Interview

Alexander Repp

„Wir haben 20 Wochen ­Lieferzeit!“

Bei der Firma Repp am Standort ­Echzell sind knapp 30 Mitarbeiter in den ­Arbeitsfeldern konstruktiver Metallbau sowie Metallgestaltung tätig. Aktuell baut Geschäftsführer Alexander Repp ein neues Betriebsgebäude für weitere ca. 30 ­Arbeitsplätze. Rund 50 Prozent seiner Kunden stammen aus dem ­Privatsegment.

metallbau: Kleine Metallbaubetriebe mit bis zu fünf Mitarbeitern sagen, dass ihr Einkauf von Stahlprofilen allzu gering ist als dass sie die Preissteigerungen signifikant treffen — wie ist die Situation bei Ihnen?

Alexander Repp: Wir merken die Preiserhöhungen schon und haben aktuell auch sehr lange Wartezeiten auf Materialien, auf die wir auch aus statischen Gründen nicht verzichten können. Standardmaterialien wie 12er Vierkant werden uns planmäßig geliefert, aber selbst dafür hat sich der Preis fast verdoppelt.

metallbau: Reagieren Sie mit Ihren Kalkulationen auf die Preissteigerungen?

Repp: Unsere Angebote sind derzeit nur fünf bis zehn Tage gültig. Kommt der Auftrag dann tatsächlich, bestellen wir das Material zeitnah.  Das handhaben wir jetzt seit März so, unsere Kunden akzeptieren nicht, wenn wir hinterher eine höhere Rechnung stellen.

metallbau: Bei welchen Materialien gibt es Probleme bei der Bestellung?

Repp:Bei großen Stahlprofilen, Stahlträgern, Hohlprofilen, Edelstahl und ganz besonders bei Blechen. Verzinkte Bleche sind schwierig zu bekommen beziehungsweise gar nicht. Alle Produkte, die wir derzeit in unserer Produktion herstellen, haben eine Lieferzeit von 20 Wochen.

metallbau: Seit wann dauert das so lange?

Repp: Diese langen Lieferzeiten haben wir seit dem März 2020. Für die Nachfrage nach Balkonen, Treppen in den Garten und Markisen waren die Änderungen durch die Pandemie ein Segen. Vor dem ersten Lockdown war eine Lieferzeit von ca. 10 Wochen normal.

metallbau: Inwiefern verzögert sich die Abwicklung der Aufträge?

Repp: Wir haben zum Beispiel bei einem Antriebshersteller einen speziellen Motor Anfang März bestellt, ausgeliefert wird dieser voraussichtlich Anfang Oktober. Wir können aber auf keinen alternativen Antrieb ausweichen, das ganze Gebäudemanagement ist auf diese Art Antrieb abgestimmt.

metallbau: Wie gehen Sie mit dem Thema Digitalisierung um?

Repp: Wir versuchen das, aber wenn der Monteur von der Baustelle mit seiner Skizze kommt und diese ans Technische Büro übergibt, wird es schon schwierig. Viele Dinge sind eingefahren, obwohl wir sogar die Softwaretools dafür vorhalten. Die Mitarbeiter auf dem digitalen Weg mitzunehmen, steht bei uns ganz oben.

metallbau: Sie bedienen über 50% Privatkunden; können sich solche Betriebe mehr Zeit lassen mit der Digitalisierung?

Repp: Nein, wir müssen alle hinterher sein. Auch der Privatkunde möchte von seinem Objekt eine 3D-Zeichnung haben, fragt vorab nach Bildern von den Produkten und zeichnet diese ab. Schließlich haben wir auch etwas von seiner Unterschrift unter der Freigabezeichnung. Nach Fertigstellung kann kein Kunde mehr sagen, dass er sich beispielsweise das Vordach so nicht vorgestellt hat; nach Vorlage einer 3D-Zeichnung geht das nicht mehr. Vor allem wenn wir ihm eine Bildmontage beispielsweise von einem Vordach mit einem Foto von seinem Haus erstellt haben.

metallbau: Ist der Fachkräftemangel für Sie ebenfalls Thema?

Repp: Von den 30 Mitarbeitern sind acht Auszubildende. Ich tue etwas gegen den Fachkräftemangel, in der Regel übernehme ich nach dem Gesellenabschluss alle. So war es zumindest in den letzten Jahren.

metallbau: Welcher Plan steht hinter den Investitionen in einen so großen Neubau?

Repp: Meine beiden Kinder sind in das Unternehmen als Metallbauer/-in eingestiegen, mein Sohn als Metallgestalter meine Tochter in der Konstruktionstechnik. Das hat mich ermutigt, die Produktion und die Lagerfläche um das ca. Siebenfache zu erweitern. Zudem werden wir künftig Seminarräume haben und ein eigenes Verwaltungsgebäude.

metallbau: Was meinen Sie zu Frauen im Handwerk?

Repp: Als Frau im Handwerk ist derzeit nur meine Tochter bei uns tätig. Früher habe ich am Wochenende Kindergeburtstage in unserer Werkstatt ausgerichtet – das war eine Art Schnuppertag; das Angebot steht immer noch auf unserer Website. Jedenfalls habe ich bei diesen Feiern sehen können, wie geschickt sich Mädchen im Umgang mit Feilen und Sägen anstellen. Im Vergleich zu Jungs gehen sie ganz anders an das Werkstück heran. Mir wäre es sehr recht, wenn sich mehr Frauen ins Handwerk trauten.

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