem gebogenen Wandabschluss. Was ihm selbst nach zehn Stunden Arbeitszeit nicht gelang, hat sein Aufmaßdienstleister in anderthalb Stunden vor Ort erledigt – und das auf den Millimeter genau. Im gleichen Arbeitsschritt wurde gemessen und gezeichnet. Eine vollständige CAD-Zeichnung stand mit exakten Winkeln und Radien unmittelbar zur Verfügung. Als Planungsbasis wurde eine dreidimensionale dxf-Datei aus AutoCAD an die Konstruktion in HiCAD übergeben.

Zur Dienstleistung des Herstellers Flexijet gehört das digitale Aufmaß, die CAD-Zeichnung sowie eine Foto-Dokumentation. All das wird am Ende dem Kunden übergeben. Die Kosten hängen vom Projekt ab. Für Treppenläufe beispielsweise wird ein Fixpreis angeboten, für komplexere Projekte im Bestand (zum Beispiel Kirchen oder Kellergewölbe) wird ein individuelles Angebot erstellt. Grob ist ein Dienstleistungs-Tag Aufmaß mit etwa 850 bis 1.000 Euro einzukalkulieren. „Der große Vorteil bestand für uns darin“, sagt Hiermeier, „dass wir bis dato weder einen Schulungsaufwand hatten noch Personalkapazitäten notwendig waren. Ich habe mir das System erst mal angeschaut, kennengelernt und getestet.“

Die große Nachfrage nach der Dienstleistung

Weitere Aufmaßdienstleistungen für die Projekte aus dem Betrieb Hiermeier betreute der Flexijet-Vertriebstechniker Armin Weber. Er selbst ist Schreinermeister, Betriebswirt (HWK) und CAD-Fachmann. „Ein Metallbauer setzt ein 3D-Lasersystem in der Regel bei ganz klassischen Arbeiten wie Treppen, Geländer oder Zäunen ein“, sagt Weber. „Für Herrn Hiermeier habe ich einige Projekte aufgemessen, da er unter anderem als Kunden die Diozöse Eichstätt hat, die zahlreiche alte Kirchengemäuer im Bestand hat. Wenn es vor Ort krumm und schief wird, kommen wir ins Spiel.“ Weber spricht damit ein großes Thema an: Wer überwiegend mit Sanierungen zu tun hat, ist mit 3D-Aufmaßgeräten gut beraten, denn oft sind Fenster oder Türen in Spitzbögen zu tauschen und nicht selten fehlen aktuelle Bestandspläne. Das betrifft neben Kirchen aber auch Hotels oder Gebäude, die viele Zwischenmieter und Besitzer hatten. Verlässliche Plangrundlagen hat man bei diesen Gebäuden selten zur Hand. „Die Nachfrage nach meinen Diensten ist groß“, sagt Weber. „Ich bin eigentlich schon ausgelastet.“ Betriebe, deren Mitarbeiter sich gut mit solchen Geräten auskennen, können die 3D-Messgeräte auch mieten. Bei Flexijet setzt das mindestens eine zweitägige Grundlagenschulung voraus. Darüber hinaus sind fortgeschrittene CAD-Kenntnisse nötig, vor allem mit 3D-Daten. Das war für Hiermeier kein Problem, denn bereits 2008 hat er in seinem Betrieb ein 3D-CAD-System eingeführt. „Zum damaligen Zeitpunkt war das noch nicht branchenüblich.“

Know-how und Schulungsaufwand

Um dieses Know-how zu erlangen, wird Theorie und Praxis gelehrt. Das geschieht meistens gleich vor Ort auf den Baustellen per Learning by Doing. Als Hiermeier entschied, sich selbst ein 3D-Lasermessgerät anzuschaffen, hatte er eine Schulung bei Armin Weber von Flexijet. Gemeinsam haben sie mit einer halb gewendelten Treppe ein damals akutelles Hiermeier-Projekt aufgemessen. Für die Schulungskosten musste er rund 2.000 Euro investieren. In Hiermeiers Metallbau-Betrieb im oberbayerischen Adelschlag arbeiten derzeit acht Mitarbeiter, zwei Auszubildende und zwei Büroangestellte. Von diesen sind zwei Mitarbeiter auf das System geschult. „Ich möchte aber gerne, dass sich noch weitere Mitarbeiter dieses Know-how aneignen oder dass neue dazukommen, die dieses Know-how schon haben“, sagt Hiermeier. Nicht nur, dass der Chef solche Aufgaben dann mal delegieren kann, sondern Hiermeier möchte die Digitalisierung in seinem Betrieb auch im Hinblick auf die Nachwuchs- und Mitarbeiter-Akquise sowie zur Imagepflege voranbringen. „Digitales Handwerk ist attraktiv“, davon ist Hiermeier überzeugt. „Geschulte Mitarbeiter können dann auch selbstständig arbeiten.“

Das eigene 3D-Lasermessgerät

Hiermeier hat sich nach kurzer Zeit des Kennenlernens entschieden, sich selbst ein Gerät anzuschaffen. „Dadurch“, sagt Hiermeier, „habe ich weniger Zeit- und Organisationsaufwand, denn alles kann besser in unseren Betriebsprozess integriert werden.“ Im Durchschnitt hat sich im klassischen Metallbaubetrieb, der etwa 20 bis 30 Aufträge im Jahr stemmt, die Anschaffung nach zwei Jahren amortisiert – auch, wenn keine Aufmaßfehler gemacht worden sind. Alleine die Zeitersparnis durch die Qualität des Aufmaßes, der geringe Aufwand zur Nachkonstruktion sowie der hohe Vorfertigungsgrad sind dafür verantwortlich. Darüber hinaus wird weniger Ausschuss produziert und die Fertigung ist mit weniger Toleranzen möglich. Mit diesem zuletzt genannten Vorteil wirbt Hiermeier vor allem bei den Architekten, für die solche Vorteile von hoher Bedeutung sind. „Im Vergleich zu konventionellen Aufmaß-Methoden kann ich mit dem 3D-Lasergerät bestimmt rund 30 Prozent der Zeit einsparen. Früher musste ich messen, skizzieren und anschließend alle Daten manuell in meine CAD-Zeichnung übertragen. Nicht nur, dass es jetzt schneller geht, sondern ich eliminiere dabei auch Übertragungsfehler“, resümiert Hiermeier. Armin Weber ergänzt noch einen entscheidenden Vorteil: „Mit diesem Aufmaßsystem hat man mehr Planungssicherheit und man kann den Prozess rückwärtsgehen“, sagt er und bezieht sich auf die Rückprojektion der Anschraubpunkte auf der Baustelle. „Wenn ich ein Aufmaß vor Ort mit Referenzpunkten erstellt habe und später meine Planung digital in der Zeichnung darüberlege, kann ich mir punktuell zum Beispiel an einem Stahlträger alle Anschraubpunkte darstellen lassen. Auf diese Weise kann ich schon vorher meinen Träger vorfertigen und ihn ohne Zwischenschritte direkt an der Wand montieren.“

Ausblick

Lauter gute Gründe also, die 3D-Laservermessung weiter auszubauen! „Im Moment“, sagt Hiermeier, „nutzen wir das 3D-Aufmaßsystem ausschließlich für innerbetriebliche Vorgänge, aber in Zukunft möchten wir das 3D-Aufmaß selbst als Dienstleistung anbieten.“ Damit könnte der Metallbauer tatsächlich auch branchenübergreifend arbeiten, denn neben Metallbauern benötigen auch alle anderen Disziplinen am Bau exakte Aufmaße. Für alle, die künftig selbst über die Anschaffung eines 3D-Lasermessgerätes nachdenken, hat Hiermeier ein paar wertvolle Tipps: „Die Umstellung auf das System ist ein Prozess. Eine wichtige Voraussetzung zur Anschaffung eines solchen Geräts ist die Möglichkeit, im Betrieb CAD-Daten weiterverarbeiten zu können. Darüber hinaus muss der Datenexport an die Programme im Unternehmen angepasst werden.“

Infos & Kontakt
Hiermeier Metallbau
Eichstätterstr. 11
85111 Adelschlag
Tel. +49 84 24 659

www.hiermeier.com


Flexijet GmbH
Krellstraße 10
32549 Bad Oeynhausen
Tel. +49 57 31 186 60 60

www.flexijet.info

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