Interview

Konrad Schwegler, Flexijet

Immer mehr Betriebe nutzen ein 3D-Laseraufmaß

Konrad Schwegler ist technischer Berater und Dienstleister fürs 3D-Laseraufmaß bei Flexijet. Darüber hinaus kümmert er sich um den Vertrieb der Systeme. Er berichtet im Interview über das Dienstleistungswesen im 3D-Aufmaß und benennt Vor- und Nachteile.

metallbau: Herr Schwegler, Ihrer Visitenkarte nach sind Sie Schreinermeister und bei Flexijet zuständig für den süddeutschen Vertrieb sowie für Beratung und Technik. Wenn noch mehr Platz auf der Karte gewesen wäre: Was würde noch darauf stehen?

Konrad Schwegler: Vielleicht AutoCAD-Spezialist seit über
30 Jahren, CAD-Dozent und Aufmaßdienstleister im 3D-Lasersystem.

metallbau: Seit wann arbeiten Sie mit dem 3D-Lasermessgerät?

Schwegler: Seit 2008. Da habe ich mir mein erstes Flexijet-Gerät gekauft. Übrigens eines der ersten Generation.

metallbau: Damals waren Sie aber noch nicht für Flexijet tätig, inwiefern haben Sie das Gerät beruflich genutzt?

Schwegler: Nein. Dort gehöre ich erst seit 2016 fest zum Team. Davor habe ich Aufmaße als Dienstleister angeboten: unter anderem für Architekten, für die Natursteinbranche, aber auch für den Metallbau.

metallbau: Für welche Aufgaben wurden Sie insbesondere im Metallbau angefragt?

Schwegler: Die Aufgaben sind recht unterschiedlich. Gemein haben sie, dass sie meist nichts mit Neubau oder rechten Winkeln zu tun haben. Als Beispiele fallen mir spontan ein Bierlager-Stollen ein, in dem an ein bestehendes Querträger-System Längsträger angebracht werden sollten. Gängige Metallbau-Aufmaße sind Treppenhäuser, Fluchttürme oder Treppengeländer. Davon habe ich mindestens einmal im Monat eines. Meistens geht es dann um eine Erneuerung des Geländers oder um die Ergänzung eines Handlaufs, der die heutigen Normen erfüllt.

metallbau: Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Metallbau?

Schwegler: Mit meinem 3D-Laseraufmaß habe ich stets gute Erfahrungen gemacht. Die Kunden sind zufrieden, weil sie von mir absolut maßgenaue Werte erhalten, die ihnen hohe Vorfertigungsmöglichkeiten bieten und vor allem keine Nacharbeiten mehr bescheren. Und das alles in einem Bruchteil der Zeit im Vergleich zum konventionellen Aufmaß und inklusive CAD-Zeichnung.

metallbau: Was müssen Metallbauer investieren, wenn Sie als Dienstleister zum Aufmessen kommen sollen, und was erhalten sie dafür?

Schwegler: Der Tagessatz zuzüglich Anfahrt liegt bei 890 Euro. Dafür erhalten die Kunden neben der Technik auch noch mein Know-how und meine Erfahrungen aus über zehn Jahren 3D-Laseraufmaß. Meistens kann ich auch kurzfristig Termine anbieten, aber in der Regel ist mit einem Vorlauf von zwei bis drei Wochen zu rechnen.

metallbau: Kann man sich als Metallbauer das 3D-Laseraufmaßsystem auch mieten?

Schwegler: Ja. Das ist durchaus möglich. Allerdings setzt das eine mindestens zweitägige Grundlagenschulung voraus, sonst wäre das auch nicht sinnvoll. Dabei kostet ein Schulungstag für die Gerätemiete rund 400 Euro. Ebenso müssen ausgereifte CAD-Kenntnisse, zum Beispiel in HiCAD oder Tenado vorhanden sein. Wenn ein Metallbauer nicht weiß, was ein parametrisches System ist, sollte er vom Mieten besser Abstand nehmen.

metallbau: Ab wann lohnt sich Ihrer Einschätzung nach die Anschaffung eines 3D-Laseraufmaßsystems?

Schwegler: Ein Tag Aufmaßdienstleistung liegt bei rund 1.000 Euro. Die Anschaffung eines eigenen Geräts liegt bei etwa 13.000 Euro. Je nach Projektgröße kann es schon sein, dass man sich
lediglich zweimal grob vermessen muss und schon wären die Nacharbeitungskosten so hoch wie
der Preis für ein eigenes System. Ganz generell würde ich aber von zwei Jahren Amortisierungszeit ausgehen.

metallbau: Wenn Sie „sich grob vermessen“ sagen, welche Fehlerquellen gibt es beim konventionellen Messen gegenüber dem 3D-Laseraufmaß?

Schwegler: Ich sage mal, 99 Prozent aller Fehler liegen beim Menschen. Beim Aufmaß steht man immer unter Zeitdruck und oft steht der Bauherr daneben und verwickelt einen ins Gespräch, obwohl man sich richtig gut konzentrieren muss. Aber man darf nicht glauben, dass diese hohe Konzentration beim 3D-Laseraufmaß nicht ebenso erforderlich ist. Am besten, man vermisst alleine und ganz in Ruhe.

metallbau: Welche Voraussetzungen braucht ein Betrieb, wenn 3D-Laseraufmaß integriert werden soll?

Schwegler: Der Betrieb muss CAD einsetzen und digital fertigen beziehungsweise verarbeiten. Wer nur analog fertigt, hat wenig vom 3D-Laseraufmaß.

metallbau: Für welche Aufträge eignet sich das 3D-Laseraufmaß nicht?

Schwegler: Sobald die Projekte und Baustellen sehr groß und komplex werden, Gebäude oder Räume verformungsgerecht oder in kleinteiligen Strukturen detailgenau erfasst werden müssen, kommt auch das Aufmaß mit 3D-Lasersystemen an seine Grenzen. Dann wäre ein Aufmaß mit einem 3D-Laserscanner sinnvoll.

metallbau: In welchem örtlichen Radius agiert das Unternehmen
Flexijet?

Schwegler: Hauptsächlich sind wir im deutschsprachigen Raum unterwegs. Aber wir bieten unsere Dienste weltweit an, und das, obwohl wir mit nur 16 Mitarbeitern auf diesem Gebiet ein eher kleines Unternehmen sind. Einige unserer Kunden sitzen in Nordamerika, in Polen wiederum wird viel Stahl- und Treppenbau betrieben. Dort sind wir auch häufig im Einsatz. Und dann und wann wird unser Know-how auch in Saudi-Arabien angefragt.

metallbau: Das ist weit. Wie funktioniert dann der Support?

Schwegler: Den bieten wir vor allem telefonisch an. Und im DACH-Gebiet sind neben mir im süddeutschen Raum auch Kolleginnen und Kollegen unterwegs, die unsere Kunden betreuen.

metallbau: Wie geht es mit Flexijet weiter? Werden Sie die Dienstleistungen ausbauen?

Schwegler: Vermutlich nicht. Wir gehen davon aus, dass wir eher im Vertrieb wachsen werden. Das Handwerk 4.0 breitet sich langsam und stetig aus.

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