Interview

Arnd Brinkmann von Gutmann

„Trotz Corona halten wir an unseren Zielen fest!“

Die weltweit agierende Gutmann Gruppe zählt zu den führenden Herstellern hochwertiger Aluminiumprodukte für die Baubranche. Zu dem Unternehmensverbund zählen Gutmann Bausysteme sowie die Gutmann AG mit ihren Tochtergesellschaften Gutmann Aluminium Draht, Gartner Extrusion und NordAlu. Die Firmengruppe beschäftigt an drei Produktionsstandorten in Deutschland rund 1.300 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von ca. 350 Millionen Euro. Hauptsitz der Gesellschaft ist Weißenburg in Bayern, dort haben wir im Juni mit Arnd Brinkmann, CEO von Gutmann Bausysteme, über die Einführung des neuen Fassadensystems GCW 050/060 gesprochen.

metallbau: Herr Brinkmann, die Markteinführung des Systems GCW 050/060 ist Ihr wichtigstes Projekt für das Jahr 2020?

Arnd Brinkmann: Ja, wir haben Anfang des Jahres 2019 mit der Entwicklung begonnen, ab Juli 2020 ist das Aluminiumprofilsystem GCW 050/060 durchgängig geprüft verfügbar. Vom Vorgänger F50/60 haben wir die bewährte Konstruktion übernommen, die Überarbeitung betraf vor allem die Möglichkeiten der Verglasung nach der neuen DIN 18008 sowie die energieeffizienten Werte der Systemprofile.

metallbau: Wie schnell kann Gutmann liefern, wenn via www.tuulo.de bestellt wird?

Brinkmann: Gibt ein Fensterbauer via Onlineportal tuulo seine Materialbestellung bis Montag 15 Uhr ein, erhält er am Freitag seine beschichteten Profile.

metallbau: Das ist ziemlich schnell, Herr Brinkmann! Sie führen Gutmann Bausysteme nun seit 2016, was hat sich noch verändert?

Brinkmann: Wir haben in den vergangenen Jahren das Unternehmen so strukturiert, dass wir die gesamte Werkstoffkette am Standort Weißenburg vorhalten können; das heißt von Extrusion auf drei Pressen über den Verbund auf einer modernen High-Tech-Anlage bis hin zur horizontalen und vertikalen Pulverbeschichtung. Wobei wir die Horizontalanlage sehr gut für Losgröße eins nutzen können, das Volumengeschäft machen wir über die Vertikalanlage. Aktuell wechseln wir täglich zwischen 50 und 70 Mal die Farben.


metallbau: Wie hat sich der Bereich Alusysteme entwickelt?

Brinkmann: Alusysteme werden in Weißenburg, Gundelfingen und in Middle East gefertigt. Wir sind in den vergangenen vier Jahren ordentlich gewachsen und haben auch das Personal entsprechend aufgestockt. Im Aluminium-Bausektor erwirtschaftet Gutmann Bausysteme über 50% vom Gesamtumsatz, wobei die Bereiche Alu-Systeme, Holz-Alusysteme und Baubeschlag jeweils ein Drittel dieses Umsatzes ausmachen.


metallbau: Sie liefern Aluminiumsysteme standardmäßig an die Metallbauer, das Objektgeschäft ist ein weiterer Bereich?

Brinkmann: Die Anteile der beiden Bereiche in Deutschland und in der D-A-CH-Region verhalten sich ähnlich. Etwa 60% macht das Standardgeschäft aus und ca. 40% das Objektgeschäft. In Middle East sind wir nur im Objektgeschäft tätig, der Markt dort wächst astronomisch.

metallbau: Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Sie?

Brinkmann: Wir arbeiten nachhaltig in verschiedener Hinsicht. Zum einen haben wir einen kompletten Wertstoffkreislauf und schmelzen einen Teil des Aluminiumbedarfs (ca. 25.000 t) bei Gartner in Gundelfingen; per se haben unsere Systeme eine Recyclingquote von ca. 30%. Aber natürlich lässt sich mit unseren Systemen auch energieeffizient und somit nachhaltig bauen. Das neue Fassadensystem GCW 050/060 glänzt beispielsweise mit einem Ucw3-fach-Wert von 0,70 W/m²K (bei einer Elementgröße von 1.200 x 3.500 mm, dem Ug-Wert 0,7 W/m²K und dem Up-Wert von 0,25 W/m²K).


metallbau: Sind Wärmedämmwerte heute noch wichtig?

Brinkmann: Sehr gute Werte für Wärmedämmung und Dichtigkeit sind heute eher Zugangsvoraussetzungen für den Markt, einen Wettbewerb gibt es hinsichtlich den anteiligen Personalkosten für die Produktion der Systeme beim Verarbeiter. Dies konkretisiert sich in optimierter Verarbeitung beziehungsweise einem hohen Vorfertigungsgrad und einfacher Montage auf der Baustelle. Bei der Entwicklung von GCW 050/060 war uns die Perspektive der Verarbeiter sehr wichtig, wir haben mit den Kunden vorab über die Konstruktion gesprochen.

metallbau: Wie bewerten Sie die Corona-Krise?

Brinkmann: Unsere Belegschaft hatten wir zu 50% im Homeoffice platziert, inzwischen sind aber schon wieder viele zurück. Stopps auf den Baustellen haben dazu geführt, dass einiges an Material noch nicht ausgeliefert wurde und sich bei uns auf dem Hof sammelt. Aber das sind bislang auch alle Konsequenzen. Staatliche Hilfe oder Kurzarbeit mussten wir nicht in Anspruch nehmen. Wir haben in allen Bereichen mit voller Kapazität durchgearbeitet und durch rechtzeitige Disponierung kritischer Artikel jederzeit die Lieferkette sichergestellt. Prognosen wage ich zur Zeit nicht, die Marktmechanismen sind nicht mehr so konservativ zu analysieren, wie es vor der Corona-Krise war. Der Dax ist Mitte Juni wieder auf über 13.000 Punkte hochgeschossen, auf der anderen Seite jammert man, glaubt die Welt bricht zusammen, wenn zwei Monate lang der Dax fällt. Für unsere Branche gibt es doch allen Grund zur Hoffnung, ein Signal dafür ist, dass im Juni die Berliner Deutsche Wohnen die Lufthansa im Dax ersetzt hat. Die Bewertung war ja eher euphorisch und deutet darauf hin, dass sich Geld ins sichere Betongold entwickelt.

metallbau: Interconsulting prognostiziert dem D-A-CH Fenstermarkt 2020 einen Absatzrückgang von 7,2 %!

Brinkmann: Wir werden wegen der Corona-Krise und der damit verbundenen Prognosen unsere Ziele und Budgets für dieses Jahr nicht ändern. Wir sind für alle Segmente des Fensterbaus aufgestellt, zudem wächst der Anteil der Holz-Aluminium-Fenster weiter, ich gehe davon aus, dass in absehbarer Zukunft 15% und mehr erreicht werden. Die gute Öko-Bilanz von Holz- Aluminium-Systemen erweitert zudem deren Einsatzspektrum. Verbraucher entscheiden zunehmend auch über diesen Aspekt und wir erkennen zunehmende Anfragen von Architekten, dass die Werkstoffkombination mehr und mehr auch im Objektbereich Einsatz findet.

metallbau: Die BAU in München haben Sie abgesagt!

Brinkmann: Wir nutzen die frei gewordenen Kapazitäten, um in Weißenburg einen Showroom und eine Akademie aufzubauen. Die baulichen Maßnahmen sollen gegen Ende des Jahres 2021 fertiggestellt sein.

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